Berlin. Nach dem verheerenden Unfall mit einem SUV von Porsche gibt es offenbar Klarheit. Die Ermittler benennen die Ursache für das Drama.

Es gibt offenbar Gewissheit, was zu dem dramatischen Unfall an der Berliner Invalidenstraße geführt hat. Ein Mann war mit seinem SUV in Fußgänger gerast – vier Menschen starben.

Von Ermittlungsbeginn an hatte die Polizei einen Krankheitsfall nicht ausgeschlossen. Am Mittwoch teilte die Generalstaatsanwaltschaft Berlin mit, dass kein technischer Defekt ursächlich sei – „die durchgehende Beschleunigung des Wagens auf 104 km/h soll auf einen Krampfanfall zurückzuführen sein“, twitterte die Behörde.

Die Staatsanwaltschaft gehe davon aus, dass „der Beschuldigte Medikamente regelmäßig einnahm.“ Die Ermittlungen dauern an. Unklar ist derzeit noch, ob der Unfallfahrer die Medikamente nicht zu sich genommen hatte, diese ihre Wirkung verfehlten oder wie es sonst zu dem Drama kommen konnte.

SUV-Unfall in Berlin – Porsche hatte Sachverständige geschickt

Experten des Automobilkonzerns Porsche unterstützten die Berliner Ermittler bei den Untersuchungen zu dem schweren SUV-Unfall. Zuerst war offen, ob ein technischer Defekt an dem Porsche Macan vorlag.

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Weiterhin stand im Raum, dass die Ursache für den Unfall ein medizinischer Notfall gewesen sein soll. „Die Hinweise und Spekulationen, wie sie von Anfang an bestanden, haben sich derzeit weiter konkretisiert“, sagte Steltner in der RBB-Abendschau am Dienstag. „Wir reden über eine akute gesundheitliche Problematik.“

Diese Hinweise sollen der Staatsanwaltschaft auch schriftlich vorliegen. Steltner: „Der Rechtsanwalt des beschuldigten Fahrers des Unfallfahrzeugs hat eine erste Stellungnahme abgegeben und hat in der Tat bestätigt, dass eine akute gesundheitliche Problematik Ursache des Unfall gewesen sein könnte.“

Er sagte weiter, die Frage sei, ob gesundheitliche Probleme oder eine Grunderkrankung vorhersehbar gewesen seien. Dann wäre der SUV-Unfall von strafrechtlicher Relevanz.

„Wenn vorhersehbar ist, dass jemand beispielsweise Krampfanfälle bekommt, sollte er nicht Auto fahren.“ Zugleich betonte er aber: „Das kann jedem passieren.“

Porsche-Unfall in Berlin - Vier Tote

Am Freitag hat ein Porsche einen schweren Unfall in Berlin gebaut. Vier Menschen wurden dabei getötet, darunter ein Kind.  Polizeibeamte suchen nach Spuren.
Am Freitag hat ein Porsche einen schweren Unfall in Berlin gebaut. Vier Menschen wurden dabei getötet, darunter ein Kind. Polizeibeamte suchen nach Spuren. © dpa | Paul Zinken
Der Porsche war über einen Gehweg und durch einen Bauzaun in ein Baugrundstück gerast und hatte dabei Passanten getötet.
Der Porsche war über einen Gehweg und durch einen Bauzaun in ein Baugrundstück gerast und hatte dabei Passanten getötet. © dpa | Paul Zinken
Bei dem Unfall starb auch ein Kleinkind und dessen Oma.
Bei dem Unfall starb auch ein Kleinkind und dessen Oma. © dpa | Britta Pedersen
Die drei Insassen im Porsche wurden schwer verletzt.
Die drei Insassen im Porsche wurden schwer verletzt. © dpa | Britta Pedersen
Die Polizei versucht den genauen Unfallhergang zu klären.
Die Polizei versucht den genauen Unfallhergang zu klären. © dpa | Britta Pedersen
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Ermittler durchsuchen Wohnung des SUV-Fahrers

Die Staatsanwaltschaft im Zuge der Ermittlungen auch die Wohnung des Unfallfahrers in Mitte durchsuchen. Das bestätigte Mona Lorenz von der Berliner Staatsanwaltschaft der „Berliner Morgenpost“. Es seien auch Beweismittel gesichert worden, die nun ausgewertet werden. Um was für Beweismittel es sich handelt, wollte die Staatsanwaltschaft mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht sagen.

Bereits kurz nach der Fahrt war bekanntgeworden, dass der 42-jährige Fahrer Michael M. an Epilepsie leiden soll. Das hatte die Mitfahrerin (67) des Unfallwagens ausgesagt.

Allerdings unterliegt die Patientenakte des Fahrers einem Beschlagnahmeverbot. Das heißt: Entbindet der Fahrer seinen Arzt nicht von der Schweigepflicht, kommen die Ermittler nicht an die Akte heran. Mit der Hausdurchsuchung spielten die Ermittler „über Bande“ und hoffen so, Beweise sicherstellen zu können. Leidet der Fahrer tatsächlich an Epilepsie, wird es in seinem Haus Medikamente, Rezepte oder entsprechende Aufzeichnungen geben.

Nach Unfall mit vier Toten- Keine Ampel an der Invalidenstraße

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    Polizei prüft auch technisches Versagen des Geländewagens

    Auf dem Gehweg der Invalidenstraße war bei dem Unfall außer dem Kleinkind auch die 64 Jahre alte Großmutter des Jungen ums Leben gekommen. Zudem wurden ein Spanier (28) und ein Brite (29), vermutlich Touristen, getötet.

    Die Mutter des Dreijährigen, die ihren älteren Sohn dabei hatte, überlebte nach Feuerwehrangaben. Die Polizei machte zu Verwandtschaftsverhältnissen keine Angaben, teilte aber mit, eine 38-Jährige und ihr neunjähriger Junge hätten Schocks erlitten.

    Cambridge-Universität bestätigt Tod ihres Doktoranden

    Bei dem getöteten 28 Jahre alten Spanier handelt es sich um einen Doktoranden der britischen Cambridge-Universität. Das Darwin College, eine Fakultät der Elite-Universität, bestätigte den Tod des Doktoranden.

    Bei Facebook hieß es: „Leider müssen wir den Tod eines unserer Studenten mitteilen. Aleix und sein Partner sind Opfer eines Verkehrsunfalls in Berlin.“ Der 28-Jährige habe kurz vor dem Abschluss seiner Promotion gestanden und sei ein sehr aktives und beliebtes Mitglied der Uni gewesen.

    Kritiker sehen Porsche-Unfall als „Weckruf“

    Ein Anwohner und dreifacher Familienvater hatte nach dem Unfall eine Onlinepetition gestartet. Darin fordert er Konsequenzen aus dem Porsche-Unfall. Petitions-Starter Julian Kopmann fordert von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne), „die bestehende Tempo 30 Zone unverzüglich auf die Invalidenstraße zwischen Brunnenstraße und Nordbahnhof auszuweiten und somit das gesamte Gebiet zwischen Bernauer und Torstraße abzudecken und zeitnah durch weitere Maßnahmen den Verkehr auf der Invalidenstraße zu beruhigen.“

    Kopmann: „Der Verkehr auf der Invalidenstraße zwischen Chaussee- und Brunnenstraße hat sich zu einer Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer entwickelt. Ich möchte nicht mehr tatenlos zusehen, sondern gemeinsam mit allen Betroffenen an einer Verbesserung der Lage arbeiten.“ Für ihn sei der Unfall ein „Weckruf“ gewesen. Bis zuletzt hatten rund 10.000 Menschen unterschrieben.

    SUV stehen derzeit auch immer wieder in der Kritik, weil sie Menge CO2 ausstoßen. Grünen-Chefin Annalena Baerbock forderte zehn Cent mehr pro Liter Benzin. (mit dpa)