London. Die USA haben einen Auslieferungsantrag an Großbritannien gestellt. Bei einer Auslieferung drohen Julian Assange bis zu 175 Jahre Haft.

Der britische Innenminister Sajid Javid hat das Auslieferungsersuchen der USA für Wikileaks-Gründer Julian Assange zugelassen. Er habe den Antrag formell bestätigt, sagte Javid am Donnerstag in einem Interview mit dem BBC-Radio. Die Entscheidung liege aber bei der Justiz, betonte er.

An diesem Freitag soll die nächste Anhörung in dem Fall stattfinden. Erwartet wird, dass Assange daran per Videoschalte aus dem Gefängnis teilnehmen wird. Mit einer Entscheidung wird aber noch nicht gerechnet. Die USA werfen Assange vor, der amerikanischen Whistleblowerin Chelsea Manning – damals noch Bradley Manning – geholfen zu haben, geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan zu veröffentlichen.

Gegen Assange wird in Schweden wegen Vergewaltigung ermittelt


Insgesamt liegen 18 Anklagepunkte vor. Bei einer Verurteilung in allen Punkten drohen ihm 175 Jahre Haft.Assange sitzt seit April im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Osten der britischen Hauptstadt, nachdem ihm das Botschaftsasyl in der ecuadorianischen Landesvertretung entzogen worden war.

Er hatte sich dort jahrelang verschanzt, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Dort wurde wegen Vergewaltigung gegen ihn ermittelt. Assange behauptete stets, die Vorwürfe in Schweden seien nur ein Vorwand, um ihn festnehmen und an die USA ausliefern zu können. 2017 hatte die schwedische Staatsanwaltschaft die Vorermittlungen eingestellt, weil es ihr nicht gelungen war, die Vorwürfe ausreichend zu untersuchen. Später wurden sie wieder aufgenommen.

Dem Whistleblower drohen in der Rechtstheorie bis zu 175 Jahre Haft

Am 11. April dieses Jahres wurde Assange schließlich festgenommen, nachdem ihm die Regierung in Quito das Botschaftsasyl entzogen hatte. Nun befindet sich der Australier in Großbritannien in Haft, weil er mit der Flucht in die Botschaft gegen Kautionsauflagen verstoßen hatte.

Wie Whistleblower-Anwälte bereits befürchtet hatten, wurde die Anklage im Nachhinein ausgeweitet: In der neuen Anklageschrift, die am 23. März öffentlich wurde, führten die US-Justizbehörden 17 weitere Vorwürfe an, die unter das US-Spionagegesetz fallen - darunter die Entgegennahme und Veröffentlichung geheimer Informationen und auch die Veröffentlichung der Namen von Personen, die dem US-Militär im Irak und Afghanistan zugearbeitet hätten. Insgesamt liegen nun 18 Anklagepunkte vor. Bei einer Verurteilung in allen Punkten drohen Assange 175 Jahre Haft.

Am Dienstag hatte ihn dort der chinesische Künstler Ai Weiwei besucht, der sich besorgt über Assanges Gesundheitszustand äußerte. Ai Weiwei forderte Großbritannien und Europa auf, die Auslieferung des Wikileaks-Gründers zu stoppen. (cro/dpa)

Zuvor veröffentlichten die USA 17 weitere Anklagepunkte gegen Julian Assange

m Vorfeld hatte ein schwedisches Gericht einen Haftbefehl abgelehnt