Berlin. Vor 25 Jahren rechnete Prinzessin Diana mit dem britischen Königshaus ab. Die Royals haben sich davon bis heute nicht völlig erholt.

Vor 25 Jahren, am 20. November 1995, gab die zu ihrer Zeit meistfotografierte Frau der Welt, Prinzessin Diana , der BBC ein Interview, das eine Lawine auslöste und die Monarchie erschütterte . Die Gejagte war zur Jägerin geworden. Sie setzte zum Schuss an und traf das Königshaus dort, wo es wehtat. Von den Folgen hat es sich bis heute nicht erholt.

Zu dem Zeitpunkt war die beliebte Prinzessin mit dem scheuen Blick bereits drei Jahre von Prinz Charles getrennt. Die Veröffentlichung des vernarrten Geplänkels zwischen ihm und seiner Geliebten Camilla Parker Bowles hatte sie tief gedemütigt. „Nun, wir waren in unserer Ehe zu dritt. Das war ein bisschen voll“, erklärte sie jetzt vor 200 Millionen Menschen das Scheitern ihrer Ehe.

Eine Ehe zu dritt? Das klang nach einer wilden Hippie-Kommune, aber nicht nach dem Königshaus. Zwar war bekannt, dass Royal-Frauen jahrhundertelang die Mätressen ihrer Gemahle dulden mussten. Hier aber saß nun eine Frau, die dies hinzunehmen nicht mehr bereit war – und die gleichwohl offenlegte, dass auch sie untreu war: Sie hatte Trost bei Reitlehrer James Hewitt gesucht. Lesen Sie hier: Darum wird die Welt Prinzessin Diana niemals vergessen

Das Verhältnis habe die Grenzen der Freundschaft überschritten, sagte sie. „Ich habe ihn angebetet. Ja, ich war in ihn verliebt.“ Doch der Geliebte verriet sie – und verscherbelte seine Geschichte an die Presse.

Charles sei als König ungeeignet

Ihrem schrulligen Gatten sprach sie gleich die Eignung zum König ab. „Er stand damit immer in einem Konflikt, wenn wir darüber sprachen. Und ich verstehe ihn. Es ist schon eine große Aufgabe, der Prinz von Wales zu sein, und eine noch größere, der König zu sein“, sagte sie. Darum wäre es ihr Wunsch, dass ihr Erstgeborener Prinz William der Queen direkt auf den Thron folgen würde.

Prinzessin Diana während ihres BBC-Interviews am 20. November 1995.
Prinzessin Diana während ihres BBC-Interviews am 20. November 1995. © dpa Picture-Alliance / PA

Auch von Selbstverletzungen und Bulimie berichtete sie. Und von der Kälte des Königshauses, die ihr keine Hilfe anbot. Ja, sie sei isoliert, aber Selbstmitleid habe sie nicht. Zugehörigkeit habe sie dagegen bei den Verstoßenen der Gesellschaft gefunden, etwa bei Suchtkranken, für die sie sich engagierte. Mehr zum Thema: Die Ehe mit Diana verfolgt Prinz Charles noch immer

Damit stilisierte sie sich zum Underdog und zum leiderfahrenen Schutzengel der vom Schicksal Geschundenen. Sie war eine von ihnen – nur eben in wesentlich besserer Kleidung.

Die Folgen waren immens. Die königliche Familie verlor drastisch an Ansehen, die Queen verlangte eine unmittelbare Scheidung von Charles und ihrer Schwiegertochter.

Wurde Diana bei dem Interview getäuscht?

Die Royals mussten gegen ihr Image als kaltherzige und in Konventionen erstarrte Institution ankämpfen und von nun an mehr Volksnähe und Gefühl zeigen. Denn die Untertanen sahen ihnen von nun an auf die Finger – von der angemessenen Würdigung Dianas nach ihrem Unfalltod 1997 bis zu dem aktuellen Missbrauchsskandal um Queen-Sohn Prinz Andrew .

In den Flitterwochen: Charles und Diana im Jahr 1981.
In den Flitterwochen: Charles und Diana im Jahr 1981. © Getty Images | Anwar Hussein

Royale Frauen der heutigen Generation wie Herzogin Kate gestalten zudem inzwischen ihre Rolle mit – oder suchen gleich den Ausstieg wie Herzogin Meghan .

Diana wiederum hielt bei dem Skandalinterview womöglich weniger die Strippen in der Hand, als sie glaubte: Charles Spencer wirft dem Journalisten Martin Bashir vor, sich das Interview mit seiner Schwester damals mit gefälschten Kontoauszügen verschafft zu haben. Diese sollten den Eindruck erwecken, Menschen wären dafür bezahlt worden, Informationen über Diana preiszugeben.

Nach Angaben der BBC vom Mittwoch soll nun noch mal der Frage nachgegangen werden, ob der damals relativ unbekannte Bashir mit gefälschten Dokumenten hantierte. Ein ehemaliger Richter des Obersten Gerichtshofs werde eine unabhängige Untersuchung leiten, so der Sender. Ein weiteres Indiz dafür, dass das Interview die Briten auch heute noch beschäftigt.

Und Charles? Der ist immer noch kein König.

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