Wiesbaden. Drei Menschen sind nach dem Verzehr von Wilke-Fleisch an gestorben. Hessens Staatsministerin Hinz stellte nun den Abschlussbericht vor.

Drei Menschen sind in den vergangenen Monaten nach dem Verzehr von Wilke-Produkten an einer Infektion mit Listerien-Keimen gestorben. 37 weitere Krankheitsfälle werden mit dem Essen von verunreinigtem Fleisch des hessischen Unternehmens in Verbindung gebracht. Jetzt hat die hessische Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Priska Hinz (Grüne), den Abschlussbericht zum Fleischskandal vorgestellt.

In Wiesbaden zeichnete Hinz in ihrer Rekapitulation ein Bild des Versagens: So hätte das Unternehmen Wilke vom Landkreis Waldeck-Frankenberg, der zuständig für die Lebensmittelüberwachung ist, zwölf Mal im Jahr kontrolliert werden müssen. Die Firma wurde jedoch nur alle drei Monate überprüft.

Schlampige Lebensmittelüberwachung – Ministerin will Konsequenzen ziehen

Auch hätten dabei alle Betriebsräume kontrolliert werden müssen, was offensichtlich nicht geschah: „Die vorgelegten Kontrollberichte aus dem Jahr 2018 sagen aus, dass Kontrollen jeweils nur in verschiedenen Bereichen des Betriebes stattgefunden haben, schwerwiegende Mängel werden in diesen Berichten nicht erwähnt“, berichtete Hinz, die nun Konsequenzen aus dem Fall ziehen will.

Unter anderem soll die Lebensmittelsicherheit nun durch drei zusätzliche Stellen im Ministerium und acht in den Regierungspräsidien verbessert werden. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Kassel weiter wegen fahrlässiger Tötung. Anfang Oktober hatten Behörden die Produktionsstätten des Fleischherstellers geschlossen.

Skandal um Wilke-Wurst: Foodwatch erneuert Kritik an Behörden

Bereits vor der Vorstellung des Abschlussberichts hatte die Organisation Foodwatch ihre Kritik an den hessischen Behörden erneuert. „Die Aufarbeitung des Wilke-Skandals ist alles andere als abgeschlossen“, sagte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker der Deutschen Presse-Agentur.

Umweltministerin Hinz verweigere die nötige Aufklärung und erforderliche politische Konsequenzen. Rücker forderte eine Offenlegung aller relevanten Berichte, damit sich die Öffentlichkeit selbst ein Bild machen könne. Laut Foodwatch habe der Fall Wilke einmal mehr die Schwachstellen des Kontrollsystems für Lebensmittel und der gesetzlichen Grundlagen gezeigt.

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    Keine der von Hinz vorgelegten Schritte behebe diese Probleme. „Statt kommunaler Behörden, die einem permanenten Interessenkonflikt zwischen lokaler Wirtschaftsförderung und unabhängigen Betriebskontrollen ausgesetzt sind, benötigen wir eine politisch unabhängige Landesbehörde, die hessenweit die Kontrollen organisiert“, hatte Rücker erklärt.

    In den vergangenen Wochen kam es wiederholt zu Rückrufen wegen der Verunreinigung von Lebensmitteln. Die Discounter Aldi Nord, Aldi Süd und Netto verkauften mit Listerien belastete Fertigsalate. Rewe und Penny riefen tiefgekühlten Fisch zurück, der mit Rückständen von Reinigungsmitteln kontaminiert war. (yah/mbr/dpa)