Berlin. Mitarbeiter auf Intensivstationen haben momentan einen schweren Job. Auf Twitter erzählen, was sie ärgert und was besser werden muss.

Nachdem im Februar die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen stark gesunken war, füllen sich die Krankenhäuser in Deutschland parallel zu den ansteigenden Infektionszahlen wieder. Zuletzt waren es wieder mehr als 3100 Intensivpatienten.

Medizin-Experten sind über die Rücknahme des Oster-Lockdowns mitten in der dritten Welle enttäuscht. Da aktuell ein exponentielles Wachstum bei den Intensivpatienten zu sehen sei, „hätte die Osterpause sicherlich wieder einige Infektionen verhindern können, die jetzt unvermeidbar stattfinden werden“, sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx.

Kommentar: Merkels Oster-Desaster: Ein schwerer politischer Fehler

Sehen das Ärzte und Krankenpfleger auch so? Welche Erfahrungen machen sie aktuell mit der Pandemie? Welche Forderungen haben sie an die Politik?

Mallorca-Urlaub? Medizinisches Personal verärgert

Vieles davon bleibt wohl im Klinikalltag hängen, einige berichten von ihrer Arbeit aber bei Twitter. Wichtige Botschaften werden hier auch mal mit einem Augenzwinkern verpackt. So wie bei der Krankenschwester, die sich auf Twitter "Schwester Unbequem" nennt.

Sie kritisiert, dass sich aktuell Menschen trotz Corona auf den Weg in den Urlaub. In der Diskussion steht aktuell vor allem Mallorca. Für die Insel war vor Kurzem die Reisewarnung aufgehoben worden. "Nur weil etwas NICHT EXPLIZIT verboten ist, heisst es nicht das man es machen sollte. Beispiele dafür: Waffen putzen mit Munition im Lauf, an einem Toilletensitz lecken, in den Urlaub fahren bei einer gallopierenden Pandemie", schreibt "Schwester Unbequem".

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In weiteren Tweets wird deutlich, wie falsch sie weitere Lockerungen in der jetzigen Phase der Pandemie hält. "Aber fliegt ruhig in den Urlaub, öffnet Schulen & Kitas. Wir haben eine eskalierende Pandemie und die Regierung benimmt sich als hätten wir diesen Zustand erst seit gestern!!"

Ein Notarzt, der sich auf Twitter "NA vom Dienst" nennt, fragt: "Warum genau gibt es jetzt keine Osterruhetage? Weil man doch besser in die Kirche gehen sollte? Weil der Feiertagszuschlag in den systemrelevanten Berufen für den Donnerstag zu teuer geworden wäre? Weil die Industrie-Lobby zu laut geweint habt? Was machen wir stattdessen?Malle!"

Deutsche Touristen auf Mallorca - was sagen Inselbewohner?

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    Geöffnete Schulen und Kitas, weitere Lockerungen und Urlaub auf Mallorca – das sorgt bei den Mitarbeitern in der Gesundheitsbranche für viel Kopfschütteln.

    "happyfeet", der ebenfalls in einem Krankenhaus arbeitet, fürchtet – ähnlich wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag in einer Pressekonferenz – eine Überlastung des Gesundheitssystems in einigen Wochen: "Wenn Sie sich unbedingt ein Bein brechen müssen, tun Sie es jetzt! In 2 Wochen is eher schlecht", schreibt er daher.

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      In einem anderen Tweet stellt er klar, dass er ihren Job und das Team grundsätzlich liebt. Die Arbeit sei zwar schon immer herausfordernd gewesen. "Aber was nun passiert...und die letzten Monate geschehen ist...Dieses unfassbare Organisationsversagen, dieses Kommunikationdesaster, diese Selbstsüchtigkeit und Unvernunft, das lässt uns gerade alle zweifeln", kritisiert er sowohl Politik als auch Bürger.

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      Besonders wütend machen ihn Gruppen wie die "Querdenker", die gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen – und das meist ohne Maske und Abstand. "Diese Idioten demonstrieren gegen Massnahmen im Rahmen einer Pandemie, die sie selbst mitverursachen! Ich habe so dermassen die Schnauze voll!"

      Christian Lübbers, ein Hals-Nasen-Ohrenarzt, befürchtet angesichts der Öffnungen bei steigenden Infektionszahlen, dass Deutschland "ein schwedisches Modell mit Durchseuchung der Bevölkerung bevorsteht."

      Positiv stimmt ihn immerhin, dass er die Ankündigung erhalten, dass seiner Praxis schon bald die ersten Impfdosen geliefert werden. Er kritisiert jedoch die Bürokratie. Es sei geplant, dass "zu den Impfungen in den Praxen eingearbeitete Dokumentationskräfte aus den Impfzentren in die Arztpraxis kommen, um bei der Dokumentation zu helfen." Er plädiert stattdessen: "Sinnvoller wäre es gewesen, die Bürokratie zu reduzieren." (jb)

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