Madrid. Nach dem Triumph einer Neu-Prinzessin drohen Juan Carlos (82) Vaterschaftsklagen. Der Spanier galt als „König der 5000 Liebhaberinnen“

Die Künstlerin Delphine Boël hatte lange für diesen Moment gekämpft. Endlich wurde die 52-Jährige in Belgiens königlicher Residenz Schloss Laeken empfangen. Sie kam als Familienmitglied, als Prinzessin von Sachsen-Coburg. Nach jahrelangem Rechtsstreit war sie Anfang des Monats durch ein Gerichtsurteil als Tochter des belgischen Ex-Königs Albert II. (86) anerkannt worden.

Nun traf sie erstmals ihren Halbbruder, König Philippe (60). „Unsere Begegnung war warmherzig“, erklärten beide. Werden nun auch andere Schlösser ihre Tore öffnen müssen für geschasste Prinzen und Prinzessinnen? Sicher ist: Die Zeit, in der Europas Monarchen unbehelligt ein Doppelleben führen konnten und uneheliche Kinder entweder ignorierten oder mit diskreten Zuwendungen fernhielten, sind vorbei.

Keinem fliegen die Sünden der Vergangenheit derzeit so um die Ohren wie Spaniens Ex-König Juan Carlos. Wegen eines Schmiergeldskandals, in dem auch seine frühere Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein eine Rolle spielt, droht dem 82-Jährigen eine Anklage des Obersten Gerichtshofs. Jetzt will die Belgierin Ingrid Sartiau vor den Europä­ischen Gerichtshof ziehen, um per Richterspruch den 2014 abgedankten König zu einem Vaterschaftstest zu zwingen.

Der Triumph ihrer Landsfrau Delphine Boël bestärkt sie, ihren Kampf wieder aufzunehmen. „Ich freue mich für Delphine und ihre Familie“, erklärte die 54-Jährige. „Sie hat einen großen Feldzug hinter sich. Ihr Erfolg ermutigt mich weiterzumachen. Es ist schade, dass man erst kämpfen muss, um Anerkennung zu bekommen.“

Das Privatleben des Königs galt früher als unantastbar

Ein erster Vorstoß war 2015 vor Spaniens Oberstem Gerichtshof gescheitert. Die zehn Richter der zuständigen Kammer nahmen Sar­tiaus Vaterschaftsklage zwar zunächst an. Sie beschlossen aber nach einer Anhörung der Belgierin mit sieben gegen drei Stimmen, das Verfahren einzustellen – wegen „Unstimmigkeiten“ in der Aussage der Klägerin.

Damals galt das Privatleben des Königs allerdings noch als unantastbar.

Die Belgierin Ingrid Sartiau kämpft für Anerkennung.
Die Belgierin Ingrid Sartiau kämpft für Anerkennung. © Europa Press via Getty Images

„Ich habe Briefe, die belegen, dass Juan Carlos tatsächlich mein Vater ist“, sagte Sartiau nun. Ihre Mutter Lilian kann nicht mehr befragt werden – sie starb vor zwei Jahren. Sie hinterließ aber eine notariell beglaubigte Aussage, wonach sie 1965, mit 26, mehrmals mit Juan Carlos in einem Hotel an der Costa del Sol zusammengetroffen sei.

Sie arbeitete damals für eine belgische Adelsfamilie, die mit dem spanischen Königshaus befreundet war.

Möglicherweise ist alles nur die Spitze des Eisberges

Auch der 62-jährige Katalane Albert Solà will nun weiterkämpfen. Seine Ansprüche stützt er auf eine inoffizielle DNA-Analyse, welche angeblich eine 99-prozentige Übereinstimmung mit dem Genmaterial des Königs ergeben habe. Er war ebenfalls vor Gericht gescheitert, das die Genuntersuchung nicht anerkannte.

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Solà und Sartiau versuchten sogar, ihre angenommene Blutsverwandtschaft nachzuweisen. Aber das Ergebnis war widersprüchlich: Ein erster von ihnen in Auftrag gegebener Gentest deutete auf einen gemeinsamen Vater hin. Eine zweite Analyse hatte jedoch genau das gegenteilige Ergebnis. Nun kündigte auch eine 56-jährige Spanierin an, auf Vaterschaft zu klagen.

Prinzessin Delphine traf erstmals ihren Halbbruder König Philippe - der belgische Palast veröffentlichte jetzt dieses Foto.
Prinzessin Delphine traf erstmals ihren Halbbruder König Philippe - der belgische Palast veröffentlichte jetzt dieses Foto. © AFP | Handout

Möglicherweise ist dies nur die Spitze des Eisberges. Denn Juan Carlos galt als „König der 5000 Liebhaberinnen“. „Er war niemandem treu – auch mir nicht“, sagte seine Ex-Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein der Zeitung „OKdiario“. Deswegen sei ihre „sentimentale Beziehung“ mit Juan Carlos 2009 nach fünf Jahren zerbrochen. „Ich wollte nicht Teil eines Harems sein.“

Der flehende Brief einer 15-jährigen Brasilianerin erreichte nun auch Fürst Albert von Monaco (62), der bereits zwei uneheliche Kinder anerkannt hat. Sie behauptet, sie sei aus einer Affäre ihrer Mutter mit dem Zwergstaatregenten hervorgegangen. „Ich verstehe nicht, warum ich ohne Vater aufwachsen musste“, schreibt sie darin.