Berlin. Laut einer neuen Studie aus Israel sind Genesene besser gegen das Coronavirus geschützt als Menschen, die mit Biontech geimpft wurden.

  • Wie gut sind Geimpfte vor einer Covid-19-Erkrankung geschützt?
  • Laut einer Studie aus Israel ist zumindest der Schutz Biontech nicht so hoch wie nach einer Infektion mit dem Coronavirus
  • Forscher warnen jedoch davor, falsche Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen

Eine Studie aus Israel zeigt erstmals, dass der Schutz vor einer Infektion mit der Delta-Variante nach einer vorherigen Coronavirus-Infektion höher sein könnte als durch eine Impfung mit dem Vakzin von Biontech.

Die Forscher verglichen für die nach ihren Angaben größte Studie dieser Art die Daten von Zehntausenden Krankenkassen-Mitgliedern der zweitgrößten Krankenkasse Israels.

Studie vergleicht Biontech-Schutz mit Genesenen

Zunächst verglichen die Forscher die Daten von Corona-Genesenen, die sich im Januar oder Februar mit Sars-CoV-2 infiziert hatten, mit den Daten von Menschen, die im selben Zeitraum geimpft wurden und sich zuvor nicht infiziert hatten. Dabei analysierten die Fachleute, wie viele Infektionen es von Anfang Juni bis Mitte August gab - in diesem Zeitraum verbreitete sich in Israel bereits die Delta-Variante.

Der Studie zufolge infizierten sich im Zeitraum von Anfang Juni bis Mitte August 257 Personen mit dem Coronavirus. Dabei handelte es sich nur bei 19 Personen um Genesene - ein kleiner Bruchteil zu den 238 Geimpften, die sich erneut ansteckten. Dabei entwickelten 199 Menschen Symptome - wobei es sich bei nur acht um Genesene handelte.

Studie: Natürliche Immunität schützt am besten

Demzufolge haben zweifach Biontech-Geimpfte ein sechs bis 13 Mal höheres Risiko sich anzustecken als Genesene. Die Gefahr, Symptome zu entwickeln, lag bei Geimpften 27 Mal und das Risiko einer Hospitalisierung achtmal höher, berichten die Autorinnen und Autoren vom Research & Innovation Center der Krankenkasse Maccabi Healthcare Services

"Die Unterschiede sind gewaltig. [...] Soweit ich weiß, ist es das erste Mal, dass das im Zusammenhang mit Covid-19 gezeigt wurde", so Charlotte Thålin vom Danderyd Hospital und dem Karolinska Institut in der Fachzeitschrift "Science". Die Ergebnisse würden beweisen, dass die natürliche Immunität den Schutz durch Impfungen übertreffen könnte.

In einem weiteren Schritt fanden Forscher heraus, dass auch die natürliche Immunität im Laufe von mehreren Monaten nachlässt. Allerdings waren der Studie zufolge selbst Genesene, die sich irgendwann im Jahr 2020 infiziert hatten, besser geschützt als Geimpfte.

Trotz Schutz durch Immunität: Gefahren von Infektionen sind nicht zu unterschätzen

Doch auch wenn die Untersuchung zeigt, wie stark das menschliche Immunsystem ist, warnen Wissenschaftler davor, dies als Argument zu verstehen, sich absichtlich mit Corona zu infizieren. Daten aus Großbritannien zufolge habe sich die Gefahr, wegen einer Covid-19-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden zu müssen, durch die Delta-Variante verdoppelt.

Von den möglichen lebensgefährlichen Krankheitsverläufen und den Belastungen des Gesundheitssystems mal ganz abgesehen, sei die Gefahr an Long Covid zu erkranken, zu hoch.

So sagte Marion Pepper, Immunologin an der University of Washington, gegenüber dem Magazin "Science", dass die Studie nicht zeige, was eine Covid-19-Erkrankung dem Körper antue, um die natürliche Immunität überhaupt zu erreichen.

Booster-Impfung: Karl Lauterbach zum Biontech-Schutz

In der Studie wurde ebenfalls untersucht, ob Genesene von einer zusätzlichen Impfung gegen das Coronavirus profitieren. Das Ergebnis: Bei einer zusätzlichen Impfung konnte ein 0,53-fach gesenktes Risiko für eine weitere Infektion festgestellt werden.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach folgerte aus den Ergebnissen, dass eine besonders hohe Impfquote plus Booster-Impfungen für Ältere und Kranke nötig sei.

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Die Studie existiert bisher nur als Preprint. Das heißt, sie wurde noch nicht von Experten begutachtet und ist noch nicht in einer Fachzeitschrift erschienen. (fmg)