Stuttgart. In Stuttgart griff ein Mann Polizisten nach einem Unfall mit einem Schwert an und wurde erschossen. Jetzt gibt es neue Erkenntnisse.

Es wirkte wie ein Verkehrsunfall, wie er in Deutschland wahrscheinlich täglich passiert – doch was Polizisten in der Nacht zu Samstag in Stuttgart erlebten, endete in einem tödlichen Drama.

Der Fahrer eines verunglückten Fahrzeuges ging mit einem Schwert auf die Polizisten los. Die Beamten eröffneten das Feuer und schossen mehrmals. Der 32-Jährige starb kurz darauf im Krankenhaus an seinen Schussverletzungen. Danach machte die Polizei einen interessanten Fund in der Wohnung des Angreifers.

Unfallfahrer erschossen: Er bedrohte Polizisten mit Schwert

Ein 32-jähriger Mann geht mit einem Schwert auf Polizisten los – die Beamten schossen auf ihn.
Ein 32-jähriger Mann geht mit einem Schwert auf Polizisten los – die Beamten schossen auf ihn. © dpa | Christoph Schmidt

Was ist passiert? Bevor es im Stadtteil Vaihingen zu den folgenschweren Schüssen kam, fiel der 32-Jährige wegen seiner unsicheren Fahrweise auf. Passanten verständigten die Polizei, nachdem er Fußgänger gefährdet hatte. Er soll zudem als Falschfahrer in einen Kreisverkehr gefahren sein und Verkehrseinrichtungen sowie eine Gebäudewand gestreift haben. Dann prallte sein Wagen frontal gegen eine Litfaßsäule.

Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft soll der Unfallfahrer dann mit einem Schwert bewaffnet auf einen Polizisten und seine Kollegin zugegangen sein, nachdem er sie zuvor bedroht hatte. Weil der Mann auch durch den Einsatz von Pfefferspray nicht zu stoppen gewesen sei, hätten die beiden Beamten geschossen.

Polizei findet weitere Waffen in Wohnung des Angreifers

Der Mann war mit seiner 69-jährigen Mutter unterwegs, die verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde. Die Herkunft ihrer Verletzungen ist derzeit noch unklar, erklärte die Polizei.

Ersten Erkenntnissen der Ermittler zufolge soll der 32-Jährige psychisch krank gewesen sein. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden Beamte weitere Waffen: Zwei Gaspistolen, eine Armbrust und ein weiteres Schwert. Der Mann wurde am Sonntagvormittag obduziert. Laut eines Polizeisprechers sollen erste Ergebnisse am Montag von der Staatsanwaltschaft mitgeteilt werden.

Elf Menschen sind 2018 in Deutschland von der Polizei erschossen worden

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland elf Menschen erschossen. Im Jahr 2017 hatte die Deutsche Hochschule der Polizei in Münster 14 Fälle von tödlichem „Schusswaffengebrauch gegen Personen“ gezählt.

Erst vor wenigen Wochen erschossen Beamte in zwei Fällen Personen – in Lübeck und in Rheinland-Pfalz. Nach derartigen Vorfällen stellt sich immer wieder auch die Frage, ob die Schüsse notwendig waren. Oft müssen dann Polizisten gegen Polizisten ermitteln.

Als Reaktion auf die tödlichen Schüsse hat die Deutsche Polizeigewerkschaft erneut die Ausrüstung jeder Streife mit einem Distanz-Elektroimpulsgerät (Taser) gefordert. „Zwischen der Hiebwaffe, dem Pfefferspray und der Schusswaffe fehlt der Polizei ein wichtiges und aus Sicht der Deutschen Polizeigewerkschaft unverzichtbares Einsatzmittel“, sagte Ralf Kusterer, Vize-Bundesvorsitzender und Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft Baden-Württemberg. (ses/gem/dpa)