Berlin. Ab sofort kann die Impfung gegen das Coronavirus auch digital nachgewiesen werden. Alles, was man zu der Einführung wissen muss.

  • In Deutschland ist ab sofort ein digitaler Nachweis der Corona-Impfung möglich
  • Dadurch sollen das Reisen und andere Aktivitäten erleichtert werden
  • In den kommenden Tagen sollen Geimpfte die nötigen digitalen Codes von Impfzen­tren, Arztpraxen und Apotheken bekommen
  • Den Start machen am Montag einige Apotheken
  • Der Impfausweis lässt sich in der Corona-Warn-App und der neuen App "CovPass" hochladen

Bundesweit gelten seit Anfang Mai für vollständig gegen Covid-19 Geimpfte und Corona-Genesene lockerere Pandemie-Regeln. Sie können wieder uneingeschränkt andere Menschen treffen und müssen auch nächtliche Ausgangsbeschränkungen nicht mehr beachten. Auch das Reisen – zumindest innerhalb Europas – ist für diese Gruppen deutlich leichter.

Rund 21 Millionen Bundesbürger sind inzwischen vollständig geimpft, jeden Tag werden es mehr. Bislang ist der Impfschutz in der Regel mit zwei kleinen Aufklebern im gelben Impfheft dokumentiert. Mit dem digitalen Impfpass soll der Nachweis beim Einkaufen, bei Restaurantbesuchen und Reisen einfacher werden. Die entsprechende App lässt sich seit Donnerstag aufs Smartphone laden, ab dieser Woche können vollständig Geimpfte die nötigen digitalen Codes von Impfzen­tren, Arztpraxen und Apotheken bekommen. Lesen Sie hier: Welche Apotheken stellen den digitalen Impfpass aus?

Digitaler Impfnachweis: Die wichtigsten Fragen und Antworten

"Es geht jetzt los", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei der Vorstellung des Projekts in Berlin. Aber: "Nicht alle Stellen werden heute oder morgen schon angeschlossen sein." Heißt: Nicht jeder wird den digitalen Impfpass sofort aufs Handy laden können.

Der Grund dafür: Einige Länder schicken die Codes von Menschen, die ihre Impfung im Impfzentrum bekommen haben, per Post zu. Andere müssen sich dazu eine Apotheke suchen, die digitale Impfcodes erstellt. Bis spätestens Ende Juni aber soll jeder, der möchte, die Möglichkeit zum Handy-Ausweis haben. Wichtig: Der alte gelbe Impfpass bleibt weiter gültig – auch bei internationalen Reisen.

Zum Start der Ausstellung von digitalen Corona-Impfausweisen in den Apotheken bat auch Verbandschef Thomas Dittrich die Bürgerinnen und Bürger um etwas Geduld. „Die Apotheken müssen sich an diesen neuen Ablauf gewöhnen, die müssen diese Sachen umsetzen“, sagte er am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Es werden alle, die einen digitalen Impfnachweis haben wollen, diesen auch bekommen“, versicherte Dittrich zugleich.

Wie funktioniert der digitale Impfnachweis?

Geimpfte bekommen vom Impfzentrum, in der Arztpraxis oder im Nachhinein über die Apotheken ein ausgedrucktes Dokument mit einem QR-Code oder Barcode. Dieser Code lässt sich mit der Handykamera scannen und so in geeignete Apps importieren. Möglich ist das aktuell mit der Corona-Warn-App und der neuen App "CovPass". Beide Apps laufen auf allen aktuellen Android- und iOS-Smartphones. Von Mittwoch an soll der digitale Impfpass auch über die Luca-App möglich sein. Mehr dazu: Digitaler Impfpass: Das unterscheidet die Nachweis-Apps

Die Ausstellung des Dokuments und die Speicherung ist für die Nutzer kostenfrei. Apotheken und Arztpraxen rechnen die Erstellung des Impfzertifikats mit dem öffentlichen Gesundheitssystem ab. Wer kein Smartphone hat oder es nicht für den Impfnachweis nutzen will, kann sich das Zertifikat mit dem QR-Code auch ausdrucken lassen. Mehr dazu: Digitaler Corona-Impfpass: Das kostet der Nachweis

Gültig wird der Code zwei Wochen nach der zweiten Impfung mit einem in der EU zugelassenenden Impfstoff. Ein Nachweis des Impfstatus' ist weiterhin auch per gelbem Impfheft oder ärztlicher Bescheinigung möglich.

Digitaler Impfpass: Spahn bittet um Geduld

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    Wo gibt es den Nachweis?

    Grundsätzlich soll in Zukunft die Ausstellung dort erfolgen, wo Menschen geimpft worden sind – also in einem Impfzentrum oder in einer Arztpraxis. Die über 21 Millionen bereits Geimpften können den Nachweis nachträglich beim Arzt oder vom 14. Juni an bei Apotheken erhalten.

    Da aber noch nicht alle Apotheken daran teilnehmen, empfiehlt sich ein Blick in das Onlineportal mein-apothekenmanager.de, um zu sehen, welche Apotheke bisher vor Ort digitale Impfzertifikate ausstellt. Um den Impfnachweis nachträglich digitalisieren zu lassen, muss man die Impfbescheinigung (in der Regel das gelbe Impfheft oder das DDR-Impfbuch) und einen amtlichen Lichtbildausweis vorlegen.

    Rund 13.000 Apotheken sind laut Deutschem Apothekerverband (DAV) von Anfang an dabei. Am Montag wurden bis 11 Uhr nach DAV-Angaben bereits 140.000 Zertifikate ausgestellt.

    Lesen Sie hier: Wo kann ich einen Impfpass beantragen, wenn ich ihn verloren habe?

    Wie überprüfen Veranstalter in Zukunft den Impfstatus?

    Dienstleister können mit der CovPass-Check-App den Impfstatus einer Person überprüfen. Man erkennt das Gegenstück zur Nachweis-Anwendung am weißen App-Symbol mit blauem Schild – im Gegensatz zur CovPass-App mit blauem Symbol und weißem Schild. Mit ihr können mittels der Smartphone-Kamera die Nachweise vom jeweiligen Display gescannt werden. Dies läuft ab wie bei Ticketkon­trollen oder beim Boarding am Flughafen.

    Checkt man mit ihr ein Impfzertifikat, erscheint auf dem Telefon der kontrollierenden Person ein grüner Haken und folgende Informationen über den Geimpften: Name, Nachname und Geburtsdatum. Um Missbrauch zu vermeiden, müssen die Daten eigentlich stets mit einem amtlichen Lichtbildausweis abgeglichen werden.

    Welche Daten werden in dem Nachweis gespeichert?

    Das Zertifikat enthält laut Ministerium Informationen zu Impfstatus, Impfdatum, Vakzin sowie Namen und Geburtsdatum. Die Daten werden für die Erstellung des Zertifikats gespeichert und anschließend gelöscht. Nach dem Einlesen in die App sind sie nur dort gespeichert. Eine zentrale Speicherung ist nicht vorgesehen, ein bundesweites Impfregister soll es nicht geben.

    Wie schon beim gelben Impfheft gilt zugleich: Fotos vom digitalen Impfzertifikat in Social Media zu verbreiten ist keine gute Idee. Dieses kann so nämlich kopiert werden.

    Solange es noch keinen digitalen Impfnachweis gibt, muss das gelbe Impfheft als Nachweis für die vollständige Impfung herhalten.
    Solange es noch keinen digitalen Impfnachweis gibt, muss das gelbe Impfheft als Nachweis für die vollständige Impfung herhalten. © dpa | Bernd Weißbrod

    Kann man mehrere Nachweise in einer App speichern?

    Nach Angaben des Gesundheitsministeriums können auch digitale Impfnachweise von Partnerinnen und Partnern sowie Kindern gespeichert werden. Übrigens: Auch der Nachweis über eine durchgemachte Corona-Infektion kann im "CovPass" oder der Corona-Warn-App gespeichert werden.

    Die Zertifikate lassen sich laut der Dokumentation beliebig oft vom Blatt in die App scannen. Man kann sie also auch auf mehreren Smartphones nutzen. Bei Verlust oder Neuanschaffung eines Handys muss man den Code einfach nur wieder ins neue Smartphone einscannen. Lesen Sie dazu: So lässt sich der Impfnachweis in der Corona-Warn-App eintragen.

    Ein digitaler Impfnachweis für Smartphones soll in der EU als ein freiwilliges und ergänzendes Angebot zum Impfpass eingeführt werden.
    Ein digitaler Impfnachweis für Smartphones soll in der EU als ein freiwilliges und ergänzendes Angebot zum Impfpass eingeführt werden.

    Kann ich mit dem Ausweis wieder auf Reisen gehen?

    Ja. Das EU-Parlament hat am Mittwoch grünes Licht für ein europaweit gültiges Impfzertifikat gegeben. Deutschland setzt mit dem "CovPass" das gemeinsame EU-Vorhaben um. Damit soll vereinfachtes Reisen in der EU möglich werden. Jedoch hat weiterhin jeder Mitgliedstaat einen Ermessensspielraum, welche konkreten Erleichterungen für Inhaber des Zertifikats vor Ort gelten. Hier kann es also regional zu Unterschieden kommen

    Was sagen die Kritiker?

    Der Deutsche Hausärzteverband übte vor Start des digitalen Nachweises scharfe Kritik an Spahns Vorgehen: "Der CovPass ist ein erneutes Beispiel dafür, wie Projekte erst jahrelang verschlafen und dann plötzlich übers Knie gebrochen werden", sagte der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt unserer Redaktion. "Vor drei Jahren haben wir bereits einen digitalen Impfnachweis gefordert, damals war nichts passiert." Nun werde mit der heißen Nadel eine Zwischenlösung gestrickt, für die Ärzte seien viele Fragen offen. Auch interessant: Immer mehr Fake-Impfpässe - So leicht sind sie zu fälschen