Madrid. Auf Teneriffa sucht die Polizei seit Wochen nach zwei Mädchen. Der Fund der Leiche eines der Kinder erhärtet einen grausamen Verdacht.

Spaniens Premier Pedro Sánchez sprach von einer „schrecklichen Nachricht“. Auch Königin Letizia zeigte sich geschockt: Der gewaltsame Tod der sechsjährigen Olivia, die auf Teneriffa zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Anna vom Vater entführt worden war, erfülle sie mit „Schmerz und Traurigkeit“. Der Ministerpräsident der Kanarischen Inseln, Ángel Víctor Torres, erklärte: „Die Menschen auf den Kanaren sind am Boden zerstört.“

Die Nachricht, dass die Leiche der kleinen Olivia vor der Küste Teneriffas auf dem Meeresgrund gefunden wurde, sorgte am Freitag in ganz Spanien für Entsetzen. Seit Tagen hatte ein Spezialschiff mit Tiefseeradar und einem Unterwasserroboter auf dem Meeresboden nach Hinweisen auf das Schicksal der beiden Mädchen geforscht. Auch auf Land lief seit Wochen eine gigantische Suchaktion, in der Hoffnung, die Kinder noch lebend finden zu können.

Suche nach Olivia und Anna: Die Nacht brachte traurige Gewissheit

In der Nacht zum Freitag wurde dann der furchtbare Verdacht der Ermittler zur Gewissheit: Die Polizei bestätigte, dass der Tiefseeroboter des Suchschiffs fünf Kilometer vor der Küste und in tausend Meter Tiefe eine große Tasche mit dem Körper Olivias entdeckte habe. An der Tasche war ein Anker befestigt. Eine weitere an den Anker gebundene Tasche war leer. Die Fahnder vermuten, dass sich in der zweiten Tasche der Körper von Olivias einjähriger Schwester Anna befand.

Das Suchschiff machte den Fund bereits am Donnerstag, die Nachricht wurde aber erst in der Nacht zum Freitag bekannt. Das Spezialschiff „Ángeles Alvariño“, das mit seiner technischen Ausrüstung Objekte auf dem Meeresboden aufspüren kann, setzte am Freitag die Suche fort, um nun auch den Körper der einjährigen Anna zu orten. Die Ermittler gehen davon aus, dass Annas Körper durch Wellen und Strömungen aus der Tasche herausgespült worden sein könnte.

Motorboot trieb auf dem Wasser – Vater versenkte Leichen wohl im Wasser

Bereits einen Tag nach dem Verschwinden der Kinder hatte die Polizei das leere Motorboot des Vaters entdeckt, das mehrere Kilometer von der Küste der Ferieninsel entfernt auf dem Atlantik trieb. Die Kripo fand auf der Jacht Blutspuren und stellte fest, dass der Bootsanker fehlte.

Zuletzt waren die Kinder am 27. April gesehen worden. An diesem Tag waren sie beim Vater, dem 37 Jahre alte Tomás G. zu Besuch. Der Vater und die 35-jährige Mutter, die deutschstämmige Beatriz Z., lebten seit Monaten getrennt. Am Abend des Verschwindens teilte G. seiner Ex-Frau mit, dass er die Kinder nicht zu ihr zurückbringen werde. Und: „Du wirst die Mädchen und mich nie mehr wiedersehen.“ Seitdem lief eine Großfahndung nach den Kindern und ihrem Vater.

Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass der Vater die beiden Mädchen in seinem Haus auf Teneriffa mit Medikamenten betäubte und dann tötete. Anschließend versteckte er vermutlich ihre Körper in großen Taschen und lud diese auf seine sechs Meter lange Motorjacht, die im Hafen der Inselhauptstadt Santa Cruz lag. Aufnahmen der Hafenkameras zeigen, wie G. mehrere große Bündel auf sein Schiff bringt und dann in See sticht. Später versenkte er, so glauben die Ermittler, die beiden mit Gewichten beschwerten Taschen im Meer.

Vater tötet Töchter: Fahnder vermuten Rache als Motiv

Da auch der mutmaßliche Täter seitdem spurlos verschwunden ist, schließen die Ermittler nicht aus, dass er nach der Tat sein Leben beendete, indem er mit einem Bleigürtel ins Wasser sprang. Hinsichtlich des Motivs für die Tat vermuten die Fahnder, dass sich G. mit der Ermordung der gemeinsamen Kinder an seiner Ex-Frau rächen wollte.

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Spaniens Frauenministerin Irene Montero sagte: „Diese Art von Gewalt wird von Männern gegen Mütter ausgeübt, um sie dort zu treffen, wo es am meisten weh tut.“ Die spanische Regierung kämpft seit Jahren mit harten Strafen und großen Aufklärungskampagnen gegen Männergewalt, die sich regelmäßig in Bluttaten gegenüber Frauen und Kindern spiegelt.

Spaniens prominente Fernsehmoderatorin Susanna Griso, die im TV-Sender Antena 3 eine tägliche Newsshow moderiert, bezeichnete den mutmaßlichen Kindermörder entsetzt als „Macho-Monster“. Die Inselzeitung „Diario de Avisos“ titelte: „Die Kanaren und ganz Spanien weinen um Anna und Olivia“. Auch die Deutsche Schule auf Teneriffa trauert um ihre Schülerin Olivia, die mütterlicherseits deutsche Wurzeln hat: „Wir denken mit Liebe an Olivia. Sie wird immer in unseren Herzen sein.“