Bozen. Mehrere Menschen sind in den Alpen von Lawinen getötet worden, darunter auch drei Deutsche. War eines der Unglücke vermeidbar?

  • Lawinen haben in den italienischen Alpen mehrere Menschen verschüttet
  • Ein Mensch kam in einer Lawine in den Dolomiten ums Leben, drei wurden gerettet
  • Im Schnalstal westlich von Meran in Südtirol ging ebenfalls eine Lawine ab
  • Eine Frau und zwei Kinder aus Deutschland starben bei diesem Unglück
  • Die Lawine in Südtirol löste sich in 3000 Metern Höhe und rollte über eine Skipiste
  • Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen fünf Menschen

Nach dem Lawinenunglück mit drei toten Deutschen in Südtirol ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen fünf Personen. Sie seien wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Herbeiführung eines Lawinenunglücks in das Ermittlungsregister eingetragen worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Bozen am Montag mit.

Um wen es sich dabei handelt, wurde nicht bekannt. Die Unglückspiste im Schnalstal sei für die Beweisaufnahme gesperrt worden. Die Leichen seien zur Überführung freigegeben worden.

Am Samstag hatte eine Lawine eine Mutter mit ihrer sieben Jahre alten Tochter aus Hauteroda Thüringen und ein sieben Jahre altes Mädchen aus Eschweiler in Nordrhein-Westfalen getötet. Die Mutter starb sofort, ihre Tochter wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Trient gebracht. Dort erlag sie dann aber ihren Verletzungen. Der Vater war vor Ort, wurde aber nicht von der Lawine verschüttet. Sie waren mit ihren Familien auf einer Piste unterwegs, als sie das Schneebrett verschüttete.

Das Mädchen aus NRW starb sofort an der Unglücksstelle. Dessen Vater und elf Jahre alter Bruder seien mit Verletzungen ins Krankenhaus nach Meran gekommen, sagte ein Polizeisprecher.

Lawinenunglück: Schätze der Pistenbetreiber das Risiko falsch ein?

Ermittelt werden muss, wie es zu der Katastrophe kam und was die Lawine ausgelöst hat. Die Frage ist unter anderem, ob der Skipistenbetreiber das Lawinenrisiko falsch eingeschätzt hat oder ob ein Skifahrer abseits der Piste das Schneebrett ausgelöst hatte. Die Staatsanwaltschaft beauftragte einen Lawinenexperten, der den Hergang rekonstruieren soll.

Am Sonntag starb zudem ein Skifahrer nach einem Lawinenabgang in den Dolomiten. Diese Lawine hatte sich in der Nähe der Tuckett-Hütte in der Brenta-Gebirgsgruppe gelöst. Drei Menschen konnten gerettet werden.

Bodo Ramelow verspricht Hilfe für Opfer-Familien

Das Schnalstal in Italien: Rettungskräfte arbeiten bei einer Suchaktion nach einer Lawine auf einer Skipiste.
Das Schnalstal in Italien: Rettungskräfte arbeiten bei einer Suchaktion nach einer Lawine auf einer Skipiste. © dpa | Uncredited

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat den Familien der Opfer sein Beileid ausgesprochen. „Hier wurde großes Leid über eine Familie gebracht, die einfach ihren wohlverdienten Winterurlaub machen wollte“, sagte Ramelow am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Landesregierung werde den Angehörigen ihre Unterstützung anbieten. Der Fall zeige einmal mehr, dass Naturkapriolen nicht zu unterschätzen seien - insbesondere da es offensichtlich keine Lawinenwarnung gab. Der Bürgermeister von Hauteroda, Norbert Eichholz, sprach von einem Schock für die Menschen im Ort: „Das Mitgefühl ist sehr groß.“

Die Familie sei in Hauteroda als hilfsbereit bekannt, berichtete Eichholz: „Wenn Hilfe gebraucht wurde, waren sie da.“ Sie hätten in dem rund 500 Einwohner zählenden Ort ein Haus ausgebaut. „Wir werden schauen, wie wir der Familie in dieser Situation helfen können“, sagte der Bürgermeister.

Auf dieser Google-Karte sehen Sie das Schnalstal in Südtirol.

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Annegret Kramp-Karrenbauer kondoliert Angehörigen

Nach dem Lawinenunglück am Samstag haben Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) den Angehörigen ihr Mitgefühl ausgedrückt.

„Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Angehörigen und den Freunden aller Opfer dieses furchtbaren Unglücks“, teilte Kramp-Karrenbrauer (CDU) auf Twitter mit. Die gestorbene Frau sei Soldatin gewesen.

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Tote durch Lawine in Südtirol – Starker Wind während des Unglücks

Aus Regierungskreisen in Berlin hieß es am Samstagabend, der Generalkonsul in Mailand und der Honorarkonsul in Bozen stünden in engen Kontakt mit den Behörden, die mit der Identifizierung der Toten befasst sind.

Laut dem Sprecher der Carabinieri habe keine Lawinengefahr bestanden. Allerdings herrschte zum Zeitpunkt des Unglücks starker Wind und es hatte einen Temperaturanstieg gegeben.

Lawinenunglück in Südtirol – Rettungskräfte suchten nach Vermissten

Die italienische Zeitung „La Repubblica“ berichtete außerdem von einem weiteren Lawinenabgang in einem Skigebiet am Hirzer (Punta Cervina) in den Sarntaler Alpen, ebenfalls Südtirol. Ein italienischer Skialpinist sei von der Lawine mitgerissen, aber von seinen Kameraden geborgen worden. Er wurde in ein Krankenhaus in Bozen gebracht.

In Andermatt in der Schweiz wurden am zweiten Weihnachtsfeiertag nach einer Lawine mehrere Skifahrer gerettet. (dpa/les)