Málaga. Der zweijährige Julen war in Spanien in einen Brunnenschacht gefallen und gestorben. Der Grundbesitzer wurde nun in Malaga verurteilt.

  • Der Sturz des kleinen Julen in einen Brunnenschacht und die langwierige Rettung bewegten die Welt
  • Schnell wurden Vorwürfe gegen den Grundstücksbesitzer laut – er sei nachlässig gewesen
  • Der Mann stand nun vor Gericht und wurde verurteilt
  • Unter anderem muss er einen hohen sechsstelligen Betrag zahlen

Knapp zwei Wochen lang versuchten Retter im Januar 2019 den zweijährigen Julen aus einem Brunnenschacht in Totalan in der Nähe von Málaga zu retten. Der Junge konnte allerdings nur noch tot geborgen werden. Die Rettungsversuche hatten täglich auf der ganzen Welt für Schlagzeilen gesorgt.

Nun ist der Finca-Besitzer, auf dessen Grundstück in Andalusien das Unglück vor einem Jahr passierte, zu einer einjährigen Haftstrafe auf Bewährung und Schadenersatzzahlungen verurteilt worden. Bereits am Montag hatten sich die Nebenankläger, die Julens Eltern vertraten, und die Verteidiger des Mannes außergerichtlich geeinigt. Ursprünglich sollte am Dienstag der Prozess wegen fahrlässiger Tötung starten.

Neben der Bewährungsstrafe muss der Verurteilte 89.500 Euro an jedes Elternteil zahlen und die Regionalregierung von Andalusien mit rund 663.000 Euro für die aufwendigen Rettungsarbeiten entschädigen, wie die Nachrichtenagentur Europa Press berichtete. Am Ende der Sitzung habe sich der Angeklagte bei den Eltern entschuldigt: „Ich wollte zu keinem Zeitpunkt, dass dem Kind etwas passiert.“

Tod des kleinen Julen: Finca-Besitzer hatte Loch illegal ausgehoben

Julen war vor rund einem Jahr in der Nähe von Málaga in ein tiefes und extrem enges Bohrloch gestürzt. Rettungsteams hatten sich schließlich am 26. Januar mittels eines eigens gebohrten Parallelschachts mühsam zu dem in 70 Meter Tiefe feststeckenden Kind vorgekämpft. Die Autopsie ergab, dass Julen schon kurz nach dem Sturz an schweren Kopfverletzungen gestorben war.

Eigentlich sollte das Verfahren in Málaga mit etwa 50 Zeugen am Dienstag starten. Die Staatsanwaltschaft wollte drei Jahre Haft fordern. Der Finca-Besitzer hatte das Loch auf der Suche nach Wasser illegal ausgehoben – in Spanien keine Seltenheit.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Polizei mitgeteilt, bei Inspektionen innerhalb von fünf Monaten mehr als 1400 illegale Schächte entdeckt zu haben. Gegen 107 Verdächtige werde ermittelt.

Laut Anklage soll der Finca-Besitzer der einzige gewesen sein, der von der Existenz des Brunnens wusste – und es dennoch versäumt haben, das Loch abzudecken oder zu sichern. Im vergangenen März hatten die Anwälte des Finca-Besitzers noch versucht, die Rettungskräfte für den Tod des Kindes verantwortlich zu machen. (mbr/dpa)