Madrid/Genf. Klimawandel wird sichtbar: Der Sauerstoffverlust der Meere wird zu einer Gefahr. Fischbestände sind bedroht. Es ist ein Alarmsignal.

Der Klimawandel wird immer spürbarer – und das nicht nur für uns Menschen. Für viele Tierarten sind die Veränderungen bereits seit Jahren spürbar. Viele Lebensräume verschwinden anscheinend unaufhörlich. Besonders die Weltmeere sind betroffen.

Verschmutze Strände, Plastik im Wasser, dazu der Klimawandel - den Meeren geht es schlecht, wie schlecht, geht jetzt aus einem Bericht hervor, den die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Samstag in Madrid bei der Weltklimakonferenz vorstellte. Der Sauerstoffverlust der Meere wird zu einer wachsenden Bedrohung für Fischbestände. Betroffen seien etwa 700 Meeresregionen in aller Welt.

„Das ist möglicherweise das letzte Alarmsignal, dass wir von dem unkontrollierten Experiment bekommen, dass die Menschheit in den Ozeanen der Welt ausgelöst hat“, sagte Dan Laffoley, einer der Herausgeber des Berichts. Der sinkende Sauerstoffgehalt in den Ozeanen hat dem Bericht zufolge in der Hauptsache zwei Gründe.

Das Great Barrier Reef ist in Gefahr

Die Hiobsbotschaften mehren sich seit Monaten: Etliche Korallenbänke am Great Barrier Reef haben ihre lebensspendenden Algen verloren.
Die Hiobsbotschaften mehren sich seit Monaten: Etliche Korallenbänke am Great Barrier Reef haben ihre lebensspendenden Algen verloren. © dpa | Tory Chase/Arc Centre Of Excelle
Das Great Barrier Reef in Australien ist das größte Korallen-Ökosystem der Welt. Es besteht aus rund 3000 einzelnen Riffen und 900 Inseln und zieht sich über 2300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens. Es hat in diesem Jahr die schlimmste je erfasste Korallenbleiche zu verkraften.
Das Great Barrier Reef in Australien ist das größte Korallen-Ökosystem der Welt. Es besteht aus rund 3000 einzelnen Riffen und 900 Inseln und zieht sich über 2300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens. Es hat in diesem Jahr die schlimmste je erfasste Korallenbleiche zu verkraften. © REUTERS | REUTERS / DAVID GRAY
Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens muss bereits das zweite Jahr in Folge eine Korallenbleiche verkraften.
Das Great Barrier Reef vor der Ostküste Australiens muss bereits das zweite Jahr in Folge eine Korallenbleiche verkraften. © REUTERS | HANDOUT
In einer 700 Quadratkilometer großen Region im nördlichen Teil des mehr als 2300 Kilometer langen Riffs seien zwei Drittel der Korallen abgestorben, manche Korallenbänke hätten gar keine lebenden Korallen mehr, bilanzieren Wissenschaftler der James-Cook-Universität.
In einer 700 Quadratkilometer großen Region im nördlichen Teil des mehr als 2300 Kilometer langen Riffs seien zwei Drittel der Korallen abgestorben, manche Korallenbänke hätten gar keine lebenden Korallen mehr, bilanzieren Wissenschaftler der James-Cook-Universität. © dpa | -
Diese Aufnahme stammt von der Nasa – fotografiert von der ISS am 15. Oktober 2015.
Diese Aufnahme stammt von der Nasa – fotografiert von der ISS am 15. Oktober 2015. © dpa | Nasa
Bislang lagen zwischen den Bleichen am Great Barrier Reef immer einige Jahre, in denen sich das Riff erholen konnte. Nach Angaben von Experten sind dazu normalerweise fünf Jahre erforderlich.
Bislang lagen zwischen den Bleichen am Great Barrier Reef immer einige Jahre, in denen sich das Riff erholen konnte. Nach Angaben von Experten sind dazu normalerweise fünf Jahre erforderlich. © dpa
Im Great Barrier Reef gibt es mehr als 600 Korallenspezies und Tausende Fischarten,Weichtiere und Schwämme, Seeschlangen, Wale, Delfine, Haie und Dugongs (Seekühe).
Im Great Barrier Reef gibt es mehr als 600 Korallenspezies und Tausende Fischarten,Weichtiere und Schwämme, Seeschlangen, Wale, Delfine, Haie und Dugongs (Seekühe). © dpa | Dan Peled
Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben. Ohne die sogenannten Zooxanthellen können sie aber auf Dauer nicht überleben – sie sterben ab, wenn sich die Algen nicht binnen einiger Wochen oder Monate wieder ansiedeln.
Als Bleiche wird ein Verblassen der farbenprächtigen Steinkorallen bezeichnet: Bei zu hohen Wassertemperaturen stoßen die Nesseltiere die für die Färbung sorgenden Algen ab, mit denen sie sonst in einer Gemeinschaft zu gegenseitigem Nutzen leben. Ohne die sogenannten Zooxanthellen können sie aber auf Dauer nicht überleben – sie sterben ab, wenn sich die Algen nicht binnen einiger Wochen oder Monate wieder ansiedeln. © dpa | Greg Torda/Arc Centre Of Excelle
Klimawandel, Schifffahrt, Fischerei, Erosion, Stürme und der Abfluss von Dünger und Pestiziden aus intensiver Landwirtschaft bedrohen das Riff. Die Korallendecke ist seit 1985 um die Hälfte geschrumpft.
Klimawandel, Schifffahrt, Fischerei, Erosion, Stürme und der Abfluss von Dünger und Pestiziden aus intensiver Landwirtschaft bedrohen das Riff. Die Korallendecke ist seit 1985 um die Hälfte geschrumpft. © dpa | Greg Torda/Arc Centre Of Excelle
Das Great Barrier Reef steht seit 1981 auf der Liste der Weltnaturerbestätten der UN-Kulturorganisation Unesco, es ist eine der größten Touristenattraktionen Australiens.
Das Great Barrier Reef steht seit 1981 auf der Liste der Weltnaturerbestätten der UN-Kulturorganisation Unesco, es ist eine der größten Touristenattraktionen Australiens. © dpa | JAMES COOK UNIVERSITY/APP
Die Unesco hat allerdings mit dem Entzug dieses Status’ gedroht, falls die australische Regierung nicht mehr unternehme, um die Einzigartigkeit der Region zu erhalten. Sie verlangt regelmäßige Berichte über die Fortschritte.
Die Unesco hat allerdings mit dem Entzug dieses Status’ gedroht, falls die australische Regierung nicht mehr unternehme, um die Einzigartigkeit der Region zu erhalten. Sie verlangt regelmäßige Berichte über die Fortschritte. © REUTERS | DAVID GRAY
Neben dem Klimawandel habe im Jahr 2016 das Wetterphänomen El Niño den Riffen zugesetzt, erklären Experten: Es habe die Temperaturen zusätzlich steigen lassen.
Neben dem Klimawandel habe im Jahr 2016 das Wetterphänomen El Niño den Riffen zugesetzt, erklären Experten: Es habe die Temperaturen zusätzlich steigen lassen. © REUTERS | DAVID GRAY
Die Region zwischen dem nördlichsten Teil der Ostküste und Papua-Neuguinea war bislang der intakteste Teil des Riffs. „Die Region war von den Bleichen 1998 und 2002 nur wenig betroffen, aber dieses Mal sind die Schäden groß“, sagt Korallenforscher Terry Hughes.
Die Region zwischen dem nördlichsten Teil der Ostküste und Papua-Neuguinea war bislang der intakteste Teil des Riffs. „Die Region war von den Bleichen 1998 und 2002 nur wenig betroffen, aber dieses Mal sind die Schäden groß“, sagt Korallenforscher Terry Hughes. © dpa | Andreas Dietzel/Arc Centre Of Ex
Die Rückkehr endgültig abgestorbener Korallen könne zehn bis 15 Jahre dauern – wenn es keine weiteren Störungen gebe.
Die Rückkehr endgültig abgestorbener Korallen könne zehn bis 15 Jahre dauern – wenn es keine weiteren Störungen gebe. © REUTERS | HANDOUT
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Klimawandel und Verschmutzung der Gewässer sind das Problem

So kommt es zum sinkenden Sauerstoffgehalt:

  • Heizt sich das Meerwasser auf, enthalte es tendenziell weniger Sauerstoff.
  • Zum anderen führe eine Verschmutzung der Gewässer mit Nährstoffen etwa aus Fischzuchten oder Düngemitteln aus der Landwirtschaft insbesondere in Küstenregionen zu einem starken Algenwachstum.
  • Bei ihrem Abbau verbrauchen sie Sauerstoff.
  • In sauerstoffarmen Gewässern überlebten Mikroben, Quallen und Tintenfische besser als Fische.
  • Vom Sauerstoffrückgang betroffen sind auch die Ostsee und das Schwarze Meer.

„Dies sind die größten geschlossenen Meeresökosysteme mit niedrigem Sauerstoffgehalt“, heißt es in dem Bericht. Während es im Schwarzen Meer teils natürliche Gründe gebe, seien in der Ostsee vor allem die Düngemittel und der Klimawandel Schuld.

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    Große Gefahr für Thunfische und Haie

    In wärmeren Gewässern vermischten sich sauerstoffreiche und -arme Schichten weniger gut, heißt es in dem Bericht. Thunfische und Haie brauchten wegen ihrer Größe und ihres Energiebedarfs viel Sauerstoff.

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      Sie würden in relativ sauerstoffreiche Schichten an höheren Lagen gezwungen und setzten sich dann der Gefahr aus, gefischt zu werden. Überfischung sei die Folge, so die IUCN. Lesen Sie hier: Diese deutschen Städte werden durch den Klimawandel verschwinden.

      Klimawandel – Weltklimakonferenz in Madrid

      Mallorca hat den Massen an Plastik den Kampf angesagt. Ein neues Gesetz soll dazu führen, dass die Insel nicht weiter im Müll versinkt. Ein weiteres Problem sind herrenlose Fischernetze im Meer. Im November hatten die Umweltminister der Küstenländer verkündet den Kampf gegen Geisternetze im Meer zur staatlichen Aufgabe machen.

      In Madrid findet gerade die zweiwöchige Weltklimakonferenz statt. Greta Thunbergs Besuch löste am Freitag in Madrid so viel Begeisterung aus, dass sie den Klima-Protestmarsch verlassen musste. (dpa/msb)