Düsseldorf. Gangster-Rapper Kollegah steht in Düsseldorf vor Gericht. Eine Firma will 250.000 Euro Schadenersatz. Ist der Musiker vertragsbrüchig?

Es geht um eine Forderung auf Schadenersatz in Höhe von 250.000 Euro: Eine Dresdner Online-Handelsfirma hat Gangster-Rapper Kollegah verklagt, am Mittwoch wurde der Streit vor dem Düsseldorfer Landgericht verhandelt – zu einer Einigung kam es dabei nicht.

Das Düsseldorfer Landgericht schlug vor, dass die Firma 200 000 Euro bekommt. Kollegahs Anwalt bot aber nur 160.000 Euro. Nun wollen beide Seiten versuchen, doch noch auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Ohne Ergebnis und ohne neuen Termin wurde das Verfahren vertagt.

Kollegah, der mit bürgerlichem Namen Felix Blume heißt, habe die mit dem Unternehmen getroffenen Vereinbarungen nicht eingehalten, argumentiert die Klägerin. Kollegahs Anwälte sehen das anders. Die Handelsfirma gibt an, sie habe mit Kollegah einen Lizenzvertrag abgeschlossen und Produkte für dessen Marke „Deus Maximus“ vertrieben. Im Gegenzug habe Kollegah die Produkte beworben.

In der mündlichen Verhandlung hatten die Dresdner Firma ihre Forderungen zwischenzeitlich auf 410.000 Euro hochgeschraubt.

Kollegah soll Vertrag mit Dresdener Firma gebrochen haben

Ende 2017 habe der bekannte Rapper die Werbung auf seinen Social-Media-Kanälen aber eingestellt und im Januar 2018 ein anderes Unternehmen unterstützt, das Produkte mit der Marke verkauft habe. Die Dresdner Firma gibt an, deshalb auf ihrer Ware sitzengeblieben zu sein. Es sei eine Kündigungsfrist von acht Monaten vereinbart gewesen, die Kollegah nicht eingehalten habe.

Kollegah und seine Anwälte bestreiten dies. Die Zusammenarbeit sei einvernehmlich beendet worden. Eine entsprechende Kündigungsfrist sei nicht vereinbart worden. Außerdem sei Kollegah selbst gar nicht Vertragspartner, sondern eines seiner Unternehmen. Nach Angaben des Gerichts sind einige der Vereinbarungen mündlich getroffen worden.

Wirbel um Echo-Verleihung 2018

Kollegah erlangte im Zuge der Echo-Verleihung 2018 große Bekanntheit auch über Rapper-Kreise hinaus – wegen eindeutig antisemitischer Textpassagen. Etliche Künstlerkollegen kritisierten die Preisverleihung an Kollegah und dessen Musiker-Freund Farid Bang massiv, viele gaben ihre Auszeichnungen aus Protest zurück. Die Kritik führte letztlich zur Abschaffung des Musikpreises.

Diese Künstler geben ihren Echo zurück

Die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang wurde wegen deren Texten zu einem Eklat. Zahlreiche Künstler geben ihre Preise zurück. Marius Müller-Westenhagen gibt alle seine sieben gewonnenen Echos zurück.
Die Echo-Verleihung an Kollegah und Farid Bang wurde wegen deren Texten zu einem Eklat. Zahlreiche Künstler geben ihre Preise zurück. Marius Müller-Westenhagen gibt alle seine sieben gewonnenen Echos zurück. © dpa | Jens Kalaene
Klaus Voormann wurde mit dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet. Er betrat die Bühne in Berlin kurz nach dem Auftritt der Skandal-Rapper Kollegah und Farid Bang. Nach der Verleihung habe der „Fünfte Beatle“ sich genauer mit den Texten der Rapper auseinandergesetzt und dann die Rückgabe seines Preises angekündigt.
Klaus Voormann wurde mit dem Echo für das Lebenswerk ausgezeichnet. Er betrat die Bühne in Berlin kurz nach dem Auftritt der Skandal-Rapper Kollegah und Farid Bang. Nach der Verleihung habe der „Fünfte Beatle“ sich genauer mit den Texten der Rapper auseinandergesetzt und dann die Rückgabe seines Preises angekündigt. © Getty Images | Andreas Rentz
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg gibt einen Echo Klassik zurück, den er 2008 mit dem Orchester Klangverwaltung gewonnen hatte. Die Rückgabe erfolgt in Absprache mit Andreas Reiner von diesem Orchester.
Der Dirigent Enoch zu Guttenberg gibt einen Echo Klassik zurück, den er 2008 mit dem Orchester Klangverwaltung gewonnen hatte. Die Rückgabe erfolgt in Absprache mit Andreas Reiner von diesem Orchester. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Franz-Josef Fischer
Einen weiteren Echo Klassik gibt das Notos Quartett ab. Die Gruppe war 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg ausgezeichnet worden.
Einen weiteren Echo Klassik gibt das Notos Quartett ab. Die Gruppe war 2017 in der Elbphilharmonie Hamburg ausgezeichnet worden. © imago/Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Igor Levit gewann den Echo Klassik 2014. Vier Jahre später gab er unter anderem auf Facebook bekannt, dass er nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang seine Trophäe an den Veranstalter, den Bundesverband Musikindustrie, zurückgeschickt habe.
Igor Levit gewann den Echo Klassik 2014. Vier Jahre später gab er unter anderem auf Facebook bekannt, dass er nach der Preisverleihung an Kollegah und Farid Bang seine Trophäe an den Veranstalter, den Bundesverband Musikindustrie, zurückgeschickt habe. © imago/Spöttel Picture | imago stock&people
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, sendet zwar keinen Preis zurück, hat aber für sich auch Konsequenzen aus dem Skandal um die beiden Rapper gezogen. Er kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an.
Der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, sendet zwar keinen Preis zurück, hat aber für sich auch Konsequenzen aus dem Skandal um die beiden Rapper gezogen. Er kündigte seinen Rücktritt aus dem Ethik-Beirat des Musikpreises an. © imago/Gerhard Leber | imago stock&people
Rund eine Woche nach der Echo-Verleihung kündigte auch die Sächsische Staatskapelle Dresden an, ihres Echo-Trophäen zurückgeben zu wollen. „Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen“, erklärte das Orchester. Chefdirigent Thielemann (im Bild) schließe sich der Haltung der Musiker an und gebe seinen Echo Klassik von 2004 ebenfalls zurück, hieß es.
Rund eine Woche nach der Echo-Verleihung kündigte auch die Sächsische Staatskapelle Dresden an, ihres Echo-Trophäen zurückgeben zu wollen. „Ein Preis, der Verkaufszahlen über alles stellt und am Holocaust-Gedenktag einem Live-Auftritt stattgibt, der einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reiches gleichkommt, wird zum Symbol eines Zynismus, für den wir nicht stehen“, erklärte das Orchester. Chefdirigent Thielemann (im Bild) schließe sich der Haltung der Musiker an und gebe seinen Echo Klassik von 2004 ebenfalls zurück, hieß es. © dpa | Jan Woitas
Auch Stardirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle gaben ihre Echos zurückgegeben.
Auch Stardirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle gaben ihre Echos zurückgegeben. © dpa | Britta Pedersen
Der französische Geiger Renaud Capuçon gibt seine Echos aus Kritik an der Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er wolle damit gegen die Vergabe dieses Preises an eine Rap-Gruppe protestieren, „deren Texte rassistisch, antisemitisch und der Menschenwürde unwürdig sind“, teilte Capuçon mit.
Der französische Geiger Renaud Capuçon gibt seine Echos aus Kritik an der Auszeichnung der umstrittenen Rapper Kollegah und Farid Bang zurück. Er wolle damit gegen die Vergabe dieses Preises an eine Rap-Gruppe protestieren, „deren Texte rassistisch, antisemitisch und der Menschenwürde unwürdig sind“, teilte Capuçon mit. © dpa | Ian Langsdon
1/9

Strafrechtliche Ermittlungen gegen die beiden Musiker wurden eingestellt. Nach wochenlanger öffentlicher Kritik besuchten Kollegah und Farid Bang im Oktober 2018 die Gedenkstätte Auschwitz. Zumindest Kollegah gab sich anschließend reumütig: „Wenn du mit eigenen Augen siehst, wie dort fabrikmäßig Menschen vergast wurden, vergisst du das nie.“ (küp/dpa)