Essen. Im vergangenen Sommer verdurstete ein Zweijähriger in Essen unter grausamen Bedingungen. Nun kommt der Vater wegen Mordes vor Gericht.

18 Stunden lang bei Außentemperaturen von 30 Grad: So lange soll ein Vater seinen zweijährigen Sohn im vergangenen Sommer in seinem Kinderzimmer in einer Dachgeschosswohnung eingesperrt haben. Das Kind verdurstete.

Nun kommt der Fall in Essen vor Gericht: Die Staatsanwaltschaft des Schwurgerichts wirft dem Vater Mord aus Grausamkeit vor. Am 5. März startet der Prozess gegen den 32-Jährigen.

Die Leiche des kleinen Jungen war am 27. Juli 2019 gefunden worden. Laut Obduktionsbericht war das Kind an Kreislaufversagen infolge eines Hitzeschocks gestorben. Dazu gab es der Polizei zufolge deutliche Anzeigen einer stark mangelnden Flüssigkeitszufuhr. Später wurde außerdem bekannt, dass der Junge sein Zimmer nicht verlassen konnte: Sein Vater soll die Türklinke abmontiert haben.

Beide Eltern festgenommen, zwei weitere Kinder zum Jugendamt

Der Mann war nach dem Tod seines Sohnes festgenommen worden und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Die Mutter war ebenfalls festgenommen, aber später wieder freigelassen worden. Zwei weitere Kinder waren vorsorglich dem Jugendamt übergeben worden.

Ob am Ende des Prozesses wirklich eine Verurteilung wegen Mordes stehen könnte, ist unklar. Nach Angaben eines Gerichtssprechers haben die Richter bereits einen Hinweis erteilt, dass auch eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge in Betracht kommen könnte. Das könnte dann der Fall sein, wenn die Tat zwar festgestellt wird, ein Tötungsvorsatz aber nicht.

Das Essener Schwurgericht hat für den Prozess zunächst sechs Verhandlungstage bis zum 27. März vorgesehen.

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(dpa/reba)