Berlin. Forscher haben eine Lüftungsanlage konstruiert – nur mit Materialien aus dem Baumarkt. Diese soll 90 Prozent der Aerosole entfernen.
- Aerosole spielen bei der Übertragung es Coronavirus eine große Rolle
- Besonders in Räumen, in denen Menschen lange zusammen sind – wie etwa Klassenzimmern –, steigt die Gefahr einer Infektion
- Regelmäßiges Lüften hilft, aber auch spezielle Lüftungsanlagen sind teilweise im Einsatz
- Dass diese nicht teuer sein müssen, zeigen nun Forschende des Max-Planck-Instituts
Die Luft in Klassenzimmern und anderen Räumen von infektiösen Aerosolen zu befreien, könnte künftig deutlich einfacher werden. Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie haben eine Lüftungsanlage konstruiert, die sich mit Materialien aus dem Baumarkt nachbauen lässt.
Die recht einfache Konstruktion wurde mit Materialien aus dem Baumarkt im Wert von etwa 200 Euro umgesetzt: Über jedem Tisch im Klassenzimmer hängt in Deckenhöhe ein breiter Schirm, der mit einem Rohr verbunden ist. Alle Rohre führen in ein zentrales Rohr, das wiederum durch ein gekipptes Fenster nach draußen führt.
Ein Ventilator am Ende des Rohrs sorgt dafür, dass die Luft aktiv nach außen transportiert wird. Diese Anlage soll laut den Konstrukteuren 90 Prozent der Aerosol-Partikel aus der Raumluft im Klassenzimmer entfernen.
Coronavirus: Luftreiniger wirksam gegen infektiöse Aerosole
Mittlerweile sind die meisten Forscher der Überzeugung, dass neben Schmierinfektionen über Oberflächen – etwa beim Nutzen derselben Klinke – Tröpfchen und die noch kleineren Aerosol-Partikel eine entscheidende Rolle bei der Übertragung des Coronavirus spielen. Laut einer Studie, die im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ erschienen ist, können Coronaviren, die über Aerosole transportiert werden, bis zu drei Stunden in der Luft schweben und über die gesamte Zeit infektiös bleiben.
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Halten sich Menschen längere Zeit in geschlossenen Räumen auf, steigt so die Wahrscheinlichkeit einer Infektion, selbst wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Richtiges Lüften hilft, die Viruszahl zu senken und somit auch die Gefahr einer Ansteckung zu mindern – doch können im Winter schließlich nicht die ganze Zeit über die Fenster geöffnet bleiben.
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Laut wissenschaftlichen Ergebnissen haben Luftreiniger eine hohe Wirksamkeit gegen die Viruslast in der Raumluft. Doch die Standgeräte kosten bis zu mehreren Tausend Euro. Sie saugen die Raumluft meist an der Unterseite an, schicken sie durch einen mehrlagigen Filter und stoßen sie oben wieder aus.
Selbstgebaute Lüftungsanlage kann Alternative sein
Wegen der geringen Material- und Betriebskosten könnte die selbstgebaute Anlage der Forschenden des Max-Planck-Instituts eine Alternative zu den teuren Filteranlagen bieten. Da zudem die Anforderungen an den Raum niedrig sind – es braucht nur eine Steckdose und ein kippbares Fenster oder Oberlicht –, ist das System beispielsweise auch in Turnhallen geeignet.
Erdacht hat sich die Konstruktion Frank Helleis, dessen Frau Lehrerin in Mainz ist. Über sie kam auch der Kontakt zur Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim zustande. Die Schule hat die Anlage bereits getestet.
„Es hörte sich so einfach und überzeugend an, dass wir uns sofort entschlossen haben, mitzumachen,“ sagt Roland Wollowski, Schulleiter an der Integrierten Gesamtschule Mainz-Bretzenheim. So entstand schnell ein Prototyp, den Helleis mit seinen Kollegen bereits im Sommer in einem Klassenraum montierte und seit dieser Zeit testet.
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Baubericht für den Nachbau bald online
Ob die Anlage auch an anderen Schulen in Rheinland-Pfalz eingesetzt werden kann, diskutieren derzeit Mitarbeiter des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz, die die Funktionalität der Konstruktion bereits vor Ort geprüft haben.
Derzeit braucht es wohl noch etwas handwerkliches Geschick, da die Einzelteile individuell zusammengebaut und montiert werden müssen. Dazu erstellen Helleis und Kollegen einen Baubericht, um die Hürde für den Nachbau möglichst niedrig zu halten. Diese werden sie in Kürze auf die Webseite des Max-Planck-Instituts für Chemie stellen. Die Mainzer Forscher stehen zudem in Kontakt mit Unternehmen, die einzelne Formteile für die Konstruktion fertigen könnten – das würde den Nachbau leichter machen.
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