Menlo Park. Facebook-Chef Zuckerberg hat Details zum geplanten Aufsichtsgremium bekannt gegeben. Die Experten sollen gelöschte Posts beurteilen.

Die Löschung von Inhalten bei Facebook ist ein Streitthema, oft empfinden Nutzer es als unverhältnismäßig und ungerechtfertigt, wenn ihre Posts entfernt werden. Abhilfe soll ein unabhängiges Gremium schaffen, das die Fälle beurteilt: Rund 40 Experten möchte Facebook gewinnen, die die Nutzerbeschwerden prüfen sollen.

Noch in diesem Jahr möchte das Online-Netzwerk die ersten Mitglieder präsentieren, ab Anfang des kommenden Jahres soll das Gremium arbeitsfähig sein und die ersten Fälle behandeln, teilte Facebook mit. Mindestens elf Experten würden benötigt, um die Arbeit aufnehmen zu können.

Facebook: Entscheidung des Gremiums soll verbindlich sein

In Fünfergruppen sollen die Experten die Nutzerbeschwerden prüfen. Dabei soll mindestens ein Experte aus der Region kommen, aus der der Streitfall kommt. Die Entscheidungen des Gremiums sollen verbindlich sein, „selbst wenn ich oder irgendjemand bei Facebook damit nicht einverstanden ist“, schrieb Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg.

Die einzige Ausnahme: Sollte Facebook zu dem Schluss gelangen, dass die Wiederherstellung der entfernten Inhalte Gesetzte verletzten würde, blieben die Posts entfernt. Werde geltendes Recht dagegen nicht verletzt, sollen die Entscheidungen dagegen rasch umgesetzt werden und grundsätzlich als Präzedenzfälle gelten. In Deutschland kämpft die Regierung beispielsweise seit Jahren gegen Hetze auf Facebook.

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Gremium soll vor allem schwierige und grundsätzliche Fälle prüfen

Die Experten, die für das Gremium tätig sein sollen, sollen für jeweils drei Jahre berufen werden und haben die Möglichkeit, insgesamt bis zu drei Amtszeiten zu absolvieren. Sie erhalten eine finanzielle Entschädigung – allerdings nicht von Facebook direkt, sondern über einen Treuhandfonds.

Die ersten Mitglieder werden von Facebook ausgesucht, anschließend sollen die Experten bei der Auswahl von weiteren Kandidaten helfen. Das Netzwerk kann sich als Mitglieder unter anderem Juristen, Verleger oder Journalisten vorstellen. Sie sollten eine breite Palette an Wissen und Kompetenzen besitzen und keine Interessenkonflikte haben, hieß es.

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    Auch bislang kann Widerspruch gegen Löschung eingelegt werden

    Zum Einsatz soll das Gremium vor allem dann kommen, wenn Fälle schwierig zu beurteilen sind oder einen Grundsatz-Charakter haben. Denn auch bisher haben Nutzer die Möglichkeit, Widerspruch gegen die Löschung von Inhalten bei Facebook einzulegen. Kein seltenes Phänomen auf Facebook, denn wie jüngst eine Studie nachwies, verstärken soziale Medien den Glauben an Verschwörungstheorien und Aggressivität. Die Inhalte solcher Posts entfachen oft Diskussionen.

    Kommt es dabei nach der Nutzerbeschwerde zu keiner Lösung zwischen Facebook und dem Nutzer, soll das Gremium als nächste Eskalationsebene eingreifen. Facebook kann das Gremium dabei selbst bitten, Entscheidungen des Unternehmens auf den Prüfstand zu stellen.

    Facebook-Chef Zuckerberg sieht das Gremium als „eines der wichtigsten Projekt“.
    Facebook-Chef Zuckerberg sieht das Gremium als „eines der wichtigsten Projekt“. © Reuters | STEPHEN LAM

    Facebook-Chef Zuckerberg: „Eines der wichtigsten Projekte“

    Die Pläne für das Gremium hatte Zuckerberg bereits Ende des vergangenen Jahres vorgestellt. Er bezeichnete den geplanten Experten-Rat in seinem Post als „eines der wichtigsten Projekte, an denen ich in den letzten Jahren gearbeitet habe.“

    Zuletzt hatte Facebook bereits bekannt gegeben, dass ein unabhängiger Datenschutzprüfer sich um die Datenschutz-Belange des Unternehmens kümmern solle. Das war die Konsequenz einer Fünf-Milliarden-Dollar-Strafe, die Facebook wegen Datenschutzvergehen von der US-Handelsaufsicht FTC erhielt.

    (dpa/tki)