Berlin/Ottawa. Justin Trudeau ist russischen YouTubern auf den Leim gegangen. Sie gaben sich am Telefon als die Klimaschutzaktivistin Greta aus.

Eigentlich dachte der kanadische Premierminister Justin Trudeau, er hätte die schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg am Apparat. Jetzt stellte sich der Anruf jedoch als Telefonstreich der russischen Satiriker Vladimir Kuznetsov und Alexey Stolyarov heraus.

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Der kanadische Premierminister Justin Trudeau telefonierte mit einer Greta-Imitatorin.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau telefonierte mit einer Greta-Imitatorin. © AFP | Handout

Das Gespräch zwischen Trudeau und der Thunberg-Imitatorin war am Montag auf YouTube veröffentlicht worden. Der Audio-Mitschnitt aus dem Januar ist über zehn Minuten lang und mit Animationen versehen.

Ein Regierungssprecher sagte gegenüber der kanadischen Nachrichtenseite iPolitics , dass Trudeau den Anruf abbrach, als er den Streich bemerkte. Normalerweise sei in Protokollen strikt festgelegt, wie Telefonate an den Premierminister durchgestellt werden.

Falsche Greta wurde wegen trauriger Umstände durchgestellt

Doch im Januar diesen Jahres machten traurige Umstände den Anruf der Satiriker möglich: Wenige Tage zuvor war ein Flugzeug der Ukraine International Airlines über dem Iran abgeschossen worden . 57 Kanadier waren unter den Opfern. Deshalb erreichten Trudeau zu dieser Zeit viele Telefonate aus der ganzen Welt.

Auch die falsche Greta drückte Trudeau ihre Sorgen über die internationale Krise aus. Im Laufe des Gesprächs sagt die Imitatorin unter anderem, Regierungschefs würden sich wie Kinder verhalten. Sie wolle die Welt zu einem Platz für alle machen – auch für Terrance und Philipp. Das sind allerdings zwei Figuren aus der Fernsehserie South Park .

Die richtige Greta Thunberg sprach im Januar beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Die richtige Greta Thunberg sprach im Januar beim Weltwirtschaftsforum in Davos. © dpa | Alessandro Della Valle

Falsche Greta wollte South-Park-Figuren treffen

Trudeau hatte an dem Tag aber anscheinend eine lange Leitung und stimmte der angeblichen Greta zu: „Das ist genau die richtige Perspektive.“

Erst als die Klimaschutzaktivistin schließlich den Premier bat, sie Terrance und Philipp vorzustellen, merkte dieser, dass etwas nicht stimmt: „Ich glaube, das sind South Park-Parodien von Kanadiern“ – und beendete das Gespräch.

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YouTube: Auch andere fielen auf die Satiriker rein

Trudeau ist nicht der einzige, der auf die YouTuber hereingefallen ist. Kuznetsov und Stolyarov, die auch als Vovan und Lexus bekannt sind, haben bereits Fake-Gespräche mit einer Vielzahl prominenter Persönlichkeiten veröffentlicht – darunter Prinz Harry , Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die zukünftige US-Vize-Präsidentin Kamala Harris veröffentlicht.

Doch an den Satirikern gibt es auch Kritik: Ihnen werden Verbindungen zu russischen Geheimdiensten vorgeworfen. (jtb)