Windsor. Abschied von Prinz Philip: Millionen verfolgten die Trauerfeier für den Mann der Queen live im TV. So bewegend war die Beerdigung.

  • Mehr als 73 Jahre lang war Prinz Philip der Mann an der Seite von Queen Elizabeth
  • Nach seinem Tod nahmen das Königshaus und ganz Großbritannien bei seiner Beerdigung Abschied vom Herzog von Edinburgh
  • Dabei sorgte die Königsfamilie für einige emotionale Momente: So lief die Trauerfeier auf Schloss Windsor

Dieser sonnige Frühlingstag war der wohl schwerste Tag im fast 95 Jahre andauernden Leben der Queen. Am Sonnabendnachmittag nahm sie Abschied von Prinz Philip, nach unfassbaren 73 Jahren Ehe. Er starb am Freitag vergangener Woche im Alter von 99 Jahren auf Schloss Windsor.

Um 15.53 Uhr betritt Elizabeth II. durch die Galiläa-Pforte die St. George’s-Kapelle auf dem Gelände von Schloss Windsor. Sie wirkt zerbrechlich, geht gebeugt, als kirchliche Würdenträger sie in Empfang nehmen. Im Staats-Bentley in Begleitung einer Hofdame war sie zuvor dem Trauerzug gefolgt.

Einsame Beerdigung: Ergreifender Anblick der Queen

Trotz Impfung trägt die Königin eine Maske. Sie nimmt unweit des Altars Platz. Es ist ein ergreifender Anblick: Sie sitzt allein, und sie wirkt allein, dort in der Loge unter den riesigen spätgotischen Kirchengewölben, die mit Standarten der Ritter des Hosenbandordens geschmückt sind. Doch die Queen bewahrt – wie so oft in ihrem Leben – auch bei der Trauerfeier für ihren Mann Haltung.

Während der Beerdigung von Prinz Philip saß Queen Elizabeth alleine ein der St. George's Chapel.
Während der Beerdigung von Prinz Philip saß Queen Elizabeth alleine ein der St. George's Chapel. © Yui Mok-WPA Pool/Getty Images | Yui Mok-WPA Pool/Getty Images

Nach einer Schweigeminute im gesamten Commonwealth um 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit beginnt der Gottesdienst. Es ist die bedeutendste Beisetzung in der Kapelle, seit die Königin hier 2002 ihre Mutter Queen Mum zu Grabe trug.

Kurz geht der Dekan auf die Persönlichkeit Philips ein, hebt seinen Mut hervor, seine Standhaftigkeit, seinen Glauben, seinen Humor, seine Menschlichkeit. Er sei „ein Beispiel an Tapferkeit und Ritterlichkeit“ gewesen. Der Chor singt ein Lied, das eigens für Philip zu dessen 75. Geburtstag komponiert wurde, „Psalm 104“. Die Queen verfolgt die Liedtexte, den Blick hält sie durchweg gesenkt.

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Leibgarde gibt Prinz Philip das letzte Geleit

Bereits um 15 Uhr hatten Salutschüsse der Royal Horse Atillery, die Glocke des Curtew Tower und das Militärorchester die Feierlichkeiten eingeleitet. Um 15.38 Uhr wurde der mit Blei ausgekleidete Eichensarg aus der Windsor-Empfangshalle geholt. Er ist mit einer Standarte des Verstorbenen geschmückt; seine Marinekappe liegt darauf, daneben das Marineschwert, das ihm sein Schwiegervater König George VI. zur Hochzeit schenkte.

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    Das königliche Leibregiment der Grenadier Guards – sie tragen die berühmten Bärenfellmützen – gibt dem Prinzen das letzte Geleit. Die Soldaten hieven den Sarg auf die Tragefläche von Philips‘ geliebtem und von ihm mitgestalteten Land Rover. Noch hochbetagt hatte er hier am Steuer gesessen. Dann setzt der Wagen sich im Schritttempo zur letzten Reise des Prinzen in Bewegung, flankiert von verschiedenen Regimenten.

    Prinz Charles sichtlich ergriffen

    Acht Minuten dauert der Trauermarsch zur St. George’s-Kapelle, jede Minute wird begleitet von Böllerschüssen. Der sichtlich ergriffene Erstgeborene Prinz Charles (72), der offenbar mit den Tränen kämpft, und seine Schwester Anne (70) gehen voran, gefolgt von den jüngeren Kindern Prinz Andrew (60) und Prinz Edward (57). In der dritten Reihe folgen dann die Brüder William (38) und Prinz Harry (36), getrennt von ihrem Cousin Peter Phillips (43), Sohn von Anne.

     Eine Träne läuft Prinz Charles,  über die Wange, als er während der Trauerzugs dem Sarg seines Vaters Prinz Philip folgt.
    Eine Träne läuft Prinz Charles, über die Wange, als er während der Trauerzugs dem Sarg seines Vaters Prinz Philip folgt. © Leon Neal/Pool Getty/dpa | Leon Neal/Pool Getty/dpa

    Erst Anfang März, Philip lag da bereits in der Klinik, war ein Interview mit US-Talkerin Oprah Winfrey ausgestrahlt worden, in dem Harry und seine Frau Herzogin Meghan (39) Familienstreitigkeiten öffentlich machten, sich über Gefühlskälte und sogar Rassismus in der Royal Family beklagten. Harry ist nun erstmals wieder in Großbritannien, seit er und seine Frau sich Anfang 2020 vom Königshaus losgesagt hatten. Meghan hatte wegen ihrer Schwangerschaft von der Reise abgesehen und war in Los Angeles geblieben.

    Alle Männer der Familie halten sich an den Dresscode der Queen: Anzüge, gegebenenfalls verziert mit Orden. Die Königin hatte verfügt, dass niemand in Uniform kommt, um Harry nicht zu brüskieren. Sie hatte ihrem einstigen Lieblingsenkel kurz vor dem Interview die militärischen Ämter entzogen. Auch Prinz Andrew wurde von seinen Pflichten entbunden – er ist in einen Missbrauchsskandal verwickelt. Die Männer in zivil sind ein starker Kontrast zu den unzähligen Soldaten der Zeremonie, die jede Uniform tragen, die das Königreich hergibt.

    Für Prinz Harry, als einziger mit Bart, ist die Kapelle ein besonderer Ort: Hier hatte er vor drei Jahren Meghan geheiratet, die beiden galten damals als Hoffnungsträger einer sich modernisierenden Monarchie.

    Corona lässt die Anzahl der Gäste schrumpfen

    Regiments wie die Household Cavalry und die Royal Marines pfeifen nun ein Lied, ein Signal dafür, dass der Kommandant von Bord geht. Als die Familienmitglieder die Kapelle betreten, setzen alle ihren Mundschutz auf. Es sind coronabedingt insgesamt nur 30 Gäste vor Ort. In der Kapelle wird die starre Dreierkombination der Enkelsöhne aufgelöst – Harry und William stehen kurz direkt nebeneinander, ein erstes Versöhnungszeichen?

    Es warten bereits die Gäste, die nicht an der Prozession teilgenommen haben, darunter die Herzoginnen Camilla (73) und Kate (39). Kate trägt ein Perlencollier der Queen, das sie schon 2017 bei der Feier zum 70. Hochzeitstag der Königin und Philips umgelegt hatte und das auch Prinzessin Diana öffentlich trug. Harry sitzt bei seiner Tante Anne, William bei seiner Frau Kate.

    Nach dem Gottesdienst dann eine kleine Geste mit großer Bedeutung: Als Harry und William die Kapelle verlassen, gehen sie nebeneinander her, sprechen miteinander, auch Kate ist zeitweise dabei. Offenbar haben die Brüder tatsächlich die gemeinsame Trauer für eine Wiederannäherung genutzt.

    Prinz Philips jetztige Ruhestätte ist nur vorläufig

    Es hätte Prinz Philip gefallen, so wie die ganze Beisetzung in seinem Sinn war: Praktisch veranlagt wie er war und ohne Sentimentalitäten hatte er seine Beerdigung selbst detailliert geplant. Der Prinz der zweiten Reihe musste bei öffentlichen Auftritten immer hinter der Queen laufen. Als „größte Fachkraft im Enthüllen von Gedenktafeln“ hatte er sich einmal bezeichnet. Auf seinem letzten Geleit mit den vielen Bezügen auf Philips militärische Karriere und seinen markigen Charakter aber war er nicht „der Mann der Königin“. Er wurde als eigenständige und beliebte Persönlichkeit gewürdigt, die das Königshaus prägte, wenn auch oft im Verborgenen.

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    Nach dem Gottesdienst wird der Sarg mit einem Fahrstuhl in die königliche Gruft der Kapelle gebracht, dort, wo legendäre und vergessene Monarchen ruhen. Die Gruft ist aber nicht die letzte Ruhestätte Philips. Nach dem Tod der Queen wird der Prinzgemahl an die Seite seiner Frau umgebettet, für die ein Grab in der kleinen König-Georg-VI.-Gedenkkapelle vorgesehen ist. Dort ruhen die engsten Angehörigen der Königin: Ihr Vater Georg VI., ihre Mutter und ihre Schwester Margaret. Hier ist dann auch Prinz Philip ein Mann der ersten Reihe.