Berlin. Der Trend zu zunehmenden Corona-Infektionszahlen hält am Wochenende an. Auch die Reproduktionszahlen steigen. Rechnerisch sind derzeit rund 8000 Menschen in Deutschland infiziert.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 955 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet. Dies ist die höchste gemeldete tägliche Fallzahl seit Anfang Mai - abgesehen vom lokalen Ausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies im Juni.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich somit mindestens 209.653 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Samstagmorgen im Internet meldete (Datenstand 1.8., 0.00 Uhr).

Am Freitag hatte die Zahl der täglich registrierten Neuinfektionen bei 870 gelegen. Aufgrund der steigenden Fallzahlen fürchtet das RKI eine Trendumkehr in Deutschland. Grund dafür sei Nachlässigkeit bei der Einhaltung der Verhaltensregeln.

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag nach RKI-Angaben bei 9148 - das waren sieben mehr als am Vortag. Bis Samstagmorgen hatten 192.700 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Damit wären rechnerisch derzeit etwa 7800 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 1.8., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,13 (Vortag: 1,06). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert mit Datenstand 1.8., 0.00 Uhr, bei 1,20 (Vortag: 1,19). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte angesichts der auch weltweit steigenden Infektionszahlen vor einer allgemeinen Müdigkeit im Kampf gegen das Coronavirus. Das Notfall-Komitees zu Covid-19 riet gerade angesichts des wirtschaftlichen Drucks zu fein abgestimmten und pragmatischen Richtlinien für eine angemessene Reaktion auf einen Covid-19-Ausbruch, teilte das Experten-Gremium am Samstag nach einer Telefonkonferenz mit.

Besonderes Augenmerk sollte darauf gelegt werden, dass sich auch die jüngere Generation dem Kampf gegen das Virus verpflichtet fühle. Das Komitee, das die WHO zu Anfang des Jahres einberufen hatte, betonte zudem aufgrund der voraussichtlich langen Dauer der Pandemie die Notwendigkeit nachhaltiger Bekämpfungsstrategien auf regionaler, nationaler und globaler Ebene.

In seinem Statement vor dem Gremium sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus, die Pandemie sei eine Jahrhundertkrise, deren Wirkungen noch Jahrzehnte zu spüren sein würden. Die Experten waren sich einig, dass die Verbreitung des Virus nach wie vor eine "Notlage von internationaler Tragweite" sei. Vor einem halben Jahr hatte das Experten-Gremium der WHO geraten, diese höchste Alarmstufe auszurufen. Die rund 30 aus verschiedenen Ländern stammenden Fachleute - darunter der schwedische Staatsepidemiologe Anders Tegnell - wollen innerhalb der nächsten drei Monate erneut beraten.

Ende Juli hatte die WHO einen neuerlichen Negativ-Rekord bei den weltweiten Neuinfektionen gemeldet. Binnen eines Tages hatte sie 292.000 Infektionen registriert.

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