Barcelona. Barcelona sagt leerstehenden Wohnungen den Kampf an. Wer seine Wohnungen nicht vermietet, den könnte die Stadt bald sogar enteignen.

Wie viele andere Großstädte, die von vielen Touristinnen und Touristen besucht werden, kämpft auch Barcelona mit steigenden Mietpreisen. Um günstigen Wohnraum zu schaffen und Leerstand zu bekämpfen, kündigt die katalanische Metropole neue Schritte gegen Wohnungsunternehmen an.

Wie die katalanische Zeitung “El Periodico” zuerst berichtete, verschickte die Stadtverwaltung in dieser Woche Briefe an 14 Wohnungsunternehmen. Ihnen gehören zusammen 194 Wohnungen, die zum Teil seit mehr als zwei Jahren leer stehen.

Wohnraum: Leerstand wird mit bis zu 900.000€ bestraft

Diesen Leerstand sollen die Unternehmen nun beseitigen: Wenn sie ihre Wohnungen nicht innerhalb eines Monats für mindestens ein Jahr vermieten, würden sie zum halben Marktpreis in den Besitz der Stadt übergehen. Außerdem erwarten die Unternehmen Strafen zwischen 90.000€ und 900.000€, berichtet das Wirtschaftsportal “Bloomberg”.

Die Androhung dieser Enteignung ist ein weiterer Schritt in Barcelonas Kampf gegen leer stehenden Wohnraum. Seit 2016 können Gemeinden in ganz Katalonien (dessen Hauptstadt Barcelona ist) Wohnungen enteignen, die seit zwei Jahren leer stehen.

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Barcelona kann Wohnungen zum halben Marktpreis enteignen

Ergreift eine Gemeinde diese Maßnahme, kann sie die Wohnungen für einen Zeitraum zwischen vier und zehn Jahren vermieten, bevor sie sie an den ursprünglichen Eigentümer zurückgibt.

Im Dezember 2019 wurde diese Regel per Dekret nochmal verschärft: Per Enteignung können Gemeinden Wohnungen zum halben Marktpreis erlangen und selbst vermieten.

Barcelona will noch schneller enteignen

Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 stagnieren die Wohnungspreise in Spanien, weshalb viele Eigentümer ihre Wohnungen leer stehen lassen, um sie später mit größerem Gewinn zu verkaufen oder teurer zu vermieten.

Gegen diesen Leerstand kämpft Barcelona mit verschiedenen Mitteln - angefangen bei hohen Strafen für Wohnungseigentümer, die ihr Eigentum nicht vermieten, bis hin zur Einrichtung von Notunterkünften für Bedürftige während der Corona-Pandemie.

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Dabei gehe es der Stadt gar nicht darum, massenweise Wohnungen zu enteignen, erklärt Lucía Martin, die Stadträtin für Wohnungswesen der Zeitung “20 Minutos”: “Wir wollen nur, dass die Wohnungen auch vermietet werden”.

Der Stadt Barcelona gehen die Befugnisse allerdings nicht weit genug. Wie “Bloomberg” berichtet, will die Stadt die katalonische Regierung dazu bringen, ein Dekret durchzusetzen, wonach Wohnungen schon nach sechs Monaten Leerstand enteignet werden können. Es kommen also harte Zeiten auf die Wohnungsbesitzer in Katalonien zu.

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