Berlin. Die US-Astronauten Behnken und Hurley sind nach 20 Stunden Flug mit der „Crew Dragon“-Raumkapsel am Sonntag an der ISS angekommen.

Die US-Astronauten Robert Behnken und Douglas Hurley sind nach rund 20 Stunden Flug mit der „Crew Dragon“-Raumkapsel an der Raumstation ISS angekommen. Dies teilten die US-Raumfahrtbehörde Nasa und das private Raumfahrtunternehmen SpaceX am Sonntag mit.

„Es war uns natürlich eine Ehre, ein ganz kleiner Teil dieses Ganzen zu sein“, sagte Hurley nach der Ankunft an der ISS, wo bereits die Raumfahrer Christopher Cassidy, Anatoli Iwanischin und Iwan Wagner auf ihre Kollegen gewartet hatten. „Es ist wunderbar, die USA wieder in das Business bemannter Raumflüge zurückzubringen, und wir sind einfach nur froh, an Bord dieser großartigen Struktur zu sein.“ Hurley und Behnken sollen rund einen Monat an Bord der ISS bleiben.

Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass Astronauten von den USA aus zur Raumstation ISS gestartet sind – und erstmals starteten sie mithilfe eines privaten Raumfahrtunternehmens. Die US-Raumfahrerhoben am Samstag in einer „Crew Dragon“-Raumkapsel mit einer „Falcon 9“-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral ab, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. „Wir sind abgehoben“, teilte die Nasa auf Twitter mit. „Geschichte ist geschrieben worden.“

Nasa-Chef Jim Bridenstine sprach von einem „wundervollen Tag“. US-Präsident Donald Trump feierte den Start als „heldenhafte Tat“. Die kommerzielle Raumfahrt sei die Zukunft. „Ein neues Zeitalter amerikanischen Ehrgeizes hat jetzt begonnen.“

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Elon Musk: „Ich bin emotional überwältigt“

SpaceX-Gründer Elon Musk zeigte sich tief bewegt. „Ich bin wirklich emotional sehr überwältigt, es ist schwer für mich zu sprechen“, sagte Musk bei einer Pressekonferenz nach dem Start. 18 Jahre lang habe er auf dieses Ziel hingearbeitet. „Ich glaube es ist etwas, worüber die Menschheit sich freuen kann, und worauf sie stolz sein kann.“

Der deutsche Astronaut Alexander Gerst hieß seine beiden Raumfahrer-Kollegen via Twitter „willkommen zurück im Weltraum“ und gratulierte SpaceX für die „solide Leistung“.

Schon am Mittwoch sollte eine Falcon-9-Rakete vom Kennedy Space Center in Cape Canaveral Richtung ISS eigentlich starten. Doch ein Tropensturm verhinderte nur 20 Minuten vor Abflug den Start, der nun auf Sonnabend verlegt wurde. Zum Zeitpunkt der Absage war die Luke hinter den Astronauten bereits geschlossen.

SpaceX: Elon Musk versichert, alles für Sicherheit getan zu haben

Laut der US-Weltraumbehörde Nasa bestand vorher eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass der Start wegen schlechten Wetters erneut verlegt werden muss.

Am Mittwoch hatte der Unternehmer Elon Musk den Familien der beiden Astronauten versichert, alles für deren Sicherheit getan zu haben. Als er die Familien von Robert Behnken und Douglas Hurley vor dem Start getroffen habe, habe er die Verantwortung eines bemannten Tests noch stärker gespürt, sagte Musk.

SpaceX-Mission: Die Nasa-Astronauten Robert Behnken (l.) und Douglas Hurley (rechts) kommen im John F. Kennedy Space Center an.
SpaceX-Mission: Die Nasa-Astronauten Robert Behnken (l.) und Douglas Hurley (rechts) kommen im John F. Kennedy Space Center an. © AFP | JOE RAEDLE

Die Mission Demo-2 ist ein wichtiger Beitrag, die USA wieder unabhängig von russischen Raketen zu machen. Die Nasa hatte ihr Shuttle-Programm 2011 wegen hoher Kosten und nach zwei Unglücken eingestellt.

Eigentlich waren eigene Flüge aus den USA zur ISS von der Nasa schon für 2017 angekündigt gewesen – im Zuge technischer Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl von Donald Trump wurde das Projekt aber immer weiter aufgeschoben.

Weltweit wurde die Mission mit Spannung erwartet. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst wünschte seinen beiden Kollegen schon am Mittwoch per Twitter eine „gute Reise“. Die „Crew Dragon“ sei „ein Beispiel, wie eine Zusammenarbeit zwischen dem staatlichen und dem privaten Sektor am Boden und auf dem Weg in den Weltraum funktionieren kann“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Pascale Ehrenfreund.

SpaceX: Der Auftakt zur Kommerzialisierung der Raumfahrt

„Kommerzialisierung ist richtig und wichtig“, findet auch Europas Raumfahrtchef Jan Wörner. Deshalb sei auch die Europäische Raumfahrtbehörde Esa sehr aktiv in dieser Richtung. Mit dem US-Raumschiff könnte es nun künftig eine weitere Reisemöglichkeit in den Kosmos geben – neben zum Beispiel dem russischen „Taxi“ Sojus. „Redundanz ist ein wichtiges Element in der Raumfahrt und speziell in der astronautischen Raumfahrt“, sagte Wörner der Deutschen Presse-Agentur.

„Gleichzeitig war die Situation der Angewiesenheit auf eine Transportfähigkeit ein Ansporn zur internationalen Zusammenarbeit auch in Zeiten von politischen Krisen“, erinnerte der Esa-Chef. Genau vor sechs Jahren, am 28. Mai 2014, war der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst mit dem Russen Maxim Surajew und dem US-Amerikaner Reid Wiseman zur ISS geflogen. Die gemischte Besatzung galt inmitten der Ukraine-Krise auch als wichtiges politisches Signal.

Ungeachtet der politischen Komponente, verbreitete sich bei der Nasa vor allem Stolz. „Viele Menschen haben gesagt, dass das nicht möglich ist“, sagte Nasa-Chef Bridenstine in einem Interview vor dem verschobenen Startversuch. „Aber SpaceX kann Sachen tun, die die Nasa in ihrer Geschichte noch nicht gemacht hat.“ Das Ganze sei eine „herkulische Aufgabe“.

Initiator Musk hätte sich selbst nie träumen lassen, dass dieser Tag wirklich kommen würde, sagte er. „Das ist das Ergebnis davon, dass 100.000 Menschen unglaublich hart gearbeitet haben.“

(afp/dpa/yah/msb)