Palma . Lange machte Mallorca der Touristen-Boom zu schaffen. Die Touristen bleiben in diesem Jahr aus - bei den Hoteliers wächst die Sorge.

In Mallorca herrscht große Flaute. Nach den Jahren des Booms kämpfen die Hoteliers in diesem Jahr mit deutlich niedrigeren Belegungszahlen. Auch viele Deutsche kehren ihrer einstigen Lieblingsinsel den Rücken zu. Machten im vergangenen Jahr die Deutschen noch einen sehr großen Anteil an den insgesamt 13,8 Millionen Gästen aus dem Ausland auf Mallorca aus, könnte das in diesem Jahr anders werden.

Doch die Hoteliers und Reiseveranstalter versuchen dem Trend jetzt mit gehörigen Rabatten und anderen Maßnahmen entgegenzuwirken. Viele spanische Hoteliers gewähren derzeit Rabatte von bis zu 40 Prozent auf den Hotelpreis, die Tui nach eigenen Angaben an die Kunden weitergibt.

Mallorca bleiben Touristen weg - Hoteliers ergreifen jetzt Maßnahmen

Grund für die Großzügigkeit der Spanier seien in erster Linie die enormen Buchungszuwächse im östlichen Mittelmeer, insbesondere in der Türkei, in Ägypten und Zypern. Noch liegt Spanien aber an der Spitze, zumindest bei Thomas Cook: Dahinter folgt die wieder aufstrebende Türkei. Update vom 27. September 2019: Wegen der Thomas-Cook-Pleite kämpfen Mallorca-Hoteliers gegen die Pleite.

Eng werden kann es in Ägypten und Tunesien: Die nordafrikanischen Länder werden von den Kunden der Veranstaltermarken Neckermann Reisen, Thomas Cook Signature und Öger Tours aktuell gut gebucht.

Die Auswirkungen sind bereits jetzt zu spüren: Tummelten sich in den vergangenen Jahren viele Touristen in den bei Urlaubern beliebten Hochburgen wie Magaluf oder dem Ballermann, gibt es in diesem Jahr viel Leerstand.

Denn auch viele Deutsche kehren ihrer einstigen Lieblingsinsel den Rücken zu. Machten im vergangenen Jahr die Deutschen noch einen sehr großen Anteil an den insgesamt 13,8 Millionen Gästen aus dem Ausland auf Mallorca aus, könnte das in diesem Jahr anders werden.

Ob das an dem von der Inselregierung angestrebten Imagewandel liegt? Mallorca legte sich in der letzten Zeit ein Reformprogramm auf, um den Ruf der Saufinsel loszuwerden. Doch das scheint nun negative Folgen zu haben: Hoteliers, Reiseveranstalter und Restaurantbesitzer sind davon gleichermaßen betroffen. Sie sorgen sich um das Geschäft in der Sommersaison.

Mallorca erlebt Einbruch der Touristenzahlen – Das Wichtigste in Kürze:

  • Mallorca war in den letzten Jahren eine Top-Urlaubsregion
  • Die Insel bekam deshalb viele Probleme
  • In diesem Jahr kommen weniger Touristen - die Rede ist sogar von einem Einbruch
  • Andere Länder erleben dagegen einen Boom
  • Auch die Türkei profitiert von dem Trend

In Umfragen darüber, was das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen ist, hatte Mallorca bisher oft die Nase vor anderen Urlaubszielen am Mittelmeer. Das lag zum einen daran, dass man an touristischen Hotspots wie dem Ballermann auch mit Deutsch statt Spanisch weit kommt.

Doch Mallorca galt stets als sicherer als Reiseziele in Nordafrika oder aber günstiger als Badeorte in Frankreich oder auch in Italien. Hinzu kommt eine immer noch gute Anbindung von den meisten (größeren) deutschen Flughäfen gehen täglich oft gleich mehrere Direktflüge auf die Baleareninsel. Hinzu kommen zahlreiche Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen von Palma de Mallorca anlegen.

Spanien im Allgemeinen und die Baleareninsel ziehen immer weniger Touristen auch aus Deutschland an. Hoteliers rechnen gerade mal mit einer Auslastung von 50 bis 60 Prozent im Juni. Doch woran liegt das? Gründe dafür gibt es viele – einer davon ist in den Alternativen zu Mallorca zu finden. Denn die Insel ist im Vergleich zu anderen Urlaubsregionen ziemlich teuer. Doch wer sind die Alternativen?

Mallorca mit Touristenflaute - was sind die Alternativen?

Günstiger als Mallorca sehen Experten die Preisentwicklung derzeit in

  • der Türkei,
  • Ägypten und
  • Tunesien.

Hier haben die Hotels häufig ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Unterkünfte auf Mallorca können da nur schwer mithalten. Hinzu kommt, dass viele Deutschen wegen immer wärmer werdenden Temperaturen auch häufig zu Hause Urlaub machen. Dieses Jahr rechnen die Hoteliers mit bis zu 15 Prozent weniger deutschen Touristen. Ist Mallorca bei Deutschen Urlaubern etwa plötzlich weniger beliebt?

Angesichts der Massen an deutschen Touristen, die jedes Jahr ihren Urlaub etwa am Ballermann gefeiert haben, scheint es nicht daran zu liegen, dass die Baleareninsel an ihrer Schönheit verloren haben könnte – im Gegenteil: Noch immer zählt Mallorca mit seinen Stränden zu den schönsten Inseln Europas.

Mallorca: Deutsche bleiben ihrer Lieblingsinsel fern - woran liegt das?

Wer also verstehen will, warum sich Hoteliers plötzlich über die einbrechenden Touristenzahlen beschweren, kommt nicht um einen Blick auf die Konkurrenz Mallorcas herum – und die hat es mit den Regionen im östlichen Mittelmeer wie etwa der Türkei in sich. Und schließlich kommt dann auch noch der Imagewandel, den Mallorca derzeit zu vollziehen versucht.

Woran liegt das? Deutsche achten bei der Wahl ihres Urlaubsziels für gewöhnlich sehr auf das Geld. Und hier kann Spanien und Mallorca mit den deutlich gefallenen Preisen in der östlichen Mittelmeerregion wie etwa in der Türkei nicht mithalten. Das Land kämpft nach den Terroranschlägen und der gefallenen Lira um Touristen aus dem Ausland. Mit Erfolg: Die Touristenzahlen steigen wieder.

Mallorca will den Imagewandel einleiten

Die Regierung kämpfte mit Verboten gegen den Andrang. Zudem sorgten Touristenmassen für Umweltprobleme: Da ist der Müll zu nennen, den viele etwa am Strand hinterlassen oder aber auch die überfüllten Kläranlagen, die überliefen und ins Meer geleitet wurden. Zudem Abgase durch Autos und Flugzeuge. Ein Problem sind auch die stark gestiegenen Kreuzfahrten nach Mallorca. Wie Mallorca nun immer stärker gegen Kreuzfahrtschiffe kämpft.

„Wir hatten für diese Saison zwar einen Rückgang erwartet, aber niemals den Einbruch, den wir zurzeit erleben“, hat diese Woche ein Sprecher der Hoteliers der spanischen Insel der Zeitung „Última Hora“ gesagt. Vor allem die Deutschen machen derzeit einen großen Bogen um ihre eigentlich liebste Urlaubsinsel.

Leere Strände sind derzeit keine Seltenheit auf Mallorca.
Leere Strände sind derzeit keine Seltenheit auf Mallorca. © dpa | Clara Margais

Mallorca schlägt Alarm wegen Touristenflaute

Der sogenannte Sauftourismus sorge zwar an den Wochenenden und an den Feiertagen weiterhin für volle Häuser, sagte ein Sprecher der Hoteliers der Playa. Aber andere, „ruhigere“ Touristen, die länger bleiben und oft mehr Geld auf der Insel ausgeben, fahren inzwischen offensichtlich woanders hin.

AAuch am Ballermann herrscht nicht so viel Trubel wie sonst.
AAuch am Ballermann herrscht nicht so viel Trubel wie sonst. © dpa | Patrick Schirmer

„Im Juni wird die Auslastung nur bei 50 bis 60 Prozent liegen“, sagt der Sprecher. Das sind bis zu 15 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Aber nicht nur am Ballermann, auch in anderen Inselteilen vermisst man die Bundesbürger.

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    12 bis 13 Prozent weniger deutsche Touristen in Magaluf

    So zum Beispiel in Magaluf westlich von Palma. Die „Briten-Hochburg“ meldet bisher einen Rückgang von rund sechs Prozent bei ihren wichtigsten Kunden. „Bei den Deutschen ist der Schwund aber noch größer, rund 12 bis 13 Prozent“, erläutert der Chef des Hotelverbandes der Region Calvià, Mauricio Carballeda. Für Juli und August befürchte man einen noch stärkeren Rückgang.

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    Doch wieso bleiben die Touristen nach einer Serie von Rekordjahren plötzlich weg? Schuld sind der Brexit und auch und vor allem das Erstarken der Tourismusregionen im östlichen Mittelmeer, etwa in der Türkei. In manch einem mallorquinischen Hotel sollen die Ausgaben in dieser Hochsaison über den Einnahmen liegen. Die Lage ist so kritisch, dass man sogar auf die Wettervorhersage in Deutschland schaut.

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      Mallorca gewährt sogar Rabatte bis zu 40 Prozent

      Eine Wiederholung des „Supersommers“ 2018 in Mittel- und Nordeuropa könnte für viele diesmal schon fatal sein. Hitzemonate wie im Vorjahr würden sich sehr negativ auswirken, hat jüngst die Vizechefin des Hoteliersverbandes FEHM, María José Aguiló, eingeräumt.

      In den vergangenen Jahren war Mallorca gut besucht.
      In den vergangenen Jahren war Mallorca gut besucht. © dpa | Clara Margais

      Selbst Rabatte von bis zu 40 Prozent konnten die Tendenz bisher nicht umkehren. Konkurrenzdestinationen wie die Türkei, Ägypten und Tunesien haben noch bessere Angebote. Von einem „Preiskrieg“ ist auf Mallorca die Rede.

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      Der CEO der Thomas-Cook-Gruppe, Peter Fankhauser, flog Anfang des Monats auf die Insel, um die Hoteliers zu noch stärkeren Preisnachlässen aufzurufen. Die Konkurrenz im östlichen Mittelmeer biete zum Teil „mehr Qualität“ für weniger Geld an. Carabellada warnt aber vor „Panikmaßnahmen“.

      „Das wäre für viele (auf Mallorca) Selbstmord“, sagt er. Man müsse die Touristen über die Qualität des Angebots zurückgewinnen. Allein: Daran hapert es oft.

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        Antalya schlägt Mallorca bei Qualität und Preis

        Das Problem ist derweil nicht nur, dass die Zimmer auf Mallorca kleiner und oft weniger bequem als zum Beispiel in All-Inclusive-Resorts im türkischen Antalya sind. Die von der linken Inselregierung vor drei Jahren in Gang gesetzte Bekämpfung der Auswüchse des Massen- und Sauftourismus ist bisher auf halbem Wege stehengeblieben.

        Die 2016 eingeführte Touristenabgabe „Ökotaxe“ fordere inzwischen ihren Tribut, meinten Fankhauser, Carballeda und der FEHM jüngst unisono. Gerade jene weniger zahlungskräftigen Touristen, denen diese Abgabe ein Dorn im Auge ist, stören sich auch daran, dass im Zuge der immer strengeren Benimmregeln in Palma und Umgebung der Spaß immer weniger wird, wie viele Experten und Beobachter meinen.

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          Ballermann: Strengere Regeln beim Alkoholkonsum

          Seit dem 1. April müssen nämlich in einem speziellen „Gebiet von besonderem touristischen Interesse“ rund um die berüchtigte „Schinkenstraße“ alle Biergärten eingezäunt sein. Getränke dürfen am Ballermann nicht mehr auf den Bürgersteig oder auf die Straße mitgenommen werden.

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          Außerdem gilt ein Verbot von Alkohol in Schaufenstern und von Sonderangeboten wie der „Happy Hour“ mit starken Drinks zu Dumpingpreisen. Bei Zuwiderhandlung drohen hohe Strafen. Aber auf der anderen Seite geht das „Aufräumen“ an der Playa den betuchteren Besuchern noch nicht weit genug.

          Greifen Mallorcas Sicherheitsbehörden nicht hart genug durch?

          Die linke Regierung setzt auf „höherwertigen“ Tourismus, förderte den Bau von Luxusherbergen. Aber die Betreiber dieser Häuser berichten von Gästen, die sich über betrunkene und gewalttätige Touristen sowie über illegale Straßenhändler und Parkplatzverwalter beschweren.

          Sie fordern vom Rathaus in Palma und von den Sicherheitsbehörden ein härteres Eingreifen. Zumal sich zuletzt die Berichte über „afrikanische Mafias“ und „Frauenbanden“ häufen, die nachts auch am Ballermann Dutzende von Touristen ausgeraubt haben sollen. Auch mehrere Tote bei Balkonstürzen sorgten für Krisensitzungen auf Mallorca.

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            Mallorca lebt vom Tourismus

            „Palma ist in den vergangenen Jahren unsicherer und schmutziger geworden“, klagt der konservative Inselpolitiker Mateo Isern. Francisco Marín hatte deshalb lange ein Ende des „Chaos“ an der Playa gefordert. Die Polizei gehe im Strandgebiet viel zu lasch gegen Störenfriede vor, klagte er immer wieder.

            Viele Fluggesellschaften steuern Mallorca täglich mehrmals an.
            Viele Fluggesellschaften steuern Mallorca täglich mehrmals an. © Reuters | PAUL HANNA

            Voriges Jahr warf der Hotelbesitzer aber das Handtuch und gab seinen Posten als Chef des Hotelierverbandes der Playa entnervt ab. Dabei steht viel auf dem Spiel: Der Tourismus trug zuletzt mehr als 45 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Balearen bei.

            In den vergangenen zehn Jahren kletterte die Zahl der Tourismusunternehmen in der Region nach amtlichen Zahlen um acht Prozent auf mehr als 18.000. Viele fürchten nun, dass sich Mallorca buchstäblich zu Tode wächst.

            • Nicht nur auf Mallorca hatte sich Wut gegen den Massentourismus aufgestaut: Zu viele Touristen: Auch am Gardasee kippt die Stimmung.

            (dpa/cho)