Cardiff. Die Queen ist unzufrieden mit dem Engagement der Politiker für dem Klimaschutz. Das offenbart eine Mikrofonpanne: „Worte, keine Taten“.

Die Queen ist zurück – und wie! In Cardiff nahm sie an der Eröffnungszeremonie des walisischen Parlaments teil. Zwar war es das zweite Mal, dass sie öffentlich am Stock ging – aber die 95-Jährige war in Topform. In pinkfarbenem Mantel mit dazu passendem Hut schritt sie über den roten Teppich.

Anders als die meisten anderen verzichtete sie auf eine Maske. Gut gelaunt begrüßte sie die Politiker, scherzte und plauderte. Es war ihr erster Besuch seit fünf Jahren in diesem Landesteil ihres Vereinigten Königreichs.

Dann aber zeigt sie sich von der bissigen Seite – und macht Politikern, die das Klima retten sollen, Beine. Es wäre irritierend, wenn die Leute „nur reden, aber nicht handeln“, sagt sie. Auch interessant:Black Lives Matter: Das denkt die Queen über die Bewegung

Queen mischt sich sonst nicht ein

Damit sorgte sie für einen Eklat: Aussagen zu politischen Themen sind für sie tabu. Ihre Rolle ist rein repräsentativ. Bei der Parlamentseröffnung in London etwa liest sie stoisch ihren Text vor, den ihr der amtierende Premierminister vorgibt. Als sie einmal einen blauen Hut mit Sternen trug, ging das vielen bereits zu weit. Machte sie sich damit etwa für einen Verbleib in der EU stark?

Queen Elizabeth II hält die Eröffnungsrede vor dem Parlament in Wales. In die Politik darf sie sich nicht einmischen.
Queen Elizabeth II hält die Eröffnungsrede vor dem Parlament in Wales. In die Politik darf sie sich nicht einmischen. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Jacob King

Tatsächlich fiel der Queen-Tadel in Wales in einem privaten Gespräch mit ihrer Schwiegertochter Herzogin Camilla, die sie begleitet hatte, und der Parlamentspräsidentin Elin Jones. Ihnen war nicht bewusst, dass ihre Diskussion von den Mikrofonen aufgezeichnet wurde und damit im Livestream von der Zeremonie zu hören war.

In dem Gespräch ging es um die UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow, die in zwei Wochen beginnt. Die Queen will daran teilnehmen, ebenso Thronfolger Prinz Charles, Herzogin Camilla, Prinz William und Herzogin Kate.

Prinz William kritisiert Milliardäre

Doch ist die Queen unzufrieden mit dem bisherigen Stand der Gästeliste. „Ich höre alles über die COP“, sagt sie. „Ich weiß immer noch nicht, wer kommt. Keine Ahnung.“ Dann wendet sie sich an die Politikerin Jones: „Wir wissen bisher nur von Leuten, die nicht kommen.“ Jones pflichtet der Königin bei: „Exakt – und es ist Zeit zu handeln.“

Nun bringt die Politikerin die Sprache auf Prinz William. Der zukünftige König hatte Milliardäre wie Jeff Bezos kritisiert, die sich und reiche Touristen in den Weltraum schießen. „Es gibt keinen Grund, ins All zu fliegen“, sagte der Queen-Enkel der BBC. „Die schlauesten Köpfe der Welt sollten sich darauf konzentrieren, diesen Planeten zu reparieren, statt zu versuchen den nächsten Ort zu wechseln.“ Lesen Sie hier:Harry und William: Warum ihr Streit die Monarchie gefährdet

Auch er äußerte Bedenken, bei der Klimakonferenz könne es „schlaue Worte, aber nicht genug Taten“ geben. Während Jones davon spricht, lächelt die Queen stolz – und sagt: „Ja, ich habe darüber gelesen.“

Harry und Meghan im Privatjet

Verkehrsminister Grant Shapps beeilte sich, zu den Queen-Aussagen Stellung zu beziehen. Dabei wies er die Andeutung zurück, die Teilnehmerliste sei mau. „Wir wissen, dass Hunderte Führungspersönlichkeiten zur COP nach Glasgow kommen werden“, sagte er Sky News. „Ich denke, private Aussagen sollten privat bleiben, aber wir würden alle gerne mehr Fortschritt (beim Klimaschutz) sehen.“

Die walisische Politikerin Elin Jones (r.) begrüßt Prinz Charles, Herzogin Camilla und die Queen.
Die walisische Politikerin Elin Jones (r.) begrüßt Prinz Charles, Herzogin Camilla und die Queen. © Getty Images | Chris Jackson

In den sozialen Medien gibt es viel Zuspruch für die Queen. „Sie hat so recht“, schreibt John Harvey. „Weiter so mit Ihrer guten Arbeit, Eure Majestät.“ Ein anderer schreibt: „Ich bin kein Royalist, aber ein großer Fan von älteren, hellwachen Ladys mit einer Prise Gift.“ Rundum zufrieden mit dem Auftritt der Queen ist die Boulevardzeitung „Daily Mail“: „Die Queen wirkt strahlend in Pink“, jubelte das Blatt. Das Urteil: „königlich zuverlässig“.

Vielleicht lassen sich einige Regierungschefs nach dem Rüffel der Königin nun doch zu einer Teilnahme hinreißen. Die Zusagen aus Russland (Wladimir Putin), Indien (Narendra Modi), China (Xi Jinping) und Brasilien (Jair Bolsonaro) stehen unter anderen noch aus. Zumindest der australische Premierminister Scott Morrison sollte sich jetzt sputen: Die Queen ist als Staatsoberhaupt des Commonwealth-Landes seine Chefin.

Auch die abtrünnigen Royals Prinz Harry und Herzogin Meghan geben sich grün. Sie predigen allerdings Wasser und fliegen Privatjet – für den Kurztrip zum wohltätigen „Global Citizen“-Konzert in New York mochten sie keinen Linienflieger nehmen. Laut einer Studie verursachte ihr Flug von Los Angeles CO2 wie ein Durchschnittsmensch in einem Jahr. Auch interessant:Herzogin Meghan wird 40: Bewundert, beneidet und gehasst