Berlin. Die Situation in Afghanistan ist womöglich dramatischer als je zuvor. Diese Organisationen helfen vor Ort und benötigen Spenden.

Wer die aktuelle Lage in Afghanistan verfolgt, kann sich angesichts der bedrückenden Nachrichten fragen, wie man den Menschen vor Ort helfen kann. Durch den Vormarsch der Taliban in den letzten Wochen befanden sich schon viele Afghanen und Afghaninnen in dem Land selbst auf der Flucht. Die Machtübernahme durch die Islamisten macht ihre Lage nun nahezu aussichtslos.

Laut Welthungerhilfe haben aktuell rund 18,4 Millionen Menschen in dem Land nicht genügend zu essen. Die Organisation hat die Staatengemeinschaft deshalb aufgerufen, Hilfsorganisationen in Afghanistan finanziell zu unterstützen. Dies kann man auch als Privatperson tun.

Trotz der akuten Bedrohung durch die Taliban sind viele Hilfsorganisationen derzeit noch im Land, auch wenn ihre Mitarbeiter sich jetzt möglicherweise selbst retten müssen. Wir nennen hier eine Auswahl von Organisationen, die derzeit dringend Unterstützung gebrauchen können und über die die Spenden bei den Leidtragenden der Konfliktsituation in Afghanistan ankommen.

Spenden für Nahrungsmittel und andere Projekte: Caritas international

Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, arbeitet schon jahrelang mit lokalen Partnern in Afghanistan. Schwerpunkt der Arbeit in dem Land waren vor allem Bildungsprojekte für Frauen und die Sicherung der Ernährung der Bevölkerung. Derzeit befindet sich laut Angaben des Hilfswerks noch ein deutscher Mitarbeiter in Kabul. Ob dieser ausreisen wird, ist noch unklar.

Caritas international hat im Norden des Landes, in der Provinz Samangan, ein Projekt zur Nahrungsmittelsicherung gestartet. An etwa 8.000 Menschen wird Bargeld verteilt, das für Essen und Kochgeschirr eingesetzt werden kann. Viehfutter und tiermedizinische Hilfen sollen die bäuerliche Eigenproduktion stärken. Die Organisation ruft zu Spenden auf.

Unterstützung für die Ortskräfte: Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte

Dieses Netzwerk wurde 2015 von Bundeswehrsoldaten gegründet, die mal in Afghanistan im Einsatz waren. Menschen, die nicht zwingend aus den Reihen der Bundeswehr kommen müssen, kümmern sich hier um die Betreuung von bereits nach Deutschland eingereisten Ortskräften. Dafür werden auch finanzielle Mittel benötigt.

"Die Ortskräfte haben ihr Leben für die Zusammenarbeit mit den Deutschen Sicherheitskräften riskiert", heißt es auf der Webseite. "Wir sind den Menschen gegenüber verantwortlich, die uns in Afghanistan unterstützt, geholfen und vertraut haben", heißt es weiter. Schirmherr des Projekts ist zwar der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn - dennoch wird das Netzwerk vollkommen ehrenamtlich und auf Basis von Spenden betrieben.

Auch interessant: Taliban-Sieg: Warum ist die afghanische Armee so schwach?

Medizinische Hilfe vor Ort: Ärzte ohne Grenzen

Trotz der Machtübernahme durch die Taliban leistet die Organisation Ärzte ohne Grenzen weiterhin medizinische humanitäre Hilfe in den örtlichen Projekten in Herat, Kandahar, Chost, Kundus und Laschkar Gah. Zuletzt wurde eine neu errichtete Unfallklinik in Kundus in Betrieb genommen, wo nun erste Patienten behandelt werden.

Die Ärzte versorgen in Afghanistan vor allem Schwangere und Neugeborene und bieten kostenlose Geburtshilfe an. Zudem betreiben sie Notaufnahmen für die Versorgung von Verletzten und Verwundeten und behandeln Menschen, die schwer erkrankt sind, beispielsweise an Tuberkulose oder Covid-19.

Hilfe für Frauen und Mädchen: "Medica Mondiale"

Der Verein Medica Mondiale betreibt in Afghanistan eine Partnerorganisation namens Medica Afghanistan. Aktuell wird die Frauenrechtsarbeit vor Ort weitergeführt. Zudem wurde eine kostenlose Beratungshotline eingerichtet, um für Frauen flächendeckend erreichbar zu bleiben.

Durch die Machtübernahme der Taliban sind insbesondere auch Frauenrechtlerinnen in Afghanistan derzeit gefährdet. Der Kölner Verein unterstützt seit 20 Jahren seine lokale Partnerinitiative mit 90 Mitarbeiterinnen. Laut Angaben der Vereinsvorsitzenden Monika Hauser befinden sich die Frauen derzeit mit ihren etwa 300 Familienangehörigen in Kabul. Sie müssten so schnell es geht evakuiert werden.

Hunderte Menschen haben sich in Kabul vor dem internationalen Flughafen versammelt.
Hunderte Menschen haben sich in Kabul vor dem internationalen Flughafen versammelt. © dpa

Lesen Sie auch: Afghanistan: Flüchtlinge krallen sich an startende Flugzeuge

Bildung und Unterstützung für Kinder und Frauen: "Kinderhilfe Afghanistan"

Diese private Initiative der Regensburger Familie Erös wurde 1998 ins Leben gerufen und unterstützt vor allem Kinder und Frauen in Afghanistan mit schulischen und medizinischen Projekten. Laut eigenen Angaben betreibt die Kinderhilfe 30 Schulen mit rund 60.000 Schülerinnen und Schülern außerdem eine Universität mit knapp 2.000 Studierenden. Auch Photovoltaikanlagen und Krankenstationen hat die Kinderhilfe aufgebaut.

Diese private Organisation finanziert sich nicht aus staatlichen Fördergeldern und beschäftigt laut eigenen Angaben hauptsächlich Afghanen. Die Verhandlungen mit den Taliban sind seit Jahren stabil, keine Einrichtung wurde jemals angegriffen. Hier ist die Chance, dass die Hilfsorganisation weiter in Afghanistan arbeiten kann, groß.

"Afghanische Kinderhilfe Deutschland": Finanzierung für Krankenhäuser

Die Afghanische Kinderhilfe Deutschland mit Sitz in Düsseldorf betreibt zwei Tageskliniken und eine Schule in und um Kabul. Finanziert werden die Einrichtungen von Spendengeldern aus Deutschland. Die beiden Krankenhäuser versorgen derzeit Menschen aus dem Norden des Landes, die in den letzten Tagen nach Kabul geflüchtet sind.

Lesen Sie auch: Kabul-Luftbrücke: So gefährlich läuft die deutsche Evakuierung ab

(bml)