Iraklio. Die Dresdner Forscherin Suzanne Eaton war beruflich auf Kreta. Dort wurde die 59-Jährige von einem Unbekannten getötet und versteckt.

Es war am Nachmittag des 2. Juli, als Suzanne Eaton auf Kreta zum Joggen aufbrach. Es war ein Lauf, von dem die renommierte Dresdner Wissenschaftlerin nie zurückkehrte. Montagabend fanden zwei einheimische Wanderer ihre Leiche in einer kleinen Grotte nahe der Ortschaft Maleme.

Die 59-Jährige fiel einem Verbrechen zum Opfer, bestätigt Gerichtsmediziner Antonis Papadomanolakis. Inzwischen wurde eine Sonderkommission eingerichtet. „Auf Kreta hat die Polizei Ermittlungen wegen Mordes eingeleitet und umfassende Maßnahmen ergriffen, um die verantwortliche(n) Person(en) zur Rechenschaft zu ziehen“, hatte zuvor bereits das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden mitgeteilt. Dort hatte die gebürtige US-Amerikanerin gearbeitet. Sie war für einen Kongress in der Hafenstadt Kolymbari auf der griechischen Urlaubsinsel.

Dresdner Forscherin Eaton wurde erstickt

Die Grotte war während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Wehrmacht, die die Insel damals besetzt hatte, zu einer Art Depot für Munition und Waffen ausgebaut worden. Die Tunnel darin glichen einem Labyrinth, berichteten Augenzeugen im Rundfunk.

Laut dem Ergebnis einer mehr als siebenstündigen Untersuchung zweier Gerichtsmediziner wurde die Forscherin erstickt. Polizeichef Konstantinos Lagoudakis sagte, dem Opfer müsse etwas auf Mund und Nase gedrückt worden sein.

Polizei zieht Sexualverbrechen in Erwägung

Die Gerichtsmediziner hatten zuvor bei einer ersten Obduktion keine Wunden entdeckt, die durch Schüsse oder Stiche entstanden sein könnten. Die Polizei zieht ein Sexualverbrechen in Erwägung. Da die Forscherin nur ihre Sportkleidung dabeihatte, wird ein Raub als Motiv ausgeschlossen.

Zunächst seien die Ermittler von nur einem Täter ausgegangen, berichten griechische übereinstimmend Medien. Inzwischen ziehe man jedoch auch mehrere Täter in Betracht. Eaton sei sehr fit gewesen und habe den schwarzen Gürtel in Taek­wondo besessen. Vermutlich habe sie sich stark gewehrt. Mögliche Täter-DNA sei sichergestellt worden.

Leiche im Auto zur Grotte transportiert

Die Forscherin war gegen 15 Uhr von der Orthodoxen Akademie in Kolymbari zum Joggen aufgebrochen. Entlang ihrer Laufstrecke muss sie vom Täter überfallen und getötet worden sein. Die Ermittler gehen offenbar davon aus, dass er die Leiche in einem Auto zu der Grotte transportierte, in der sie später gefunden wurde.

Die Ermittler, so die Berichte, hätten Reifenspuren und abgebrochene Zweige entdeckt. Der Täter warf die Leiche durch einen Belüftungsschacht in die Höhle. Dort wurde sie mit dem Gesicht nach unten in 60 Meter Tiefe aufgefunden. Es wird von einem Täter ausgegangen, der gute Ortskenntnisse besitzt.

Suzanne Eaton lebte seit 1992 in Dresden

Die zweifache Mutter Eaton stammte aus Oakland im US-Bundesstaat Kalifornien. Sie hatte im Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) in Dresden gearbeitet. 1992, im Gründungsjahr des Instituts, kam sie nach Dresden, wo ihr britischer Mann einer der Direktoren ist.

Mit ihrem Team forschte sie an Fruchtfliegen dazu, wie Zellen miteinander kommunizieren, um Gewebe einer bestimmten Größe und Form zu bilden. Das Max-Planck-Institut sprach der Familie sein Beileid aus. „Wir können diese schockierende und schreckliche Tragödie immer noch nicht begreifen.“

Polizeichef Lagoudakis: „Wir hatten seit vier Jahren keinen vergleichbaren Fall auf unserer Insel.“ (mit dpa)