Berlin. Im Corona-Lockdown leiden viele unter Isolation. Der Weltknuddeltag am 21. Januar erinnert, wie wichtig menschliche Nähe für uns ist.

Der Corona-Winter setzt vielen Menschen zu: Täglich neue Nachrichtenlagen, unsichere Zukunftsaussichten, dazu vielleicht berufliche Umstellungen durch das Homeoffice – und dann erst dieses nasskalte Wetter! Stress und Angst können die Folge sein. Für das vielleicht wirksamste Gegenmittel müsste man nicht einmal die Apotheke aufsuchen: Umarmungen, Körperkontakt und menschliche Nähe helfen – völlig rezeptfrei.

Doch am diesjährigen Weltknuddeltag (englisch: "National Hugging Day") ist diese einfache "Therapie" für viele ziemlich schwer zu bekommen. Knapp 17 Millionen Menschen leben hierzulande allein. Besonders in Großstädten sind Single-Haushalte stark verbreitet. Und die Distanzgebote und Einschränkungen im derzeitigen Corona-Lockdown tun ihr Übriges, dass auch der gemütliche Treff mit Freunden und Familie kaum noch möglich ist.

Weltknuddeltag: Das steckt hinter dem "National Hugging Day"

Der jährliche Weltknuddeltag soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig Kuscheln für die Gesundheit ist. Seinen Ursprung hat der "National Hugging Day" im Jahr 1986 in der Stadt Caro im US-Statt Michigan. Ein Pfarrer soll den Aktionstag ins Leben gerufen haben. Das Datum sei bewusst so gewählt worden, dass es zeitlich genau zwischen Weihnachten und Valentinstag, dem Tag der Liebenden, liegt.

Im Laufe der Jahre ist daraus ein weltweiter Aktionstag entstanden, der Umarmungen in den Mittelpunkt stellt - ob tröstend gemeint, zwischen Liebenden oder spontan zwischen Fremden, wie bei der bekannten "Free Hugs Campaign" auf öffentlichen Straßen.

Lesen Sie hier: Warum Berührungen für die Gesundheit so wichtig sind

Umarmungen: Das bewirken sie in unserem Körper

Wie vielfältig uns Umarmungen guttun, hat die Forschung längst bestätigt: Sie tragen nicht nur dazu bei, uns vor Krankheiten zu schützen. Auch für die Psyche sind sie förderlich. Denn sie spenden Vertrauen, Zuneigung, Sicherheit und in manchen Situationen Trost. All das steigert das körperliche Wohlbefinden.

Nimmt uns jemand in den Arm, schüttet der Körper bestimmte Botenstoffe aus, die Glücksgefühle erzeugen. Der Stoff Oxytocin, umgangssprachlich bekannt als Bindungs- oder "Kuschel-Hormon", sorgt im Körper für Beruhigung, baut Stress ab und stärkt die Bindung zwischen Menschen.

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen weltweit haben die Umarmung genauer unter die Lupe genommen – und allerhand Wissenswertes und Kurioses herausgefunden.

Corona-Vorhang für Umarmungen in Altersheim in Brasilien

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    So lange dauert die Umarmung zwischen Fremden

    So wollten Forschende der schottischen Universität Dundee ermitteln, ob es eine bestimmte Dauer der Umarmung zwischen Fremden gibt, die sich unabhängig von der Kultur als angemessen herausfiltern lässt. Auf 3,17 Sekunden kamen sie in ihrer Studie.

    Dabei haben sie während der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking gemessen, wie lange spontane Umarmungen zwischen Athleten und ihren Trainern, Konkurrenten und Fans im Schnitt ausfielen. Die gut drei Sekunden pro Umarmung seien dabei unbeeinflusst von der Nationalität der beiden Umarmenden oder deren Geschlecht.

     Laut einer Studie wollen Neugeborene nicht länger als 20 Sekunden geknuddelt werden.
    Laut einer Studie wollen Neugeborene nicht länger als 20 Sekunden geknuddelt werden. © Getty Images/iStockphoto | LSOphoto

    Und wie sieht es mit der idealen Intensität aus? Das wollten Forschende der japanischen Toho-Universität genauer wissen. Diese überwachten die Herzfrequenz von Neugeborenen und leiteten daraus ab, dass es den Säugling und das Elternteil am besten beruhigt, wenn die Umarmung mit "mittlerem Druck" stattfindet. Und länger als 20 Sekunden solle das Knuddeln nicht dauern, sonst würden die Neugeborenen unruhig.

    Linker oder rechter Arm: Was sagt das aus?

    Sogar die Tatsache, ob man jemanden links oder rechts in den Arm nimmt, soll tiefere Bedeutung haben. Der Bochumer Biopsychologe Sebastian Ocklenburg hat gemeinsam mit Kollegen untersucht, ob Menschen Umarmungen auf eine bestimmte Art und Weise ausführen, abhängig davon, wie stark Emotionen uns in diesem Moment steuern. Dafür beobachtete das Team mehrere hundert Begegnungen an den Ankunfts- und Abflugbereichen eines Flughafens.

    Das Ergebnis: Hegen wir echte Gefühle für unser Gegenüber, nehmen wir die Person eher in den linken Arm. Die Begründung sehen die Studienautoren in der Struktur des Gehirns: „Die linke Körperhälfte wird von der rechten Gehirnhälfte gesteuert – die stark an der Verarbeitung von positiven und negativen Emotionen beteiligt ist“, heißt es dort.

    Singles: So kommen auch Alleinstehende durch den Corona-Winter

    Alleinstehende, die auch über den Weltknuddeltag hinaus niemanden in der Nähe haben, können mit bestimmten Tricks dennoch ihr Wohlbefinden steigern. Zum einen kann das Kuscheln mit Hunden laut der Hochschule im schwedischen Skövde ebenfalls eine positive Wirkung erzielen.

    Und wer keinen Vierbeiner zur Hand hat, der kann sich laut schwedische Forschern ein leckeres Menü zaubern. Denn das "Kuschel-Hormon" Oxytocin werde auch beim langsamen und genussvollen Essen ausgestoßen. (mahe/dpa)