Den Haag. Hollands König Willem-Alexander und Königin Máxima jetten ungeachtet der Pandemie in die Ferien. Die Kritik ist trotz Abbruch harsch.

Die Alarmsignale stehen auf Rot im Nachbarland: Binnen 24 Stunden wurden am Freitag in den Niederlanden 8000 Neuinfektionen gemeldet – in einem Land mit gut 17 Millionen Einwohnern. Der Amsterdamer Virologe Hans Zaaijer warnt in der Zeitung „De Telegraaf“: „Wir befinden uns im Vorlauf einer Katastrophe.“ Kneipen, Cafés und Restaurants müssen für mindestens vier Wochen schließen.

Die Aufgaben der Königsfamilie in einer solchen Krise: Präsenz zeigen, Mut machen, den Zusammenhalt stärken. Doch König Willem-Alexander (53) und Königin Máxima (49) zogen es vor, in Griechenlands Sonne Urlaub zu machen. Das kam – milde ausgedrückt – bei Politik und Bevölkerung gar nicht gut an. Jetzt hat das Königspaar seine Ferien zerknirscht abgebrochen. Lesen Sie auch: Diese Länder sind in Europa besonders von Corona betroffen

Niederlande: Heftige Kritik am Königspaar nach Reise in Corona-Pandemie

„Wir sehen die Reaktionen von Menschen auf Berichte in den Medien. Und die sind heftig und sie berühren uns“, hieß es in einer Mitteilung, die die Familie noch in ihrer Ferienvilla auf der Halbinsel Peloponnes verfasste. „

Wir wollen keinerlei Zweifel daran bestehen lassen: Um Covid-19 zu besiegen, ist es notwendig, dass die Richtlinien befolgt werden.“ Man sehe ein, dass eine Diskussion über den Urlaub der Königsfamilie dazu nicht beitrage.

In Privatmaschine nach Griechenland

Erst am Freitag um 14 Uhr waren Willem-Alexander, Máxima und die drei Kinder Amalia (16), Alexia,(15) und Ariane (13) mit ihrer 80 Millionen Euro teuren Boeing 737 aus der Regierungsflotte vom Amsterdamer Flughafen Schiphol aufgebrochen.

Viel Zeit, die ockerfarbene 4000-Quadratmeter-Villa auf einem Felsvorsprung über dem Meer mit Pool und Privathafen zu genießen, hatte das Königspaar nicht. Um 21 Uhr verkündete es seinen Urlaubsabbruch. Am Sonnabend kehrte die Familie nach einem KLM-Linienflug wieder zurück ins Schloss Huis ten Bosch in Den Haag. Lesen Sie auch: Urlaub in Corona-Zeiten: Können Reisende langfristig planen?

Reise „unvernünftig und unbegreiflich“

Erst Medienberichte hatten die Flugreise öffentlich gemacht – und sie als Fahnenflucht bewertet. Abgeordnete von Oppositions- wie Regierungsparteien übten sofort harsche Kritik. Zwar gilt für das Gebiet in Griechenland, in dem sich die Villa von Willem-Alexander befindet, bislang keine Warnung vor einem erhöhten Corona-Risiko.

Angesichts seiner Vorbildfunktion als Staatsoberhaupt hätte der König aber dem Aufruf der Regierung Folge leisten sollen, so viel wie möglich „in der eigenen Umgebung“ zu bleiben, erklärte Joost Sneller von der linksliberalen Koalitionspartei D66. Die Reise der königlichen Familie sei „unvernünftig und unbegreiflich“.

König Willem-Alexander und Königin Máxima.
König Willem-Alexander und Königin Máxima. © picture alliance / ANP | dpa Picture-Alliance / Koen van Wee

Regierungschef Rutte wusste Bescheid

Zugleich wurde eine Erklärung von Ministerpräsident Mark Rutte gefordert. Der Regierungschef ließ daraufhin wissen, er sei über die Urlaubspläne des Königs informiert gewesen. Er übernehme die politische Verantwortung. Lesen Sie auch: Nach dem Lockdown: Amsterdam kämpft gegen Party-Horden

Dabei hatte Rutte noch vergangenen Dienstag eindringlich gemahnt: „Seien Sie nicht diese störrische Person, die die Grenzen der Regeln überschreitet. Seien Sie die realistische niederländische Person, die Verantwortung übernimmt.“

Politiker beklagen mangelnde Urteilskraft

Sneller rüffelte Rutte nun, es sei besser gewesen, wenn er die Königsfamilie vor dem Debakel bewahrt hätte. Oppositionspolitiker Jesse Klaver schüttelte den Kopf über die „mangelnde Urteilskraft“. Der Abbruch sei die einzig richtige Konsequenz gewesen. Gesundheitsminister Hugo de Jonge wiederum betonte, er habe von er Reise des Königspaares nichts gewusst. Lesen Sie auch: Frühere Königin Beatrix wird 80 – und wirkt wie „befreit“

Dabei hatten die rastlosen Royals erst im August griechische Sonne getankt. Auch da sorgten sie für Unmut: Auf der Insel Milos ließen sie sich mit dem Eigentümer eines Restaurants fotografieren – keine 1,5-Meter-Abstands­regel und keine Masken trübten die Urlaubsstimmung.

Nicht alle geben sich nun mit der reumütigen Rückkehr zufrieden. „Es ist höchste Zeit, dass wir den König von all seinen offiziellen Funktionen entbinden. Und wenn er das nicht akzeptiert, dann wird unser Land eben wieder eine Republik“, kritisiert Alexander van Ketwich Verschuur, ehemaliger Finanzmanager und heute Schriftsteller, bei Facebook die königliche Reiselust.