Amsterdam. Der frühere Reemtsma-Entführer wird verdächtigt, in Deutschland drei Überfälle auf Geldtransporter begangen zu haben. Bei einer Tat war ein Wachmann schwer verletzt worden.

Die Auslieferung des früheren Reemtsma-Entführers Thomas Drach aus den Niederlanden nach Deutschland ist nach Ansicht der Amsterdamer Staatsanwaltschaft nur eine Formsache.

Es gebe keinerlei Gründe, den Auslieferungsantrag der Kölner Justiz abzulehnen, sagte eine Vertreterin der Anklage in Amsterdam vor Gericht. Drach selbst führte auch keine Einwände an. In einer kurzen Sitzung hatte das Gericht über den Antrag beraten. Ein Urteil wird am 4. Mai verkündet.

Der in Erftstadt bei Köln geborene Drach wird verdächtigt, 2018 und 2019 drei Überfälle auf Geldtransporter in Köln und Frankfurt/Main begangen zu haben. Bei einem Überfall wurde ein Wachmann schwer verletzt. Drach war am 23. Februar in Amsterdam festgenommen worden und sitzt seitdem in Auslieferungshaft.

Drach - gekleidet in eine schwarze Trainingsjacke und ein weißes T-Shirt - hatte über Videoverbindung am Prozess teilgenommen. Er wollte sich noch nicht zu den Vorwürfen äußern, sagte er, da er seinen deutschen Anwalt noch nicht gesprochen habe.

Als der Richter ihm zum Ende der Sitzung das letzte Wort erteilte, bat der 60-Jährige um einen Koffer aus seiner Amsterdamer Wohnung. "Dort wurde ein Koffer mit Kleidung sichergestellt. Vielleicht kann man den freigeben und mir hierher schicken."

1996 hatte Drach mit Komplizen den Hamburger Erben der Tabak-Dynastie, Jan Philipp Reemtsma, entführt. Das Opfer wurde nach 33 Tagen wieder freigelassen - gegen umgerechnet rund 18 Millionen Euro Lösegeld. Später wurde Drach gefasst und zu vierzehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Im Herbst 2013 kam er frei.

© dpa-infocom, dpa:210420-99-276565/2