Wels. Nachdem Ernst August von Hannover Polizisten mit dem Tod bedrohte, steht er vor Gericht. Der Prozess begann mit einer Entschuldigung.

Am Dienstag begann im österreichischen Wels ein Prozess mit royalem Anstrich. Das Landgericht verhandelte den Fall des Ernst August von Hannover, einem Urenkel des letzten deutschen Kaisers. Und als wäre das noch nicht genug, warnte die zuständige Richterin den Prinzen gleich zu Beginn des Prozesses vor: "Ich spreche Sie als 'Herr Hannover' an" - denn in Österreich sind Adelstitel seit 1919 verboten.

Und obwohl Ernst August auf "nicht schuldig" plädierte, begann er den Prozesstag mit einer Entschuldigung: "Ich übernehme die Verantwortung, bedauere das Geschehene außerordentlich und bin bereit, für die Schäden aufzukommen", erklärte das derzeitige Oberhaupt des Hauses Hannover.

Schwere Vorwürfe gegen Ernst August von Hannover

Die Vorwürfe der österreichischen Staatsanwaltschaft gegen Ernst August wiegen schwer: Der 67-Jährige muss sich wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, schwerer Körperverletzung, gefährlicher Drohung und Nötigung vor dem Landgericht verantworten.

Was aber war passiert? Im Sommer 2020 soll sich Ernst August von Hannover durch Alkohol und Medikamente in einen Rauschzustand gebracht haben. In diesem Zustand habe er die Polizei zu seinem Anwesen in Niederösterreich gerufen.

Die als Zeugen geladenen Polizeibeamten sagten vor Gericht aus, sie seien schon kurz nach ihrer Ankunft auf dem Landgut des Adeligen von Ernst August angegriffen worden. "Er hat mir ins Gesicht geschlagen", berichtet einer der Polizisten. Einen anderen Beamten soll das Oberhaupt des Hauses Hannover mit beiden Händen am Kopf gepackt haben, bevor er offenbar stark betrunken zu Boden stürzte.

Der Prozess gegen Ernst August von Hannover erregte großes Medieninteresse. Vor dem Beginn der Verhandlung standen viele Medienvertreter im Saal.
Der Prozess gegen Ernst August von Hannover erregte großes Medieninteresse. Vor dem Beginn der Verhandlung standen viele Medienvertreter im Saal. © Fotokerschi.At/Werner Kerschbaum/APA/dp

Ernst August drohte mit "seinen Söldnern"

Doch damit nicht genug: Auch vor der Anwendung von Waffengewalt soll Ernst August nicht Halt gemacht haben. Während der Eskalation soll er mit einem Messerschleifer auf die Beamten losgegangen sein, den ihm diesen aus der Hand hätten schlagen können.

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Außerdem habe Ernst August den Beamten gedroht. Laut Aussage der Polizisten habe der Skandalprinz gedroht, "seine Söldner" zu schicken und sie umbringen zu lassen. "Auch unsere Familien wurden von ihm bedroht", sagte einer der Beamten vor Gericht aus.

Polizistin soll mit Baseballschläger bedroht worden sein

Der Vorfall Ende Juli bildete den Auftakt zu einer ganzen Reihe weiterer Eskalationen, die von Ernst August ausgingen. Nachdem Beamte das gegen ihn ausgesprochene Waffenverbot durchsetzen und seine Sammlung an Kurz- und Langwaffen beschlagnahmen wollten, sei der Adelige erneut ausgerastet und habe die Beamten wüst beschimpft.

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Einige Wochen später folgte die Bedrohung einer zuvor auf seinem Grundstück eingesetzten Polizistin. Aus einem Taxi heraus habe er ihr mit einem mitgeführten Baseballschläger zu verstehen gegeben, dass er ihr den Schädel einschlagen werde, erklärte die Beamtin vor Gericht. "Er wirkte sehr klar, wie bei einem Rachefeldzug."

Prinz Ernst August von Hannover beim Verlassen des Gerichtssaal des Landgerichts im österreichischen Wels.
Prinz Ernst August von Hannover beim Verlassen des Gerichtssaal des Landgerichts im österreichischen Wels. © Kerstin Joensson/Getty Images

Adeliger plädiert auf "nicht schuldig"

Ernst August von Hannover plädierte auf "nicht schuldig". Die Verteidigung begründete das mit der vor Gericht vorgetragenen Entschuldigung des 67-Jährigen sowie einer psychischen Ausnahmesituation.

Nach seinem Statement verschwand der Spross einer der ältesten Adelsgeschlechter Europas aus dem Gerichtssaal. Er gehöre als ehemaliger Krebspatient einer Hochrisikogruppe an, und habe Angst, sich im Gerichtssaal mit dem Coronavirus anzustecken, so Ernst August von Hannover. (dpa/tbe)

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