Düsseldorf. Der Schlagersänger Heino startet seine große Klassik-Tournee 2021. In Düsseldorf gibt es jetzt allerdings Diskussionen um deren Namen.

"Denglisch", der wilde Englisch-Deutsch-Mix, macht auch vor Sänger Heino nicht halt: "Heino goes Klassik" heißt seine neue Konzertreihe, die ihn ab September durch 18 bis dahin hoffentlich durchgeimpfte Städte in Deutschland führen soll. Eine Variante des Plakats teilt er sich mit einem jungen Mann mit Popstar-Attitüde: Es ist Yury Revich, gebürtiger Russe, der den Volkssänger auf seiner "Stradivari" begleitet.

Es hätte dort auch einfach "Geige" stehen können. Für Heinos Verhältnisse ist die Tourankündigung recht multikulti – und doch ein Stein des Anstoßes. Denn der Untertitel lautet: "Ein deutscher Liederabend". Die traditionsreiche Tonhalle in Heinos Geburtsstadt Düsseldorf hat sich geweigert, das Konzert so zu bewerben.

Heino rücke in die "ungemütliche Ecke"

Heino rücke damit in die "ungemütliche Ecke", sagte Intendant Michael Becker der "Bild". Das klinge, als wäre das Konzert nur für Deutsche. Eine Umbenennung in "Abend mit deutschen Liedern" ginge in Ordnung. Er verwies auf eine noch nicht finalisierte Richtlinie der Stadt Düsseldorf.

Darin heißt es, man lehne "die Überlassung von Räumen für Veranstaltungen mit rassistischen, antisemitischen, salafistischen, antidemokratischen, sexistischen, gewaltverherrlichenden oder anderen menschenfeindlichen Inhalten" ab. Lesen Sie auch: Reinhold Messner - "Wenn Verzweiflung kommt, nicht aufhören"

Heino: "Muss ich mir Hetze vorwerfen lassen?"

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Tonhalle Düsseldorf gGmbH, sprach am Montagabend sein Machtwort: Das Plakat bleibt. Das habe er soeben mit dem Intendanten besprochen, teilte er dieser Redaktion mit. "Ich sehe in dem Plakat keinerlei nationalistische oder ähnliche Tendenzen." Die sprachliche Ungenauigkeit sei marginal. "Zudem werde ich das Gespräch mit Heino suchen."

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Der Sänger hatte bereits bei einer Kehrtwende in Aussicht gestellt, an der Tonhalle festzuhalten. Die Vorwürfe empörten ihn: "Wenn 'deutsch' mit Hetze und Rassismus in Verbindung gebracht wird, ist das absurd, dann verleugnen wir uns selbst. Ich bin 82, meine Familie und ich wurden im Krieg ausgebombt, mein Vater ist gefallen. Muss ich mir Hetze vorwerfen lassen, weil ich 200 Jahre alte deutsche Lieder singe?", sagte er dieser Redaktion.

Er liebe die deutsche Kultur, die deutsche Sprache und werde das immer tun, sagt Heino weiter. Gerade erhalte er viel Zuspruch: "Eben schrieb mir ein Jazzmusiker: 'Heino, ich kann mit Ihrer Musik zwar nichts anfangen, aber was die da gerade mit Ihnen machen, das ist nicht okay. Bleiben Sie sich weiter treu.' Und genau das werde ich auch machen."

Ein Konzert kann nicht deutsch sein

Nachfrage bei Michael Becker: Ist das alles für einen Abend mit Liedern wie "Sah ein Knab ein Röslein stehn" nicht etwas dick aufgetragen?" Der Veranstalter möchte sagen, dass Heino klassisches deutsches Liedgut singt. Ein Liederabend ist ein feststehendes Konzertformat, beschreibt also quasi eine Verpackung, keinen Inhalt", versucht Becker seinen Standpunkt zu erklären. Will heißen: Ein Konzert kann nicht deutsch sein, sondern nur die dargebotene Musik.

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Warum aber regte sich niemand über einen "russischen Liederabend" auf, wie er im September in Berlin angekündigt wurde? "Ein Liederabend ist gerade in Deutschland so gelernt deutsch, dass es vielleicht der Erläuterung bedarf, wenn nicht auf Deutsch gesungen wird", sagt Becker dazu.