Berlin. Wer mit dem neuartigen Coronavirus infiziert ist, muss in Quarantäne bleiben. Doch was ist mit Menschen, die keine Wohnung haben? Berlin hat zumindest für einige von ihnen eine Lösung gefunden.

Hilfe für wohnungslose Menschen in der Corona-Pandemie: Berlin hat am Mittwoch eine Quarantäne-Station für Obdachlose eröffnet. Die Einrichtung auf dem Gelände der Stadtmission in Berlin-Mitte kann bis zu 16 Menschen aufnehmen, die mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sind und daher in häuslicher Quarantäne bleiben müssten.

"Wir warten jetzt auf Patienten, von denen wir hoffen, dass sie nicht kommen", sagte die Sprecherin der Berliner Stadtmission, Barbara Breuer. Die Einrichtung solle in den kommenden Wochen Menschen aufnehmen, die eine bestätigte Infizierung haben, aber keinen schweren Krankheitsverlauf. "Hier können sie beobachtet werden und sind nicht sich selbst überlassen." Die Quarantäne-Zimmer befinden sich in den Räumen einer früheren Pflegestation. Für obdachlose Corona-Patienten stehen sechs Zwei- bis Vier-Bettzimmer zur Verfügung. Betreuer sollen sich rund um die Uhr um die Patienten kümmern, die frühestens nach 14 Tagen entlassen werden sollen.

Finanziert wird die Quarantäne-Station jeweils zu einem Drittel von der Sozialsenatsverwaltung, der Finanzsenatsverwaltung und dem Bezirk Berlin-Mitte. Die Senatsverwaltung für Soziales hatte die Einrichtung als "die nach unserem Wissen erste Quarantäne-Station Deutschlands speziell für obdachlose Menschen" angekündigt.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) widersprach dieser Darstellung am Mittwoch auf Anfrage der dpa. Auch in anderen Kommunen gebe es Quarantäne-Einrichtungen für Wohnungslose, wenn auch nicht flächendeckend. Dazu würden unter anderem Hotels angemietet. "Aber vielerorts ist nicht geklärt, wie für wohnungslose Menschen Quarantänemaßnahmen sichergestellt werden können", sagte die Geschäftsführerin Werena Rosenke.

Die schon in Normalzeiten miserable Lebenslage wohnungsloser Menschen hat sich laut BAGW in der Corona-Krise weiter verschärft. Sie könnten etwa nur noch eingeschränkt Pfandflaschen sammeln oder Obdachlosenzeitungen verkaufen. Zudem gehörten viele von ihnen zu Risikogruppen, könnten aber nur schwer Abstandsregeln einhalten und Kontakte vermeiden. Die BAGW fordert daher unter anderem zusätzliche Notunterkünfte für Wohnungslose, damit in den einzelnen Einrichtungen weniger Menschen leben.

Auch Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) hat in den vergangenen Wochen auf die erschwerte Situation für die knapp 2000 Obdachlosen in der Stadt hingewiesen, die Ende Januar bei einer Zählung festgestellt wurden. Im März hatte der Berliner Senat beschlossen, dass für die Dauer der Pandemie Wohnheimplätze eingerichtet werden sollen.