Berlin. Kein Fleisch, dafür Fisch: Das ist modern. Inzwischen ist aber klar: Nichts zerstört die Umwelt mehr als die Fischerei. Und nun?

Klima, Tierschutz, Nachhaltigkeit: Wir haben jüngst unseren Fleischkonsum auf den Prüfstand gestellt. Mit dem Ergebnis, dass wir nur noch Huhn, Rind und Schwein essen, wenn wir wissen, wo das Tier herkommt, wie es gehalten und geschlachtet wurde. Diese Prüfung ist aufwendig. Kein Wunder, dass unser Fleischkonsum drastisch zurückgegangen ist. Fisch kaufen ist einfacher.

Ha. Und dann kam diese Netflix-Produktion. Seaspiracy. Seepiraterie. Eine Doku über die Auswirkungen der Fischerei für das Klima, das Meer, den Müll auf See. Ein hervorragend geschnittener Film mit ergreifenden Bildern über das sterbende Ökosystem Meer, das die Grundvoraussetzung für Leben auf der Erde ist. Auch interessant: Prinz Philip: Wie die Beerdigung ablaufen wird

Kurz: Die globale industrielle Fischerei ist Ursprung allen Übels, nichts greift die Natur so intensiv an. Da kommt selbst das Abholzen des Amazonas-Regenwaldes für die Rinderhaltung nicht mit.

Sushi? Gibt es jetzt nur noch als Kappa Maki

Also, sagt das Teenie-Kind, ist doch klar: Schluss mit Thunfisch-Sushi, Schluss mit den Riesengarnelen in der Pasta, Schluss mit der ganzen Dorade aus dem Ofen. „Ich mache uns heute eine Gemüselasagne“, ruft es.

Sushi: Traditionell mit Fisch - aber es geht auch ohne.
Sushi: Traditionell mit Fisch - aber es geht auch ohne. © Shutterstock

Noch nicht auf der Streichliste stehen Bio-Eier. Ich fürchte, in der nächsten Zeit werden wir viele davon essen: pochiert im Tomatensud wie im israelischen Gericht Schakschuka, gequirlt in die Pfanne gegossen für das Petersilienomelette, in allen Variationen gekocht und gebraten.

Oder die spanische Tortilla: Kartoffeln mit gestocktem Ei aus der Pfanne. Richtig wenden kann es nur die spanische Hausfrau, aber ich bin nah dran.

Das werden allesamt tolle Brunch-Rezepte. Und abends?

Bio-Ei für den Sonntagsbrunch. Und abends?

Seitan, empfiehlt das Veggie-Kochbuch, zu Gluten reduzierter Weizen. Gluten ist übrigens Weizeneiweiß und damit ein ernstzunehmender Protein-Lieferant, sofern keine Unverträglichkeit vorliegt. Wir haben einen Nachmittag damit verbracht, um daraus Schnitzel herzustellen, die sich panieren lassen. Gulasch und Braten geht auch. Wie es schmeckt? Ich sag mal so: Wir müssen noch üben.

Tofu ist eine Alternative in asiatischen Currys, auch ganz schlicht mit Spinat und Reis. Bei einer Reise in vietnamesische Bergdörfer habe ich gebackenen Tofu kennengelernt, ein zart-schmelzender Kern, umhüllt von knusprig ausgebackenem Teig; eine echte Delikatesse.

Ganze Familien leben davon, Tofu aus Soja zu produzieren. In Deutschland kann das keiner. Selbst beim Hipster-Vietnamesen ist das Ergebnis oft pappig.

Auf den Rost kommt nur noch die Aubergine

Noch eine Frage: Wie bekommen wir mit Aubergine, Zucchini, Paprika und Co. beim Grillabend die ganze Horde so satt, dass sich alle zufrieden auf den Gartenstühlen zurücklehnen? Ist der quietschende Grillkäse unbedenklich? Und nur ansatzweise ein Ersatz für die Rostbratwurst, das Steak und auch den gegrillten Wolfsbarsch?

Müssen wir in dieser ganzen Corona-Gemengelage, die uns noch den Sommer begleiten wird, auch noch auf das Grillen im Freien verzichten?

Forelle fangen, totschlagen, ausnehmen, grillen

Ich erinnere mich an einen Kindheitssommer in einem norditalienischen Bergdorf in der Nähe des Gardasees, wo meine Eltern, meine Geschwister und ich Forellen mit dem Kescher aus dem Zuchtteich fangen durften. Wir schlugen den Fischen mit einem kleinen Holzknüppel kurz und heftig auf den Kopf, idealerweise waren sie gleich tot.

Die Fischerin zeigte uns, wie wir den Bauch aufschneiden müssen, um sie unter fließendem Wasser auszunehmen. Abends legten wir die Forellen, den organfreien Bauch gefüllt mit Zitronenschnitzen und Rosmarin, auf den gemauerten Gartengrill unserer Ferienwohnung.

Grünkern-Chilli für die Kinder. Und die Eltern?

Forelle ist die Lösung, rufe ich. Gefischt aus klaren, kühlen Bächen, Flüssen und Bergseen. Und Saibling aus Island. Kann man vorbestellen, sagt der Gatte, der so gerne einkaufen geht. Und wenn das jetzt jeder macht, wirft der Studentensohn ein. Das Teenie-Kind meint, diese Fischzuchtfarmen seien auch Tierquälerei. Lesen Sie auch: Vier junge Afghanen: Vom Schlamm auf Lesbos bis ins Wendland

Ok, sage ich, zu besonderen Anlässen gibt es Süßwasserfisch. Wenn wir alle zusammen sind. Wenn wir Besuch haben. „Wenn uns Grünkern-Chili zum Hals raushängt“, ergänzt der Gatte. Wenn wir beide allein sind, flüstere ich ihm zu. Das sei so selten, da könnten wir uns ja auch mal wieder ein Steak grillen, flüstert er zurück. „Meinetwegen Bio. Hauptsache Rind.“

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