Berlin. Der Software-Entwickler John McAfee ist tot in einem spanischen Gefängnis aufgefunden worden. Er sollte an die USA ausgeliefert werden.

Der Software-Entwickler John McAfee ist tot in seiner Zelle in einem spanischen Gefängnis aufgefunden worden. Er habe „offenbar Suizid“ begangen, sagte eine Sprecherin der Justiz in der Region Katalonien am Mittwoch. Die Todesursache sei aber noch nicht zweifelsfrei ermittelt worden, hieß es. McAfee starb im Gefängnis Brians 2 in der Nähe von Barcelona.

Das Justizministerium der Region Katalonien erklärte, es sei eine Untersuchung eingeleitet worden. "Wärter und medizinisches Personal schritten sofort ein und versuchten, ihn wiederzubeleben, doch Ärzte bescheinigten schließlich seinen Tod", hieß es in einer Mitteilung, die nicht den Namen des Toten nannte.

McAfee sollte an USA ausgeliefert werden

Kurz zuvor hatte ein Gericht die Auslieferung des bekannten Unternehmensgründers an die USA angeordnet, wo er der Steuerhinterziehung, des Betrugs mit Kryptowährungen und der Verschwörung zur Geldwäsche beschuldigt wird. Im Oktober wurde er auf Betreiben der US-Behörden auf dem Flughafen El Prat in Barcelona festgenommen. Er saß seitdem in der Nähe der katalanischen Hauptstadt hinter Gittern. Erst am Mittwoch hatte die spanische Justiz grünes Licht für eine Auslieferung McAfees in die USA gegeben. Dem Antiviren-Guru drohten in den USA bei einer Verurteilung jahrelang Gefängnis und hohe Geldstrafen.

McAfees Frau Janice beklagte seit längerer Zeit, dass es ihm im Gefängnis "nicht gut" gehe und er nur mit Verzögerung „angemessene medizinische Versorgung“ erhalten habe. "Die US-Behörden sind entschlossen, John im Gefängnis sterben zu lassen", erklärte sie am Sonntag auf Twitter.

McAfee gehörte zu den Mitgründern der Antiviren-Branche. In den 1980er Jahren gründete er die nach ihm benannte Firma McAfee und wurde zum Software-Millionär. Vor der großen Karriere verlief McAfees Leben äußerst schwierig: Er wuchs in einem zerrütteten Haushalt auf, mit einem gewalttätigen Vater, der sich das Leben nahm, als er 15 Jahre alt war, wie McAfee einem Reporter des Magazins "Wired" erzählte. Zeitweise rang der Software-Entwickler mit Drogenproblemen.

Software-Pionier mit Hang zum großen Auftritt

Schon als Unternehmer neigte McAfee zum großen Auftritt. Kurz nach der Gründung des Unternehmens stopfte er ein Wohnmobil mit Computern voll und fuhr damit bei Kunden vor. Diese "mobile Virenbekämpfungseinheit" sollte sie beeindrucken, war aber eher Show, wie McAfee später einräumte. Jahre später verschlug es McAfee ins zentralamerikanische Belize, wo er ein großes bewachtes Anwesen baute, mit jungen Geliebten prahlte und letztlich bei einer Razzia aufflog, weil er verbotene Waffen besaß.

Nachdem McAfees Unternehmen in den 1990er Jahren an die Börse ging, stieg er aus dem Unternehmen aus. Sein Vermögen wurde danach zeitweise auf mehr als 100 Millionen Dollar geschätzt. 2012 sorgte McAfee in Belize für Schlagzeilen, als nach einem Mord an seinem Nachbarn nach ihm gefahndet wurde und er durch den Dschungel vor der Polizei floh. (afp/dpa/fmg)