Berlin. Nach dem Gewitter ist vor dem Gewitter: Das gilt zurzeit für die Wetterlage in Deutschland. Wind, Regen und Hagel richten Schäden an und halten auch den Verkehr auf.

Die Feuerwehr hat am Abend für Berlin erneut den Ausnahmezustand wegen Unwetters ausgerufen. Mit Windböen und starkem Regen fegten erneut heftige Gewitter über die deutsche Hauptstadt.

Im Stadtteil Friedenau fiel ein Baum auf ein Cabrio. Die Insassen hatten Glück im Unglück, zwei Menschen wurden nur leicht verletzt, teilte die Feuerwehr mit. Die S-Bahn stellte den Zugverkehr auf der Ringbahn nach einem Blitzeinschlag in Tempelhof zeitweise ein. Auch auf der Autobahn 117 kam es wegen umgestürzter Bäume zu Verkehrsbehinderungen. Der Himmel verdunkelte sich in einigen Stadtteilen wie tief in der Nacht.

Die Feuerwehr fahre vorrangig Einsätze, bei denen Menschenleben in Gefahr sind, sagte ein Sprecher am Mittwochabend. Die Berliner seien aufgerufen, kleinere Wasserschäden selbst zu beseitigen. An den Flughäfen Tegel und Schönefeld könne es zu Einschränkungen bei der Abfertigung kommen, teilten die Airports auf Twitter mit.

Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach warnte vor schweren Gewittern in Teilen von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Temperaturen waren in den östlichen Bundesländern wieder auf bis zu 34 Grad gestiegen.

In der Nacht zum Mittwoch hatten sich vor allem im Osten Gewitter entladen. In Sachsen und Brandenburg prasselten örtlich Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern zu Boden. In Berlin und Potsdam wurden Straßen überflutet, Bäume stürzten um, zahlreiche Keller und Tiefgaragen liefen voll. In beiden Städten rückten die Helfer zu zahlreichen Einsätzen aus.

In den Gärten und Parks des Unesco-Welterbes in Potsdam richtete das Unwetter Schäden an. Die Parks bleiben für die Aufräumarbeiten bis auf Weiteres geschlossen, wie die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mitteilte.

Nach Angaben des Blitz-Informationsdienstes von Siemens hatte es in der Nacht über ganz Deutschland bis zu 800 Mal pro Minute geblitzt. Etwa jeder zehnte Blitz traf auf den Erdboden, wie Sprecher Stephan Thern sagte.

Eine Tendenz zu häufigen Starkniederschlägen sei durchaus zu erkennen, sagte Florian Imery vom Deutschen Wetterdienst am Mittwoch. Je wärmer die Luft sei, desto mehr Wasser könne sie aufnehmen. Insofern sei ein Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und häufigeren Starkniederschlägen naheliegend. Einzelne Wettererscheinungen jedoch könne man nicht auf den Klimawandel zurückführen, stellte Imery klar. Dafür benötige man eine größere Datengrundlage.

In Berlin wurde am Dienstag um Mitternacht der "Ausnahmezustand Wetter" ausgerufen. Dabei werden Einsätze nach Wichtigkeit bearbeitet, nicht nach dem Zeitpunkt des eingehenden Notrufes. Die Feuerwehr wurde innerhalb von drei Stunden zu rund 160 Einsätzen wegen des Gewitters gerufen, wie ein Sprecher sagte. Im gesamten Stadtgebiet fielen Ampeln aus, wie die Verkehrsinformationszentrale mitteilte. In Potsdam rückte die Feuerwehr mehr als 100 Mal aus.

An den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wurde die Flugzeugabfertigung der Maschinen auf dem Vorfeld für mehrere Stunden eingestellt. Passagiere konnten nicht wie sonst üblich über Treppen ein- oder aussteigen. Die Polizei Brandenburg berichtete von Blitzeinschlägen, herabfallenden Ästen, Unfällen und überschwemmten Straßen in der Nacht zum Mittwoch.

Auch in Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern gab es Gewitter. In Bad Hersfeld bei Kassel führte eine Unwetterwarnung dazu, dass das Festprogramm des Hessentags am Dienstagabend unterbrochen wurde. In Prerow in Vorpommern geriet ein Appartementhaus durch einen Blitzeinschlag in Flammen, verletzt wurde dabei niemand.