Washington/Maastricht. Alptraum-Szenario in der Luft und am Boden: Kurz nach dem Start eines Passagierflugzeugs in den USA fällt ein Triebwerk aus, Teile stürzen zu Boden. Etwas Ähnliches ereignet sich in den Niederlanden.

Horror-Szenario mit glücklichem Ausgang: Große Flugzeugteile sind nach dem Ausfall eines Triebwerks unweit der US-Stadt Denver im Bundesstaat Colorado als Trümmer in Wohngebiete gestürzt.

Die Boeing 777 landete am Samstagnachmittag (Ortszeit) mit mehr als 240 Menschen an Bord dennoch sicher am Internationalen Flughafen in Denver. Es gab zunächst keine Berichte über Verletzte - weder an Bord noch am Boden.

"Ich bin ehrlich gesagt schockiert", sagte die Sprecherin der Polizei in Broomfield, Rachel Welte. Es sei "erstaunlich", dass in dem Ort nach ersten Erkenntnissen niemand durch Trümmerteile verletzt worden sei. Bei einem ähnlichen Zwischenfall gab es in den Niederlanden nach Angaben der Polizei in Maastricht am Wochenende zwei Verletzte.

Nach Angaben der US-Bundesluftfahrtbehörde FAA fiel das rechte Triebwerk der Maschine von United Airlines (UA) kurz nach dem Start aus. Die 231 Passagiere und zehn Crew-Mitglieder waren auf dem Weg in die Hauptstadt von Hawaii, Honolulu. Was zu dem Triebwerksausfall geführt hat, war zunächst unklar. Der Vorfall werde untersucht, erklärte die FAA. United Airlines teilte am Abend mit, der Großteil der Passagiere befinde sich mit einem anderen Flug auf dem Weg nach Hawaii.

Ein großes Trümmerteil stürzte in den Vorgarten eines Hauses, andere Flugzeugteile landeten auf einem Sportplatz. Die Menschen seien vor allem durch den Lärm aufgeschreckt worden, berichtete Polizeisprecherin Welte. "Eine Menge Leute haben gesagt, dass sie diese wirklich laute Explosion gehört haben, die viele Leute erschreckte, und dann sahen sie, was sie für ein Flugzeug hielten, das vom Himmel fiel, aber es waren Trümmer."

Er habe mit seiner Frau im Wohnzimmer gesessen und Zeitung gelesen, als es einen lauten Knall gegeben habe, erzählte Kirby Klements der "Denver Post". Zuerst habe er gedacht, dass es sich um ein Teil eines Trampolins gehandelt habe. Als er hinausgegangen sei, habe er sofort erkannt, dass ein Teil des Triebwerks eines Flugzeugs in seinem Vorgarten gelandet sei. "Es regnete eine Menge Trümmer vom Himmel", sagte Klements.

Es habe sich angehört, als sei die Schallmauer durchbrochen worden, sagte Augenzeuge Kieran Cain dem Sender CNN. Jeder habe nach oben geschaut. Am Himmel sei eine "gigantische" schwarze Rauchwolke zu sehen gewesen - und unmittelbar danach die herunterfallenden Teile des Flugzeugs. "Praktisch ein Schauer an Teilen, die vom Himmel fielen", sagte Cain.

Ein Passagier des UA-Fluges, Travis Loock, hörte rund 20 Minuten nach dem Abflug einen "großen Knall, die Art von Geräusch, die man nicht hören will, wenn man in einem Flugzeug sitzt". Nach dem Hochziehen der Blende "war ich ziemlich erschrocken, als ich sah, dass das Triebwerk auf meiner Seite fehlte", zitierte CNN den Passagier. Er habe die Angst unter den Fluggästen spüren können, aber alle seien "sehr ruhig" geblieben. Nach der sicheren Landung in Denver hätten Passagiere gejubelt, bevor sie ausgestiegen seien.

Der Sender CNN spielte eine Aufnahme des dramatischen Moments ab, in dem der Pilot des Flugzeugs das Notsignal "Mayday" absetzte. Nach Einschätzung einiger Experten ist ein Triebwerksausfall kurz nach dem Abflug wahrscheinlicher. Das hänge damit zusammen, dass die Piloten zu diesem Zeitpunkt so viel Leistung von den Triebwerken anfordern müssten, um das Flugzeug in die Luft zu bekommen, sagte die frühere Aufsichtsbehördenleiterin des US-Verkehrsministeriums, Mary Schiavo.

Ähnliche Berichte gab es am selben Tag aus den Niederlanden. Nach Angaben der Polizei in Maastricht wurde eine ältere Frau am Kopf getroffen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Auch ein Kind wurde den Angaben zufolge leicht verletzt und erlitt Brandwunden, als es Trümmerstücke vom Boden aufheben wollte.

Laut Polizei war ein Brand in einem der vier Motoren der Maschine ausgebrochen. Die Behörden untersuchen den Vorfall. Das Flugzeug sei später im belgischen Lüttich gelandet. Es war eigentlich unterwegs von Maastricht Aachen Airport nach New York. Hinweise darauf, dass die Ereignisse in den Niederlanden und den USA zusammenhingen, gab es nicht.

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