New York/Berlin. Ein werdender Vater starb bei den Vorbereitungen zu einer Babyparty. Dahinter steckt ein Trend, der zunehmend aus dem Ruder läuft.

  • Ein 28-jähriger werdender Vater ist in den USA bei einer Explosion ums Leben gekommen
  • Der junge Mann starb bei den Vorbereitungen zu einer Gender Reveal Party
  • Dahinter steckt ein Social-Media-Trend, der zunehmend aus dem Ruder läuft
  • Werdende Eltern überbieten sich gegenseitig mit spektakulären Aktionen
  • Dabei sterben Menschen, mitunter kommt es zu Naturkatastrophen

Ein Social-Media-Trend kostet Menschenleben. In den USA ist es für werdende Eltern beliebter Brauch geworden, das Geschlecht des Kindes vor der Geburt in einer Gender Reveal Party zu verkünden. Auf den Feiern wird effektvoll preisgegeben, ob ein Mädchen oder ein Junge erwartet wird – mal mit dem Anschneiden einer Torte, deren rosa oder blaue Füllung geschlechtliche Auskunft erteilt, mal mit Kanonen oder anderen explosiven Gerätschaften, die entsprechend farbiges Konfetti in die Luft schleudern.

Für einen 28-jährigen werdenden Vater aus dem US-Bundesstaat New York endeten seine Vorbereitungen zu einer Gender Reveal Party nun tödlich. Christopher Pekny starb, als sein selbstgebauter Sprengsatz in seiner Garage explodierte, wie die New York State Police am Sonntag mitteilte.

Was die Explosion auslöste, werde derzeit ermittelt, sagte ein Polizeisprecher der „New York Times“. Der Sprengsatz habe aus einer Art Röhre bestanden, welchen Sprengstoff Pekny verwendet hatte, sei noch nicht klar. Auch Peknys jüngerer Bruder Michael wurde bei der Explosion schwer verletzt, überlebte aber.

Die Brüder seien „mechanisch sehr begabt gewesen“, erzählte ein weiterer Bruder der beiden, Peter Pekny, der „New York Times“. Sie hätten an Autos geschraubt und ein Haus renoviert.

Gender Reveal Partys: Zahlreiche Tote nach Unfällen

Die Zahl der Unfälle bei Gender Reveal Partys in den USA hat zuletzt zugenommen. Erst Anfang Februar starb ein 26-Jähriger, als eine kleine Kanone explodierte, aus der farbiges Konfetti hätte verschossen werden sollen. Ein Metallschrapnell traf den jungen Mann, der seinen Verletzungen später in einem Krankenhaus erlag. Einem Bericht der Associated Press zufolge beschädigte dieselbe Explosion auch drei geparkte Autos samt einer Garage.

Ein anderer Unfall sorgte im September 2020 für einen Buschbrand im US-Bundesstaat Kalifornien. Damals hatte eine Nebelmaschine, mit der farbiger Rauch produziert werden konnte, Grasland in Brand gesteckt – mitten in der Waldbrandsaison. Knapp 92.000 Quadratmeter Land waren daraufhin abgebrannt, die Löscharbeiten dauerten über zwei Monate. Ein Feuerwehrmann starb bei dem Einsatz.

Gender Reveal Partys: Immer spektakulärere Bilder

Die Unfälle auf Gender Reveal Partys werden wohl auch deswegen immer dramatischer, weil sich die bunten Bilder von den Partys im Social-Media-Zeitalter so gut und schnell verbreiten lassen.

Über Instagram, Tiktok oder Pinterest inszenieren junge Eltern immer spektakulärere Partys, bei manchen werden ganze Riesenräder farbig angestrahlt, auf wieder anderen Sorgen Alligatoren für Aufsehen, aus Stolz über das Elternglück und im Streben nach Aufmerksamkeit. Selbst die 828 Meter hohe Fassade des Burj Khalifa in Dubai leuchte schon blau und rosa. Ein Influencer-Paar hatte 95.000 US-Dollar dafür bezahlt.

Gender Reveal Partys: Kritik an überkommenen Geschlechterklischees

Unter den Tisch falle dabei, dass den Kindern auf diesen Partys ein soziales Geschlecht übergestülpt wird, das nicht zwingend dem entspricht, mit dem sich die Menschen eigentlich identifizieren, sagen Kritiker. Schon die Farben blau und rosa zementierten überkommene Geschlechterklischees, Transmenschen würden marginalisiert.

Selbst die Erfinderin der Gender Reveal Partys, die US-Bloggerin Jenna Karvunidis, steht dem Konzept der Feiern inzwischen kritisch gegenüber. Es werde viel mehr Wert auf das Geschlecht des Babys gelegt, als notwendig sei, schrieb sie im Juli 2019 bei Facebook. „Wen interessiert schon, welches Geschlecht ein Baby hat?“ In den Kindern stecke weit mehr Potenzial und Talent, das nichts damit zu tun habe, „was zwischen ihren Beinen ist“.

Für Christopher Pekny kommt diese Erkenntnis zu spät. „Er hat sich wirklich sehr auf seine Familie gefreut“, sagte sein Bruder Peter der „New York Times“. Christopher sei sesshaft geworden und erwachsen.