Berlin. Bayern3 hat ein Rassismus-Problem. Moderator Matuschik äußerte sich in einer Livesendung rassistisch über die südkoreanische Band BTS.

Der Radiosender Bayern3 – und ganz besonders sein Moderator Matthias Matuschik – haben derzeit einen handfesten Rassismus-Skandal am Hals. Matuschik hatte sich am Donnerstagabend in seiner Live-Sendung „Matuschke – der etwas andere Abend“ rassistisch über die beliebte südkoreanische Boyband BTS geäußert.

In einer Anmoderation für den Coldplay-Song „Fix You“ beleidigte Matuschik die Bandmitglieder und verglich sie mit einem „Virus, wogegen es hoffentlich bald ebenfalls eine Impfung gibt“.

Dann beschwerte sich Matuschik, dass die Band ein MTV Unplugged Konzert geben dürfe und dass sie nun auch noch damit angäben, „Fix You“ gecovert zu haben. Das sei „ein Frevel“ und „Gotteslästerung“ und legte noch eins oben drauf: „Dafür werdet ihr in Nordkorea Urlaub machen für die nächsten 20 Jahre.“

In anderen Worten: Matuschik beschwerte sich rassistisch darüber, dass Musiker tun, was in der Branche komplett üblich ist – die Songs bekannter Künstler neu zu interpretieren. Außerdem passt dem Moderator offenbar nicht, dass BTS mit ihrer Kunst Erfolg haben. Und das nicht zu knapp.

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Rassismus: BTS sind ein globales Musikphänomen

Allein die Liste der internationalen Auszeichnungen für BTS hat einen eigenen Wikipedia-Artikel, 286 Mal sind BTS für verschiedenste Awards nominiert worden, 190 Mal erhielten sie eine Ehrung. 32,2 Millionen Mal haben die sieben Jungs ihre Alben bisher verkauft, über die Hälfte davon in Südkorea.

Das 2020-erschienene Album „Map of the Soul“ verkaufte sich bereits vor Erscheinen vier Millionen Mal – ganz klar: BTS gehören zu den ganz Großen. Sie sind ein globales Musikphänomen, selbst wer die Songs noch nie gehört hat, oder mit der Popmusik aus Südkorea wenig anfangen kann, kennt ihren Namen.

Wie es sich für ein globales Musikphänomen gehört, hat auch BTS eine riesige Fangemeinde, die sich selbst BTS Army nennt – und eben jene „Armee“ hat dafür gesorgt, dass bei den Verantwortlichen bei Bayern3 gerade die Hörer glühen dürften.

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Rassismus bei Bayern3: Sender in den Twitter-Trends

Denn der Sender befindet sich seit Donnerstagabend unter dem Hashtag #RacismBayern3 in den internationalen Twittertrends, Millionen Fans der Band bringen ihre Wut über die rassistische Entgleisung Matuschiks zum Ausdruck. Auch in Südkorea berichten inzwischen Medien von dem Vorfall bei einem Radiosender aus Bayern.

In einem ersten Statement erklärte der Sender die rassistischen Aussagen des Moderators noch am Donnerstag zur Meinung, „ironisch-überspitzt und mit übertrieben gespielter Aufregung“ vorgetragen. Er sei „über das Ziel hinaus geschossen und hat damit die Gefühle der BTS Fans verletzt“, konstatierte Bayern3. Viele hätten seine Äußerungen als verletzend oder rassistisch empfunden“, dafür „entschuldigen wir uns in aller Form“.

Auch interessant: WDR-Talkshow sorgt für Ärger – Gäste entschuldigen sich

Rassismus bei „Der etwas andere Abend“: Keine wirkliche Entschuldigung

Damit war die Sache aber nicht vom Tisch – im Gegenteil. „Von Bayern 3 kommt eine Nonpology“ (engl. Kofferwort für Nicht-Entschuldigung), twitterte etwa die Journalistin und Speakerin Nhi Le und erklärte, der Fehler liege nicht bei „Gefühlen“ der Fans, sondern „im Rassismus des Moderators“.

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„Das Problem ist der Rassismus: Die Abwertung asiatischer Menschen (hier BTS), in dem man sie als Virus bezeichnet, gegen die ein Impfstoff entwickelt werden solle. Gerade in der Pandemie, wo so viele Asians diesen Rassismus erleben“, brachte sie die Vorwürfe auf den Punkt.

Was sie meint: Weltweit werden Menschen ihrer (vermeintlich) asiatischen Herkunft wegen in der Coronavirus-Pandemie diskriminiert – der ehemalige US-Präsident Donald Trump etwa sprach wiederholt vom „china virus“ und erweckte damit den Eindruck, China sei Schuld an der Pandemie.

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Zuweilen werden auch immer noch asiatisch gelesene Menschen zur Bebilderung von Corona-Artikeln in den Medien verwendet – das Netzwerk für asiatisch-deutsche Perspektive „Korientation“ sammelt Belege für solche Vorfälle, der letzte ist vier Wochen alt. Von offenen Anfeindungen auf der Straße, in Europa oder den USA, ganz zu schweigen.

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Bayern3: Neues Statement am Freitagnachmittag

Der Zorn asiatischer sowie als asiatisch gelesener Menschen und BTS Fans ebbte nach dem Bayern-3-Statement auch am Freitag nicht ab. So sah sich der Sender zu einer ergänzenden Stellungnahme genötigt.

In der heißt es jetzt gleich zu Beginn: „Wir entschuldigen uns in aller Form für die Äußerungen von Moderator Matthias Matuschik in seiner Livesendung.“ Seine Wortwahl sei „nicht akzeptabel“ gewesen und: „Wenn Aussagen von vielen Menschen als beleidigend oder rassistisch empfunden werden, dann waren sie es auch.“

Der Moderator und seine Familie würden inzwischen aber auch „massiv bedroht“. Bei „allem Verständnis für die Empörung“ bitte man darum, die Diskussion „auf einer inhaltlichen Ebene zu führen“.

Matuschik, der sich zunächst noch uneinsichtig gezeigt hatte – beim Nachrichtenportal „Buzzfeed“ hatte er etwa von der „beliebten Rassismuskeule“ gesprochen die derzeit gerne geschwungen würde – wandte sich am Freitagnachmittag ebenfalls an die Öffentlichkeit.

Matuschik: Moderator spricht nun selbst von Rassismus

Er sei „sehr bestürzt“ über die Reaktionen auf seine Äußerungen. „Es tut mir sehr leid und ich möchte mich aufrichtig entschuldigen“, bat er um Verzeihung. Er habe sich in erster Linie über den Coversong geärgert.

„Die Nationalität der sieben Jungs sollte dabei keine Rolle spielen – sie zu erwähnen und den Zusammenhang mit einem Virus herzustellen, war komplett daneben.“ Er akzeptiere, dass er viele Menschen rassistisch beleidigt habe. Das sei „niemals seine Absicht gewesen“.

„Aber mir ist bewusst, dass am Ende zählt, wie die Worte bei den Empfängern ankommen – und nicht, wie sie gemeint waren.“ Er werde aus dem Fehler lernen. Mit den Worten „I am really sorry“ beendet er sein Statement.

Nach Rassismus-Vorfall: Konsequenzen werden gefordert

Ob der Entrüstungssturm und die Kritik am Sender und seinem Moderator damit aber weniger werden – und die Entschuldigung als solche auch von rassistisch-geschmähten Menschen wie den Fans angenommen wird – bleibt abzuwarten.

Auch wie lernfähig der Moderator ist, war Freitagnachmittag nicht ganz ersichtlich. Matuschik teilte auf seiner Facebook-Seite am Freitagnachmittag einen Post, in dem sich RTL-Chartexperte Frank Ehrlacher schützend vor seinen Kollegen stellt.

Der Tenor des langen Posts, der damit beginnt das man Musik "früher auch einfach noch so richtig Scheiße finden durfte": Matuschiks Äußerungen seien kein Rassismus, denn Rassismus sei, Menschen auf ihre Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu reduzieren.

Das habe Matuschik – der sich kurz zuvor für eben genau dafür entschuldigt hatte, die Nationalität der Bandmitglieder in seinen Ärger über einen Coversong eingbaut zu haben – aber nicht gemacht. Ehrlacher befindet außerdem: "Eins war (Matuschiks Anmoderation, d. Red.) sicher nicht – rassistisch." Inzwischen hat Matuschik den Post wieder gelöscht.

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Unterdessen trendete #RacismBayern3 zusammen mit #Bayern3Apologize auf Twitter weiter – in den dazugehörigen Tweets waren nicht selten Forderungen nach Konsequenzen zu lesen.

Unserer Redaktion sagte eine Sprecherin des Bayerischen Rundfunks dazu: "Wir arbeiten gerade diese ernste Angelegenheit auf – gemeinsam mit Matthias Matuschik." In einem ersten Schritt sei ein sehr ernstes Gespräch mit Herrn Matuschik geführt worden, weitere würden folgen. "Ob es Konsequenzen geben wird und welche, steht derzeit noch nicht fest."