Berlin/Lesbos. Seit dem Brand im Geflüchtetencamp Moria sind Tausende Menschen obdachlos. Wie können Sie helfen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Seit dem Brand am 8. September im griechischen Geflüchtetencamp Moria sind nach wie vor Tausende der ehemaligen Bewohner und Bewohnerinnen obdachlos. Darunter sind auch viele Kinder.
Obwohl die Bundesregierung am Mittwoch entschied, 1553 Geflüchtete von fünf griechischen Inseln und mit bereits genehmigten Asylbescheiden aufzunehmen, stieß die Zurückhaltung Deutschlands auf viel Kritik – auch deshalb, weil die schlechten Lebensbedingungen in den Camps lange vor dem Feuer bekannt waren.
„Deutschlandtrend“: Mehrheit für die Aufnahme von Geflüchteten
Dabei sprach sich laut einer Befragung des „ARD-Deutschlandtrend“ mit 87 Prozent eine große Mehrheit der Befragten für die Aufnahme von Geflüchteten aus dem mittlerweile abgebrannten Lager Moria auf Lesbos aus.
Vier von zehn Wahlberechtigten (43 Prozent) finden demnach, dass Deutschland auf jeden Fall Geflüchtete aus Moria aufnehmen sollte. 44 Prozent gaben an, sie sollten nur unter der Bedingung aufgenommen werden, dass es eine europaweite Verteilung der Geflüchteten gebe. Jeder Zehnte ist gegen eine Aufnahme.
Doch was passiert mit den Menschen, die auf Lesbos und anderen griechischen Inseln bleiben müssen – und wie können Sie ihnen helfen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Wie kann ich in Moria helfen?
Von Deutschland aus gibt es verschiedene Wege, wie man Geflüchteten auf Lesbos oder den anderen griechischen Inseln helfen kann. Unter der Kampagne #LeaveNoOneBehind (Deutsch: Lasst niemanden zurück) haben Vereine wie SeaWatch dazu aufgerufen, Politikern und Politikerinnen zur Evakuierung der Lager aufzufordern.
Für eine sofortige und kurzfristige Hilfe können Sie Abgeordnete und Stadtvertreter und -vertreterinnen anschreiben. Dafür gibt es hier Briefvorlagen und Kontaktmöglichkeiten für alle Bundesländer außer Bayern.
Der Verein Seebrücke hat zudem einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin formuliert, in dem Kommunen ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Geflüchteten per Unterschrift mitteilen können. Für Privatpersonen gibt es diese Petition an die Europäische Kommission zur sofortigen Evakuierung Morias.
Auch bei Demonstrationen und politischen Aktionsgruppen können Sie helfen. Der Verein Seebrücke hat einen Kalender erstellt, in dem unter anderem eine Großdemonstration für den 20. September angekündigt ist.
Langfristig lohnt sich auch ein Blick auf die Asylpolitik der unterschiedlichen Parteien und ihre Positionierung in der aktuellen Situation. Welche Forderungen stellen die Politiker und Politikerinnen und wie setzt sich die Partei für Geflüchtete ein? Das könnte sich auf das Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 2021 auswirken.
Wie kann ich für Moria spenden?
Es gibt viele Vereine und Hilfsorganisationen, die sich auf Lesbos und an anderen Orten einsetzen. Sie können Sie mit Spenden unterstützen. Hier finden Sie eine Auflistung der Gruppen:
- Ärzte ohne Grenzen, Medizinische Hilfe weltweit
- Kindernothilfe: Hilfe für geflüchtete Kinder und Familien in Griechenland (unter anderem)
- Seebrücke: sichere Fluchtwege und Seenotrettung der Geflüchteten auf dem Mittelmeer
- Deutsches Rotes Kreuz: Menschen in Not, Lesbos und weltweit
- European Lawyers in Lesvos: Rechtshilfe und Asylberatung auf Lesbos
- Refugee4Refugees: Hilfe aus Lesbos und Samos
In Moria vor Ort helfen – was ist möglich?
Auf eigene Faust und ohne organisierte Strukturen nach Lesbos zu fliegen ist nicht unbedingt eine gute Idee. Freiwillige Helfer und Helferinnen werden aber dennoch und in den unterschiedlichsten Bereichen gebraucht: etwa in der Übersetzung (Farsi und Arabisch zum Beispiel), der Sozialarbeit, medizinischen Hilfe, Rechtsberatung oder bei der Verteilung von Nahrung – solange die griechische Polizei dies zulässt.
Dafür gibt es Organisationen, die solche Freiwilligenaufenthalte organisieren und koordinieren. Beispiele für solche sind Kune Aid, indigo volunteers oder Fenix Aid. Viele dieser Einsätze sind aber als langfristige Hilfe gedacht und erfordern mehrere Monate Zeit. (reb)