Berlin. In Deutschland sinkt die Zahl der HIV-Neuinfizierungen. Therapien ermöglichen Betroffenen trotz Infektion eine hohe Lebensqualität.

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Der Tag existiert bereits seit 1988, damals ins Leben gerufen von der Weltgesundheitsorganisation WHO, um ein Bewusstsein zu schaffen für HIV-Infektionen und das Syndrom Aids.

Während Ende der 80er Jahre eine Aids-Erkrankung oft tödlich verlief, haben sich die Bedingungen in den vergangenen Jahrzehnten drastisch verbessert. Doch auch heute ist noch Aufklärungsarbeit nötig, denn über das HI-Virus und die Folgen einer Infektion sind noch immer viele falsche Mythen im Umlauf. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Was ist Aids?

Aids ist ein Immunschwächesyndrom, das infolge einer Infektion mit dem HI-Virus auftreten kann. Die Diagnose Aids wird dann gestellt, wenn sich im Körper durch das geschwächte Immunsystem sogenannte opportunistische Infektionen (Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten) oder Tumore ausgebreitet haben. Diese sind für gesunde Menschen meist harmlos. Für Menschen, die sich mit dem HI-Virus angesteckt haben, können sie aber lebensbedrohlich sein.

Wie wird das HI-Virus übertragen?

HIV kann nur über die folgenden Körperflüssigkeiten von einer Person auf eine andere Person übertragen werden: Blut, Sperma, Vaginalflüssigkeit, Muttermilch.

Wie steckt man sich mit HIV an?

Eine HIV-Infektion kann auftreten, wenn Körperflüssigkeiten von Infizierten in den Blutkreislauf gelangen. Die meisten Menschen stecken sich durch ungeschützten Sex (einschließlich Sexspielzeug) an. Eine Übertragung ist auch von Mutter zu Kind während der Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit möglich.

Außerdem ist eine Ansteckung theoretisch durch das Injizieren von Medikamenten oder Drogen mit einer verschmutzen Nadel, durch infizierte Blutspenden oder Organtransplantationen möglich; allerdings herrschen in medizinischen Zusammenhängen so hohe Hygiene- und Kontrollanforderungen, dass eine Infektion nahezu ausgeschlossen ist.

Für Drogenabhängige aber, die dasselbe Spritzbesteck benutzen, ist die Ansteckungsgefahr hoch.

Für einen HIV-Schnelltest wird Blut benötigt.
Für einen HIV-Schnelltest wird Blut benötigt. © dpa | Britta Pedersen

Wie lässt sich eine Ansteckung verhindern?

Beim Sex sind in die einzigen Methoden zur Vermeidung einer Infektion mit HIV Kondome oder die Präexpositionsprophylaxe (PrEP). Bei der PrEP handelt es sich um eine Schutzmethode, bei der Menschen ohne HIV ein Medikament einnehmen. Dieses schützt so effektiv wie ein Kondom. Das Medikament (Einnahme durch Tabletten) wird von Ärzten verschrieben. Wer es nimmt, muss regelmäßig zur Untersuchung.

Kann man durch Oralsex HIV bekommen?

Möglich ist das schon. Allerdings nur bei offenen Wunden im Genitalbereich oder im Mund, etwa Zahnfleischbluten. Ansonsten ist das Risiko einer Ansteckung durch Oralverkehr gering.

Man bekommt kein HIV...

Von Menschen, die nicht mit HIV infiziert sind.

Wenn Infizierte eine nicht nachweisbare Viruslast haben. Das bedeutet, dass die Virusmenge im Blut so gering ist, dass sie bei einer Blutuntersuchung nicht erkennbar ist. In diesen Fällen besteht kein Übertragungsrisiko.

Durchs Küssen. Durch Speichelübertragung ist keine Ansteckung möglich. Gleiches gilt für Schweiß, Tränenflüssigkeit, Urin und Kot.

Durch das Schwimmen oder Baden im selben Wasser wie ein infizierter Mensch. HIV kann im Wasser nicht überleben.

Wenn ein Insekt sticht oder zubeißt, das zuvor bei einer Person Blut gesaugt hat, die mit HIV infiziert ist: Insekten injizieren kein Blut.

Von Tieren: HIV steht für „Humanes Immundefizienz-Virus“, was bedeutet, dass die Infektion nur zwischen Menschen übertragen werden kann.

Bei gegenseitiger Masturbation.

Ist HIV gut behandelbar?

Ja. Mittlerweile existieren Medikamente, die für alle Menschen mit HIV geeignet sind und die Vermehrung der Viren im Körper zumindest unterdrücken.

Weltkarte zur Zahl der HIV-Infektionen nach Regionen in 2018.
Weltkarte zur Zahl der HIV-Infektionen nach Regionen in 2018. © dpa | dpa-infografik GmbH

Ist HIV heilbar?

Eher nein. Zwar gab es 2019 gleich zwei Fälle, in Düsseldorf und in London, in denen ein Patient nach einer Stammzellentransplantation im Zuge einer Krebs-Behandlung keine HI-Viren mehr aufwies. Allerdings sind sie nach Timothy Ray Browns die Menschen Nummer zwei und drei überhaupt, die von HIV geheilt werden konnten. Auch bei Brown hatten Ärzte – in Berlin – nach einer Krebs-Diagnose eine Knochenmarktransplantation vorgenommen. Notwendig war dafür in allen Fällen ein Spender mit einer seltenen genetischen Mutation. Unmöglich ist eine Heilung also nicht mehr, wenn auch sehr, sehr unwahrscheinlich.

Wie lange kann man mit HIV leben?

Wird eine Infektion frühzeitig festgestellt und die Krankheit anschließend entsprechend therapiert, kann die Lebenserwartung gleich hoch sein wie vor der Infektion. Auch die Lebensqualität wird heutzutage nicht zwangsläufig eingeschränkt, da durch die Behandlung auch eine Aids-Erkrankung verhindert werden kann.

Wie viele Menschen erkranken in Deutschland an Aids?

Während die Zahl der HIV-Infektionen weltweit steigt, sinkt sie zeitgleich in der EU. Die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) teilte anlässlich des Welt-Aids-Tages einen Rückgang von HIV-Neuinfektionen in Deutschland mit. 2018 hätten sich 2.400 Menschen hierzulande mit der Krankheit infiziert, schätzt das Robert-Koch-Institut. Das seien 100 weniger als noch im Vorjahr.

Was sind die Symptome bei Aids?

Anfangs sind die Symptome grippeähnlich. Später folgen starker Gewichtsverlust, Durchfall und Immunschwächefolgen wie beispielsweise Lungenentzündungen, Hefepilzbefall, Tuberkulose und Kaposi-Sarkom. Das Endstadium der HIV-Erkrankung ist nicht heilbar.