Halle. Zum ersten Mal hat sich ein Mensch in Sachsen-Anhalt mit dem Borna-Virus infiziert. Das Virus ist selten, kann jedoch tödlich enden.

  • Das Borna-Virus breitet sich in Deutschland aus, immer mehr Fälle werden bekannt
  • Es gab bereits Todesfälle
  • Was muss man über das Virus wissen?

In Sachsen-Anhalt ist es zum ersten Mal zu einer Infektion mit dem sogenannten Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) bei einem Menschen gekommen. Wie das Landesamt für Verbraucherschutz am Montag (11. Oktober) in Halle mitteilte, geht das Robert Koch-Institut (RKI) von einer bestätigten Diagnose bei einer 58-jährigen Frau aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld aus.

Bisher handele es sich in Sachsen-Anhalt um einen einzigen Fall, schreibt das Landesamt für Verbraucherschutz in einer Mitteilung. Die Frau sei bereits Ende 2020 schwer erkrankt und habe unter Kopfschmerzen, Hautblutungen, septischem Krankheitsbild und veränderter Bewusstseinslage gelitten. Aktuell sei die Patientin nicht ansprechbar und werde in einem Pflegeheim betreut, heißt es in der Mitteilung weiter.

Virus BoDV-1 zunächst nur bei Tieren bekannt

Bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren ist die von den Viren ausgelöste Bornasche Krankheit schon länger bekannt. Bei Menschen wurde das Virus BoDV-1 erst vor wenigen Jahren als Ursache meist schwerer Gehirnentzündungen nachgewiesen.

Epidemiegebiete befinden sich laut Landesamt für Verbraucherschutz in der östlichen Hälfte Deutschlands, vor allem in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Erkrankungen bei Menschen seien selten, endeten jedoch überwiegend tödlich. Eine spezifische Therapie gegen die Bornavirus-Infektion gebe es bislang nicht.

Erkrankungen auch nördlich von Bayern

Ende 2020 waren in Bayern zwei Menschen nach einer Infektion mit Borna-Viren gestorben. 2017 war es in Brandenburg zu einem tödlich endenden Fall gekommen. Aktuell ist eine weitere Infektion mit Borna-Viren bei einem Menschen in Thüringen bekannt.

Laut RKI handelt es sich somit bei dem Fall in Sachsen-Anhalt um den dritten Fall nördlich von Bayern. Damit verfestige sich der Eindruck, dass auch im nördlichen Teil des tierischen Endemiegebietes mit menschlichen Infektionen zu rechnen sei, erklärte das Landesamt für Verbraucherschutz.

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Laut einer Studie der Universität Regensburg und des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) sind zwischen 1995 und 2019 mindestens 14 Menschen an einer Gehirnentzündung gestorben, die durch eine Infektion mit Borna-Viren ausgelöst worden war. Alle diese Fälle traten in Bayern auf.

Übertragung durch die Feldspitzmaus

Der natürliche Träger des Virus ist die Feldspitzmaus, so das Landesamt für Verbraucherschutz. Vermutlich werden die Viren über deren Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Menschen können sich wahrscheinlich über direkten Kontakt mit der Spitzmaus oder ihren Ausscheidungen anstecken. Eine Ansteckung kann aber auch über verunreinigte Lebensmittel, Wasser oder das Einatmen kontaminierten Staubs erfolgen.

Eine weitere Gefahr könnten auch Hauskatzen darstellen, die außerhalb von Wohnräumen unterwegs sind. Eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist laut Landesamt für Verbraucherschutz unwahrscheinlich, ebenso wie eine Übertragung durch infizierte Pferde, Schafe und andere Haus- und Heimtiere.

(msb/bekö/dpa)