Asunción/Berlin. Zwei brutale Todesfälle geben der Polizei in Paraguay Rätsel auf. Die Getöteten sollen ein deutscher Forscher und seine Tochter sein.

Das schmucklose, unverputzte Haus nahe der paraguayischen Hauptstadt Asunción wird von einer Mauer mit Stacheldraht umgeben, doch die hielt die Mörder nicht ab. Sie überwanden die Außenwand, schlichen sich aufs Grundstück und verschafften sich Zugang zum Haus. Dort trafen sie auf die Bewohner – und zeigten keine Gnade. Ihre Opfer: der bekannte deutsche Archäologe Bernard von Bredow (62) und seine Tochter im Teenageralter.

Es ist das tragische Ende eines Auswanderertraums: Der Eiszeitforscher, der seit einigen Jahren in Südamerika lebte, ist erschossen worden. Mit ihm starb seine Tochter Loreena. Die Leichen wurden bereits vor anderthalb Wochen im Wohnhaus der beiden von einem Nachbarn gefunden, wie jetzt bekannt wurde.

Bernard von Bredow in Paraguay hingerichtet

Das Verbrechen bewegt Weggefährten des renommierten Mammut-Ausgräbers genauso wie die Menschen in seiner Wahlheimat. Weil der Mann in Wissenschaftlerkreisen bekannt war – und wegen der brutalen Umstände seines Todes.

„Es gibt Anzeichen dafür, dass er gefoltert wurde“, sagt der Gerichtsmediziner Héctor Meza laut der Zeitung „Ultima Hora“. Von Bredows Leichnam habe neben der Schusswunde Verletzungen im Gesicht und Prellungen am Auge aufgewiesen. Im Haus fanden die Ermittler zahlreiche Blutflecken. Die Angreifer töteten den Deutschen schließlich mit einem Schuss in den Nacken. Meza sprach von einer „Hinrichtung“.

Die Polizei geht von einem Raubmord aus

Auch die Tochter – paraguayischen Medienberichten zufolge war sie 15 Jahre alt – starb durch eine Kugel. Sie wurde mit einer Schussverletzung am Bauch in der mit Wasser gefüllten Badewanne gefunden. Die Polizei geht von einem Raubmord aus. Das Haus sei durchwühlt worden. Die Täter hätten wohl damit gerechnet, dass von Bredow als Ausländer wohlhabend sei, schildert der Leiter der Mordkommission, Hugo Grance.

Ein Freund des Toten sagte gegenüber dem Sender ABC TV jedoch, von Bredow habe keine Wertgegenstände im Haus aufbewahrt. Der vielseitig interessierte und handwerklich talentierte Mann hatte sein Geld zuletzt offenbar als Geigenbauer verdient.

Bernard von Bredow entdeckte altes Jagdrevier der Neandertaler

Wer sich in Deutschland für Paläontologie interessiert, dürfte Bernard von Bredow kennen. Nicht nur weil der gebürtige Bayer am Chiemsee ein seit den Corona-Lockdowns geschlossenes, Mammutheum genanntes privates Urzeitmuseum samt Steinzeitpark begründete.

Das Haus, in dem Bernard von Bredow und seine Tochter getötet worden sein sollen.
Das Haus, in dem Bernard von Bredow und seine Tochter getötet worden sein sollen. © Screenshot: https://www.abc.com.py/

Dort präsentierte er eines der ältesten Mammutskelette der Welt. Die Knochen hatte er Mitte der 1970er-Jahre selbst entdeckt – als er mit einem Suppenlöffel in den Chiemgauer Alpen nach einem Goldschatz grub – und einen aus einem Tümpel ragenden Knochen fand. Damals war er erst 16 Jahre alt.

Bernard von Bredow stellte sein Forschungsgebiet im TV vor

Der frühe Glückstreffer bedeutete den Start einer weltweiten Karriere. Er reiste zu Grabungen nach Neuseeland, Russland und in die USA, entdeckte ein wichtiges Jagdrevier der Neandertaler und scheute das Licht der Öffentlichkeit nicht – in mehreren TV-Dokumentationen stellte er sein Forschungsgebiet, die Eiszeit, vor.

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Die Polizei glaubt nicht an einen Zusammenhang mit von Bredows Forschungen. Für die Ergreifung der Täter haben die Behörden eine Belohnung ausgesetzt.