Boston. In den USA werden lustige und kuriose Forschungsergebnisse mit einem alternativen Nobelpreis geehrt. Das sind die bisherigen Gewinner.

Dem berühmtem Stifter des Nobelpreises Alfred Nobel wird folgendes Zitat zugeschrieben: „Wenn ich tausend Ideen habe und nur eine davon stellt sich als gut heraus, bin ich zufrieden.“ Manchmal stellen sich Ideen aber nicht unbedingt als gut, sondern vielmehr als witzig heraus. Ob sich Nobel jemals hätte träumen lassen, dass es auch dafür einen Nobelpreis für Wissenschaftler geben würde?

Da gibt es zum Beispiel den deutschen Sozialpsychologen Fritz Strack. Er wollte 1988 mit zwei weiteren Wissenschaftlern herausgefunden haben, dass Menschen ein Stift im Mund zum Lächeln bringt und dass sie das glücklicher macht. 2017 widerlegte er seine Theorie einfach selbst. Für diese Leistung erhielt er im vergangenen Jahr einen Nobelpreis in der Kategorie Psychologie.

Im selben Jahr gab es übrigens auch einen Nobelpreis in der Kategorie Medizin für die Erkenntnis, dass Pizza vor Krankheit und Tod schützt – sofern man das Original in Italien verspeist.

Spätestens jetzt sollte klar sein: Es handelt sich nicht um die echten Nobelpreise, sondern um das Gegenteil. Denn seit 1991 werden an der US-amerikanischen Eliteuniversität Harvard die IG-Nobelpreise von der Zeitschrift „Annals of Improbable Research“ verliehen.

Das IG steht für das englische Wort „ignoble“, was im Deutschen mit unwürdig oder unehrenhaft übersetzt werden kann. Die Auszeichnung ist auch bekannt als Alternativer oder Anti-Nobelpreis. Die erste Voraussetzung für eine Nominierung ist, dass die wissenschaftlichen Errungenschaften die Menschen „erst zum Lachen, dann zum Nachdenken“ bringen müssen.

Alternativer Nobelpreis will absurde Forschungen ehren und nicht verspotten

Bei der Verleihung der IG-Nobelpreise für abstruse Forschungen ist der Wurf von Papierflugzeugen ein fester Programmpunkt.
Bei der Verleihung der IG-Nobelpreise für abstruse Forschungen ist der Wurf von Papierflugzeugen ein fester Programmpunkt. © imago/AFLO | Keiko Hiromi

Die Veranstaltung, die am 17. September zum 30. Mal stattfindet, ist zwar sehr witzig, aber kein Witz. Die Organisatoren betonen, dass es ihnen nicht darum ginge, sich über die Wissenschaft lustig zu machen. „Viel gute Forschungsarbeit wird wegen ihrer Absurdität attackiert und viel schlechte Forschung trotz ihrer Absurdität verehrt.“ Erstere wolle man ehren.

So untersuchten der Deutsche Universitätsprofessor Andreas Voss, welche Geldscheine die größten Bakterienschleudern sind. Die rumänischen Leu-Scheine stellten sich als „Gewinner“ heraus. Auf dem Euro halten sich Enterokokken besonders gut. Dafür gab es den 2019 den IG-Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaft.

Preis ist bei Wissenschaftlern beliebt

Der Anti-Nobelpreis ist bei Forschern durchaus beliebt. Laut Gründer Marc Abrahams würden sich jedes Jahr zehn bis 20 Prozent der rund 9000 Nominierten selbst vorschlagen.

Die Preise werden zudem von richtigen Nobelpreisträgern verliehen. Diese sitzen auch in der Jury, die über die Gewinner entscheidet. Außerdem sind dort auch Gewinner des IG-Nobelpreises, Inhaber von öffentlichen Ämtern, Sportler, wissenschaftliche Autoren und „Personen von mehr oder weniger großer Wichtigkeit“ vertreten, wie die Organisatoren erläutern. Als Ausgleich für so viel Prominenz und Kompetenz wird außerdem am letzten Tag der Entscheidung ein zufällig ausgewählter Passant in die Jury aufgenommen.

Gewinner und Nominierte werden bis zur Preisverleihung geheim gehalten

Wer die Nominierten und die Preisträger sind, wird vor der Verleihung nicht bekanntgegeben. Denn die Organisatoren geben den Auserwählten zunächst die Möglichkeit, den Preis in aller Stille abzulehnen. In dem Fall werden auch keine Informationen über sie veröffentlicht. Glücklicherweise würden aber „die meisten entscheiden, den Preis anzunehmen und an der Verleihungszeremonie teilzunehmen.“

Wegen der Corona-Pandemie wird die Zeremonie in diesem Jahr ohne Gäste stattfinden. Als Live-Übertragung kann sie ab zirka 24 Uhr auf Youtube verfolgt werden. Diese Internet-Übertragungen gibt es bereits seit 1995. Möglich machten das damals drei Studenten der Computerwissenschaften in Harvard. Laut den Organisatoren war die Verleihung der IG-Nobelpreise damit eines der ersten Events überhaupt, die live im Internet übertragen wurden.

Eine Idee, die auch Alfred Nobel zufrieden gestellt haben könnte.

Mehr zum Thema Nobelpreis