Borkum/Rostock/Wyk. Es ist bereits der zweite Sommer unter Pandemiebedingungen. Wie 2020 ist es voll an den deutschen Küsten. Neben erfahrenen Küstenurlaubern zieht es auch Neulinge an den Strand.

Fast alle Bundesländer haben aktuell Ferien, und viele Menschen zieht es an die deutschen Küstenorte in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.

Viele Urlauber verbringen hier seit Jahren ihre Ferien, doch auch dieses Jahr zieht es wieder Neulinge an den Strand, die wegen der Corona-Pandemie auf einen Urlaub im Ausland verzichten. Damit der Strandtag für alle entspannt wird, ist einiges zu beachten.

Manches versteht sich eigentlich von selbst: Dass man sein sandiges Handtuch nicht ausgerechnet über Frischeingecremten nebenan ausschüttelt etwa. Oder Fußball zwischen den Strandkörben spielt. Doch andere Dinge sind nicht ganz so eindeutig und unterscheiden sich manchmal von Ort zu Ort. Hinzu kommen dieses Jahr noch Corona-Regeln, die sich - je nachdem in welchem Bundesland oder auch Ort man ist - unterscheiden können. Touristiker in allen drei Bundesländern bitten daher darum, sich über geltenden Regeln zu informieren.

Die Corona-Pandemie wird Touristen zunächst bei der ANREISE bewusst - in allen drei Bundesländern müssen sie bei der Ankunft in ihrem Quartier einen negativen Corona-Test oder einen Impfnachweis vorlegen. In Niedersachsen etwa muss bei einer Inzidenz zwischen 10 und 35 bei der Anreise und zweimal wöchentlich getestet werden. In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein muss nur bei der Ankunft ein negatives Testergebnis vorgelegt werden. Im nördlichsten Bundesland regt sich gegen diese erst seit Montag geltende Regel durchaus Widerstand. So gibt es etwa auf Sylt Überlegungen, per Hausrecht die Testpflicht beizubehalten.

Und auch am Urlaubsort gilt, was zu Hause eingeübt wurde: Abstand halten, Hygienemaßnahmen einhalten und Maske tragen. Viele Orte haben eigene Plakate und Infomaterial mit den geltenden CORONA-REGELN erstellt oder Einbahnstraßensysteme am Strandaufgang entwickelt. Vielerorts gibt es auch digitale Services wie Online-Strandampeln, die volle Strandabschnitte oder Parkplätze anzeigen. Und Strandkörbe können mittlerweile an einigen Orten online reserviert und beispielsweise im niedersächsischen Wangerland mit dem Smartphone geöffnet werden. Verschoben werden dürfen Strandkörbe übrigens weder im Wangerland noch in anderen Orten. Auch am Strand muss der Mindestabstand gewahrt werden.

Ansonsten hängen die PANDEMIE-BEDINGTEN EINSCHRÄNKUNGEN natürlich auch vom persönlichen Verhalten ab, heißt es etwa von den Tourismusverbänden in Mecklenburg-Vorpommern. Wer fast nur an (weniger belebten) Stränden spazieren gehen oder die Region mit dem Fahrrad erkunden will, wird Corona für einige Stunden gut vergessen können. Das Kultur- und Erlebnisangebot ist vielerorts allerdings noch nicht wieder so groß wie in Vor-Corona-Jahren. Der Zugang zu manchen Veranstaltungen bleibe noch reglementiert, sagte beispielsweise der Geschäftsführer des Landestourismusverbands Mecklenburg-Vorpommern, Tobias Woitendorf. Größere Veranstaltungen wie etwa die Störtebeker-Festspiele in Ralswiek wurden abgesagt. Auch in den anderen Urlaubsregionen an Nord- und Ostsee läuft das Kultur- und Sportveranstaltungsprogramm noch nicht wieder auf vollen Touren. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr ist aber einiges mehr möglich.

GEDULD UND RÜCKSICHTNAHME ist aber weiterhin wichtig. Noch immer bilden sich oftmals Schlangen etwa vor dem Bäcker oder den Restaurants - einfach weil nicht so viele Menschen gleichzeitig in den Verkaufsraum dürfen oder die freie Platzwahl selbst in den Bistros direkt am Strand eingeschränkt sein könnte. Tische sollten zudem gerne reserviert werden. Das verhindert Frust bei der Suche nach einem freien Restaurantplatz. Und vielleicht noch wichtiger als vor Corona: Wer die Reservierung nicht wahrnehmen kann, sollte den Tisch stornieren und damit frei für andere Gäste machen. Denn noch immer gibt es vielerorts Kapazitätsbeschränkungen.

Neben den Corona-Regeln, die so oder ähnlich in vielen Orten der Republik gelten dürften, gibt es auch Besonderheiten, die so nur im Küstenurlaub zu beachten sind. "Häufige Strandgäste kennen die Regeln meist", sagte eine Sprecherin der Föhr Tourismus. Neulinge werden hier und anderenorts häufig durch Schilder darauf hingewiesen, was erlaubt ist und was nicht. So ist das nicht nur bei Kindern beliebte STRANDBURGENBAUEN - oftmals aus Küstenschutzgründen - nicht überall gerngesehen und zumindest bestimmten Regeln unterworfen.

Auf der ostfriesischen Insel Borkum ist das Bauen im Sand generell erlaubt - je nach Strandbreite gibt es dafür aber mal mehr und mal weniger Platz. Daher gelte es Rücksicht auf andere Gäste zu nehmen. Strenger geht es dem Augenschein nach auf den nordfriesischen Inseln und auch auf Rügen zu. Auf der nordfriesischen Insel Föhr weisen Schilder darauf hin, dass Löcher nicht tiefer als 50 Zentimeter sein dürfen. Auch auf Sylt wird das Burgenbauen nicht gerne gesehen - dabei geht es aber nicht um Kleckerburgen am Spülsaum, sondern um größere Bauwerke. Und in Göhren auf Rügen sind Maximalmaße für Strandburgen vorgegeben. Löcher und Tunnel bauen ist hier verboten.

Wer sich nach dem Bauen der besagten Kleckerburg eine Zigarette anzünden, Drachen steigen lassen oder zur Abkühlung nackt in die Fluten springen will, sollte sich ebenfalls informieren, ob dies am jeweiligen Strandabschnitt erlaubt ist. In Wyk auf Föhr beispielsweise ist das RAUCHEN am Strand bis auf wenige Abschnitte mittlerweile verboten. Und ähnlich wie beim Handtuch ausschütteln gilt - wenn das Rauchen erlaubt ist - Rücksicht nehmen und den Rauch nicht in den Nachbarstrandkorb pusten. Und später den Zigarettenstummel nicht achtlos wegwerfen. Strandkorbvermietungen und Tourismuszentralen geben vielerorts kleine Strandascher zum Mitnehmen aus.

Und noch eins hat sich trotz Corona nicht verändert: MÖWEN-FÜTTERN ist ein No-Go - egal ob auf Borkum, Norderney, Sylt, Helgoland oder in Warnemünde. "Möwen sollten nicht gefüttert werden", sagt Dennis Möller vom Nordseeheilbad Borkum. Sie würden sonst immer wieder Urlauber beim Essen belästigen. Denn dass es einfacher ist, ein Fischbrötchen aus der Hand zu reißen, als anderes Futter zu suchen, haben die Vögel auch im Lockdown nicht verlernt.

© dpa-infocom, dpa:210727-99-549955/4