Offenbach. Es ist eher ein Hitzewellchen als eine Hitzewelle. Das liegt aber nicht an der Temperatur, sondern an der Dauer: Zwar wird es knallig heiß am Tag und tropisch in der Nacht. Aber das hält nicht lange an.

Vor einem Jahr ächzte Deutschland unter einer beispiellosen Hitzewelle. Auch in diesem Jahr endet der Juli heiß, Rekorde werden aber vorerst nicht gebrochen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bilanzierte nach einer ersten Auswertung seiner rund 2000 Messstationen am Donnerstag.

Der Juli 2020 war warm und sonnenscheinreich - vor allem aber erheblich zu trocken. Die heißesten Tage des Monats stehen noch bevor. "Vor allem im Südwesten machen die Hundstage ihrem Namen vorübergehend alle Ehre", sagte Jens Bonewitz von der Wettervorhersagezentrale. Von einer Hitzewelle will er nicht sprechen, eher von einem "Intermezzo". Von Rekordwert des vergangenen Sommers, 42,6 Grad, sind wir auch noch ein Stück entfernt.

Morgen scheint aber schon mal kräftig die Sonne - "mit kleinen Schönheitsfehlern im Schwarzwald und an den Alpen", wie Bonewitz einschränkt. Im Südwesten können die Temperaturen lokal 37 bis 38 Grad erreichen. Mit Ausnahme des Nordens und Nordostens steigen die Werte auch überall sonst über 30 Grad, teils deutlich darüber.

"Die Wärmebelastung ist durchaus stark und die darauffolgende Tropennacht tut ihr übriges", sagt Bonewitz. In Tropennächten fallen die Temperaturen nicht unter 20 Grad. Ende Juni und Anfang Juli gab es auch schon lokal Tropennächte, etwa am 27. Juni am Niederrhein. Am 5. Juli meldete der DWD Tropennächte an 20 Messstationen.

Auch der Samstag wird noch mal heiß. Im Süden und Südwesten kann es erneut bis zu 38 Grad warm werden. Am Sonntag wird die 30 Grad Marke wohl nur noch ganz im Osten angerissen. Dann wird nämlich mit westlicher Strömung etwas kühlere Luft herangeführt. Das Schauer- und Gewitterrisiko steigt schon ab Samstag von Westen her deutlich an. Die neue Woche startet mit kühler Atlantikluft insgesamt wechselhaft und mit gedämpften Tagesmaxima zwischen 22 und 27 Grad.

Die Monatsbilanz sieht bislang so aus: Der Temperaturdurchschnitt lag mit 17,7 Grad um 0,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 war der Juli 2020 dagegen 0,3 Grad zu kalt. Die bundesweit tiefste Temperatur registrierte Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge am 12. Juli mit 1,1 Grad. "Völlig anders zeigte sich der Juli in Süddeutschland", berichtete der DWD: Rheinfelden und Regensburg meldeten zehn Tage mit mehr als 30 Grad.

Mit rund 50 Litern pro Quadratmeter erreichte der Juli nur 65 Prozent seines Solls (78 Liter). Gebiete, in denen das Niederschlagssoll erfüllt wurde, lagen meist im Süden und im hohen Norden. Am 2. Juli verzeichnete Murnau am Staffelsee mit 96,8 Litern pro Quadratmeter die bundesweit höchste Tagesmenge. Am nassesten war es mit bis zu 240 Litern in den Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen. Im Südwesten fielen hingegen gebietsweise nur knapp 10 Liter pro Quadratmeter.

"Die Sonnenscheinbilanz wies im Juli 2020 ein deutliches Nord-Süd-Gefälle auf", schrieben die Statistiker. Die Sonne schien mehr als 230 Stunden - das waren 9 Prozent über dem Soll (212 Stunden). Am meisten zeigte sich die Sonne im Westen und der Mitte Baden-Württembergs sowie dem westlichen Bayern. In Ostfriesland, der Mitte und im Norden Schleswig-Holsteins schien sie am wenigsten.

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