Berlin. Ein 33-Jähriger war Opfer des Flixbus-Unglücks im Mai. Ein Mann half ihm in der Not. Bei Facebook suchte er seinen Helden. Mit Erfolg.

Es war nur eine kurze Interaktion. Alexander „Ali“ Engel (33) bat seinen Mitreisenden, den Rucksack vom Platz 5B zu nehmen, denn er wolle sich dort hinsetzen. Als dies geschehen war, setzte sich Engel, machte seine Kontaktlinsen raus, um im Flixbus ein Nickerchen machen zu können. Eine flüchtige Interaktion von der Art, die sie sich zigfach zuspielt in öffentlichen Verkehrsmitteln. Jeden Tag.

Der Unterschied: Die Fahrt Mitte Mai auf der A9 war nicht wie jede andere. Der flüchtige Bekannte sollte Engel noch entscheidend helfen. Denn der Flixbus verunglückte. Eine Frau starb, viele Mitreisende wurden verletzt. Und Engel hing nach dem Unglück festgeschnallt in seinem Platz fest.

Flixbus überschlägt sich auf A9 - Frau stirbt bei Unfall

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    Bis der Sitznachbar ihm half – und ihn losschnallte. „Ich habe es mehrfach versucht, aber ich wäre nie von selbst an den Abschnaller gekommen. Ohne meinen Nachbarn hätte ich viel länger in dem Bus bleiben müssen. Und die Angst davor, dass ein Lastwagen unseren verunglückten Bus rammt, war riesengroß“, berichtete Engel aus Altenplos dem „Bayreuther Tagblatt“.

    Flixbus-Unglück bei Leipzig: Ein Opfer suchte seinen Retter. Die Leitplanke hatte sich bis kurz vor seinen Platz in den Bus gebohrt.
    Flixbus-Unglück bei Leipzig: Ein Opfer suchte seinen Retter. Die Leitplanke hatte sich bis kurz vor seinen Platz in den Bus gebohrt. © dpa | Jan Woitas

    Engel berichtet davon, dass die Leitplanke sich in den Bus gebohrt habe – das zeigen auch Fotos. Der Bus sei für ihn gerade rechtzeitig zum Stillstand gekommen. Es fehlten nur wenige Zentimeter, und die Planke hätte ihn getroffen.

    Flixbus-Drama: Opfer sucht seinen „wahren Helden“

    Im Gespräch mit der Zeitung bezeichnete Engel, nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, den Mann als „wahren Helden“, der selbst offenbar schwer verletzt und blutverschmiert war. Und startete einen Aufruf: Er suche ihn, den Mann, der ihm so geholfen hat.

    Zwei Wochen dauert es, bis er die Antwort erhält, auf die er so sehnsüchtig gewartet hat. Die Mutter des Mannes habe ihn angeschrieben, nachdem sie den Artikel bei ihren eigenen Recherchen zum Unglück entdeckt hatte. Das berichtete Engel abermals dem „Bayreuther Tagblatt“, ihr Sohn liege in Berlin im Krankenhaus.

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    Kurz darauf kontaktiert ihn auch der Mann. Um sicher zu gehen, dass er nicht von irgendjemandem für dumm verkauft wird, frage Engel ihn laut „Tagblatt“ nach Dingen, die nur er wissen kann – etwa nach dem Rucksack und den Kontaktlinsen.

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    Sein Helfer liegt noch im Krankenhaus – Treffen geplant

    Engel ist nach Brüchen am Oberarmknochen und einer komplizierten Operation wieder zuhause. Sein Sitznachbar ist noch im Krankenhaus ist, zwei weitere Operationen vor sich hat. Entsprechend könnte der Mann noch nicht gut telefonieren oder schreiben.

    Demnächst soll es, sobald es dem Mann besser geht, ein erstes Telefonat geben, bei dem sich Engel bedanken kann. Und später auch ein Treffen.

    Nach dem Unfall wurden Ermittlungen gegen den Busfahrer eingeleitet. Anfang Juni sind zwei weitere Flixbusse verunglückt – einer auf der A1 und einer auf der A5. Auch in anderen Ländern versucht das Unternehmen, Fuß beziehungsweise Reifen zu fassen: Mit neuen Strecken will Flixbus Amerikas Ostküste erobern. Zudem gibt es Pläne für die Expansion in Russland.

    Auch ohne Unfall verläuft die Fahrt nicht immer ohne Ärgernis: Kürzlich onanierte ein Mann neben einer Frau im Flixbus los. Festnahme. Ganz was anderes erlebten Gäste bei einer Fahrt nach Brüssel: Eine Frau gebar ein Mädchen. (ses)