London. Es ist das teuerste Banksy-Werk: Ein Gemälde mit Affen im britischen Parlament hat Millionen gebracht. Dem Künstler gefällt das nicht.

Als Affentheater mag so manchem das Gezerre um den Brexit vorkommen. Ein Gemälde fasst den Zustand des Ringens um den Austritt der Briten aus der EU zusammen, obwohl es deutlich vor der Brexit-Abstimmung entstand: „Devolved Parliament“ („Dezentralisiertes Parlament“) des ebenso berühmten wie unbekannten Künstlers Banksy.

Das Werk, das das britische Unterhaus voll besetzt mit Schimpansen zeigt, ist nun für mehr als elf Millionen Euro verkauft worden. Im traditionsreichen Londoner Auktionshaus Sotheby’s wurden am Donnerstagabend 9,8 Millionen Pfund (rund 11,06 Millionen Euro) als Verkaufspreis angegeben. Nach Medienberichten lag zuvor die höchste jemals für ein Banksy-Werk gezahlte Summe bei rund 1,6 Millionen Euro.

Banksy äußerst sich nach dem Rekordergebnis kritisch

Dem Künstler selbst scheint die Rekordsumme nicht zu passen. Auf seinem Instagram-Kanal postete der Künstler ein Zitat des Kunstkritikers Robert Hughes. Darin heißt es, Kunstwerke seien zum „speziellen Eigentum von jemandem geworden, der es sich leisten kann“, anstatt „das gemeinschaftliche Eigentum der Menschheit zu sein“, wie es bei Büchern der Fall sei. „Angenommen jedes lohnenswerte Buch würde eine Million Dollar kosten - stellen Sie sich vor, welch katastrophale Auswirkung das auf die Kultur hätte.“

Banksy selbst kommentierte die Versteigerung mit den Worten: „Eine Schande, dass es nicht mehr mir gehörte.“

Banksys Schimpansen-Gemälde: Laut Sotheby’s „relevanter als je zuvor“

Wer der Käufer des über vier Meter langen und zweieinhalb Meter hohen und damit größten Banksy-Gemäldes ist, ist unbekannt. Fest steht aber, dass die Summe von 9,8 Millionen Pfund die Erwartungen deutlich übertroffen hat. Sotheby’s hatte mit einem Erlös von 1,5 bis zwei Millionen Pfund gerechnet – am Ende stand der fünffache Wert zu Buche.

„Unabhängig davon, auf welcher Seite man in der Brexit-Debatte steht, gibt es keinen Zweifel, dass dieses Werk heute relevanter ist als je zuvor“, hatte Sotheby’s vor der Auktion erklärt. Banksy habe die „kompliziertesten politischen Situationen der Gesellschaft“ in nur einem einzigen Bild destilliert, schwärmte Alex Branczik, der bei Sotheby’s für zeitgenössische europäische Kunst verantwortlich ist.

Geschaffen hat Banksy das Gemälde allerdings deutlich vor dem Brexit. Erstmals war es 2009 in einer Ausstellung in Bristol zu sehen – sieben Jahre, bevor die Briten für „Leave“ stimmten. Damals trug das monumentale Gemälde noch den Titel „Question Time“ („Fragestunde“).

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Banksy gestaltete das Werk anlässlich des Brexits um

Angesichts der Brexit-Entscheidung gestaltete Banksy das Werk später um. So sind in der jetzigen Fassung die Deckenlampen erloschen. Auch die Banane in der Hand des Affen im Vordergrund hat sich geändert: Sie zeigt nun nach unten statt nach oben. Kurz vor dem ursprünglich geplanten Brexit-Datum am 29. März dieses Jahres war es erneut in einer Ausstellung in Bristol zu sehen.

Banksy selbst stammt aus Bristol. Das ist eine der wenigen Informationen, die über den britischen Künstler bekannt ist, der Ende der 90er Jahre nach London gekommen sein soll. Auf seinem Instagram-Channel postet Banksy regelmäßig Bilder seiner Werke, die Motive sind meist kontrovers und gesellschaftskritisch. Weder sein Name noch sein Aussehen sind der Öffentlichkeit bekannt.

Dabei ist Banksy öffentlich durchaus präsent. 2017 eröffnete er in Bethlehem ein Hotel, im selben Jahr sorgte er für Aufsehen, als er sich Wählerstimmen kaufen wollte. Große Bekanntheit erlangte Banksy spätestens im vergangenen Jahr, als er im Rahmen eines seiner Werke einen Schredder einbaute. Das Bild „Girl with Ballon“ wurde nach einer Aktion bei Sotheby’s automatisch in Streifen geschnitten.

Jüngst sorgte Banksy für Wirbel, als er ein Video aus Venedig postete. Dort soll er an einer Kunstveranstaltung teilgenommen haben – aber niemand bemerkte ihn.

(dpa/tki)