Tokio. Die japanische Regierung will gefiltertes Wasser aus der Atomruine in Fukushima ins Meer leiten. Fischer und Landwirte protestieren.

Vor nicht einmal zehn Jahren ereignete sich im japanischen Fukushima die schlimmste nukleare Katastrophe seit Tschernobyl. Nun will die japanische Regierung laut Medienberichten mehr als eine Million Tonnen radioaktiv verseuchten Wassers aus dem zerstörten Atomkraftwerk ins Meer leiten lassen – trotz Protesten von Fischern und Landwirten.

Wie japanische Medien am Freitag berichteten, werde die Regierung die formelle Entscheidung in Kürze treffen. Das Ablassen des kontaminierten Wassers, das einem umfangreichen Filterungsprozess unterzogen wird, soll demnach frühestens im übernächsten Jahr beginnen. Am Ende soll es nach Angaben der Behörden nur noch Tritium enthalten, das sich mit den vorhandenen Technologien nicht herausfiltern lässt. Lesen Sie auch: Klimawandel: Ist Atomkraft doch gar nicht so schlecht?

Fukushima: Verseuchtes Wasser kann nicht komplett gefiltert werden

Laut Experten ist Tritium für den Menschen nur in sehr hohen Dosen schädlich. Die Internationale Atomenergie-Organisation argumentiert, dass ordnungsgemäß gefiltertes Wasser sicher in den Ozean geleitet werden könne, ohne Umweltprobleme zu verursachen. Trotz der angeblichen Ungefährlichkeit des Prozesses stößt der Plan jedoch auf massiven Widerstand örtlicher Fischer und Landwirte. Sie fürchten, dass Verbraucher Produkte aus der Region meiden könnten.

In der letzten Zeit war der Druck auf die Regierung, eine Lösung für das kontaminierte Wasser zu finden, gestiegen. Grund dafür ist, dass die Lagerkapazitäten bald erschöpft sind. Bislang pumpt der Akw-Betreiber Tepco das kontaminierte Wasser aus der Anlage ab und bewahrt es in Tanks auf. Das angestaute Wasser stammt nicht nur von Kühlung der Anlage, sondern ist auch Grund- und Regenwasser, das täglich in die Anlage sickert. Auch interessant: Japaner baden und surfen wieder vor Nachbarort von Fukushima

Nach einem schweren Erdbeben und anschließendem Tsunami kam es in dem Atomkraftwerk auf der japanischen Hauptinsel Honshu in drei der sechs Reaktoren zur Kernschmelze, nachdem das Kühlsystem ausgefallen war. Tepco und die Regierung schätzen, dass sie rund 40 Jahre brauchen werden, um die Schäden zu beheben. Mehr zum Thema Atomkraft: Bundesamt-Chef: „Atomendlager kann Standortvorteil werden“

(afp/dpa/lhel)