Obertauern. Noch bis Anfang Mai sind in dem österreichischen Wintersportort – genannt „Schneeschüssel“ – die Pisten befahrbar. Ab in den Süden!

Die Beatles waren schon hier, und haben im März 1965 die Schneeszenen für ihren Film „Help!“ gedreht. Und dann ist da die Gruppe um die Fußball-Legenden Franz Beckenbauer und Uwe Seeler, die hier ihren nicht weniger legendären Freundeskreis „Die Schneeforscher“ gepflegt haben.

Doch der wahre Star in Obertauern ist der Schnee. Denn davon gibt es hier reichlich – und das ist auch der Grund, warum der etwa 90 Kilometer südöstlich von Salzburg gelegene Wintersportort so beliebt ist.

Als „Österreichs Schneeschüssel“ wird Obertauern gern bezeichnet. Und ebenso gern verweisen die Tourismus-Verantwortlichen auf eine Studie, die genau diesen Titel wissenschaftlich untermauert: Der Forscher Günther Aigner hat 2016 ermittelt, dass Obertauern mit 264 Zentimetern „mittlerer maximaler Schneehöhe“ das Ranking der schneereichsten Wintersportorte in der Alpenrepublik anführt.

Die besondere Wetterkonstellation sorgt für viel Schnee

Die Beatles haben in Obertauern 1965 für ihren Film „Help!“ gedreht.
Die Beatles haben in Obertauern 1965 für ihren Film „Help!“ gedreht. © Tourismusverband Obertauern

Als Grund wird die besondere Wetterkonstellation in den Radstädter Tauern angeführt. Die führe dazu, dass Schneewolken aus dem Norden und aus dem Süden ihre Last über der Region abladen. Der Studie zufolge haben sich die Schneehöhen in Obertauern in den letzten 108 Jahren nicht verändert. Laut Wissenschaftler Günther Aigner lässt sich daher auch kein Trend zu sinkenden Schneemengen erkennen.

In der Tat ist auch in diesen Tagen unseres Aufenthalts Mitte März nichts davon zu spüren – im Gegenteil. Jede Nacht und immer wieder auch tagsüber rieseln dicke Flocken vom Himmel, sorgen für viel Arbeit bei Schneeraupenfahrern und kommunalem Räumdienst – und für leuchtende Augen bei Pulver- und Tiefschneeliebhabern auf den Pisten. Für viele Alpinisten bedeutet ein unberührter Hang, sei es auf der frisch gewalzten Piste oder nebenan im Tiefschnee, das ganz große Glück. Wir können es hier nahezu täglich erleben.

Obertauern ist der höchstgelegene Wintersportort des Salzburger Landes

Mit der „Schneesicherheit“ wird in vielen Wintersportorten intensiv geworben, zählt sie doch zu den entscheidenden Kriterien für die Wahl eines Urlaubsziels. Allerdings ist diese Schneesicherheit häufig von intensiver künstlicher Beschneiung abhängig. Obertauern, mit 1740 Metern der höchstgelegene Wintersportort des Salzburger Landes, rühmt sich schon traditionell einer natürlich gegebenen Schneesicherheit.

Doch der Schnee ist zwar wichtig, aber eben auch nicht alles. Und so begegnen wir auf unseren Erkundungsfahrten durch das Skigebiet ständig dem Wort „Tauernrunde“. Die besondere Lage der Pisten und die Konstellation der Lifte sind es, die den Ort zu einem besonderen machen. Denn das gesamte Skigebiet ist quasi kreisförmig rund um den Ort angelegt. Die Passstraße, zu deren Seiten sich die zahlreichen Hotels, Appartementhäuser und Vergnügungsbetriebe sowie Skischulen und -verleihe aneinander reihen, wird von sechs Brücken gequert. So ist es jederzeit möglich, mit angeschnalltem Wintersportgerät von der einen auf die andere Seite des Bergmassivs zu wechseln.

Die Tauernrunde gibt es in beide Richtungen

Die „Gamsleiten II“ ist mit 45 Grad eine der steilsten Buckelpisten der Alpen
Die „Gamsleiten II“ ist mit 45 Grad eine der steilsten Buckelpisten der Alpen © Tourismusverband Obertauern

Die berühmte Tauernrunde ermöglicht es, Obertauern quasi am Rand der Schneeschüssel einmal zu umrunden. Gut ausgeschildert gibt es die jeweils etwa zwölf Kilometer lange Runde in beide Richtungen, mit der Bobbyrunde neuerdings auch eine ganz kleine Variante für die ganz Kleinen. Die anspruchsvolle Tour „Super Seven“ fährt die sieben höchsten Punkte des Skigebietes an, die per Lift und Skiern erreichbar sind. Bis auf 2313 Meter Höhe geht es hinauf, spektakuläre Ausblicke inklusive.

Die Runden sind so gestaltet, dass sie auch von Anfängern gut bewältigt werden können. Ohnehin überwiegen die „blauen“ Pisten, weswegen auch viele Familien gern hierher kommen. Aber es gibt durchaus auch Herausforderungen für Könner: Die „Gamsleiten II“ ist mit 45 Grad eine der steilsten Buckelpisten der Alpen.

Die Orientierung im Skigebiet fällt leicht

Zwei Vorteile der rund um den Ort gelegenen Pisten haben wir schnell schätzen gelernt. Erstens: Wenn wir beispielsweise die Kinder aus der Skischule abholen wollen, sind wir in sehr kurzer Zeit auch am anderen Ende des Skigebiets. Und zweitens: Obwohl wir gern mal angesichts vielen Schnees und vieler Pisten die Orientierung verlieren, können wir uns in Obertauern eigentlich nicht verfahren. Denn den Ort haben wir ständig im Blick. Eine alte Seemannsregel besagt, dass man in einer fremden Hafenstadt immer nur bergab gehen muss - dann landet man irgendwann wieder bei seinem Schiff. So ähnlich ist das auch in Obertauern.

Der Funpark für sprungfreudige Kinder

Wir haben Quartier bezogen in einer kleinen Ansiedlung am Ortseingang, die nur aus wenigen Hotels und Apartmenthäusern besteht. Die Filialen eines Skiverleihs und einer Skischule sind ebenfalls vertreten, so dass ein Abstecher in das etwa 2,5 Kilometer entfernte Ortszentrum dafür nicht zwingend nötig ist. Allerdings sind sich Schule und Skiverleih ihrer Quasi-Monopolstellung vor Ort offenbar durchaus bewusst, so dass sie beim Thema Service noch etwas Luft nach oben haben.

Auch – und ganz besonders – hier in dem vorgelagerten Ortsteil von Obertauern gilt: Die Lifte sind direkt vor der Tür. Nur wenige Meter vor dem Skikeller können wir die Bretter unterschnallen und zum Schrotteralm-Schlepplift oder zur Kehrkopf-Sesselbahn abfahren. Und genau hier liegt auch der Funpark „The Spot“, der für Snowboarder und Trickski-Fahrer rund 40 Elemente wie Sprünge und Slides, die für Eingeweihte auf so wohlklingende Namen wie „Roller Coaster“, „Kinked Box“ oder „Flat In-dustry Pipe“ hören. Ein Paradies also auch für unsere sprungfreudigen Kinder, die hier – direkt vor unserem Appartementhaus - die Liftzeiten bis 16.30 Uhr (im Frühjahr) jeden Tag voll ausnutzen.

Wellnessbereich mit Blick auf die tief verschneite Landschaft

Der Pool im „Tauernherz“
Der Pool im „Tauernherz“ © Das Tauernherz

Wir etwas Älteren nutzen derweil den Wellness-Bereich unseres Hauses „Tauernherz“ voll aus. Es ist erst vor gut einem Jahr eröffnet worden und bietet neben den Appartements auch Hotelzimmer. Frühstück gibt es auf Wunsch im Haus, à la carte kann im dazugehörigen Restaurant „Herzenslust“ gespeist werden. Das „Tauernherz“ überzeugt durch einen gleichsam modernen wie traditionellen Stil mit viel Holz sowie liebevoll und ansprechend designten Räumen. Und der Wellness-Bereich macht die Entscheidung zwischen Piste und Pool, zwischen Ertüchtigung und Entspannung auf den Liegen mit Blick auf die tief verschneiten Pisten jeden Tag aufs Neue extrem schwer. Der Infinity-Pool, drei Saunen und ein Dampfbad, großzügige Ruheräume mit hölzernen Kuschelecken und gemütlichen Matratzen sowie frisches Wasser machen auch einen Tag ohne Skifahren zum Genuss – oder eben einen Abend nach der Piste.

Die Kinder, die nach Liftschluss immer noch Bewegungsdrang verspüren, können sich nicht nur im Pool, sondern auch im Spielzimmer des Tauernherzes austoben. Wer dann immer noch Kraft hat, kann sich auf der hauseigenen Bowlingbahn endgültig die nötige Bettschwere erspielen.

Zweimal pro Woche kann man im Flutlicht fahren

26 Lifte gibt es im Skigebiet Obertauern
26 Lifte gibt es im Skigebiet Obertauern © Tourismusverband Obertauern

Die um den Ort zentrierte Lage des Skigebiets ist natürlich auch ein Vorteil, wenn der „Einkehrschwung“ in eine der zahlreichen Hütten sich etwas länger hinzieht. Die bei Touristen wohl bekannteste ist die Edelweißalm, die auf 1850 Metern Höhe mitten auf der Piste liegt. Tagsüber bereits gern und häufig als Ort für Frühschoppen, Mittagspause oder auch als Schutz vor dichtem Schneetreiben genutzt, geht spätestens ab 15.30 Uhr das Après-Ski-Vergnügen mit Live-DJ und entsprechend zum Mitgrölen geeigneter Musik los. Zweimal pro Woche, montags und donnerstags, geht es rund um die Edelweißalm bis in die Nacht weiter. Von 19 bis 22 Uhr ist die Edelweiß-Vierer-Seselbahn in Betrieb und eine etwa 1500 Meter lange Piste mit Flutlicht zum Nachtskifahren erleuchtet.

Wer es in der Mittagspause etwas dezenter mag, der findet in einer der vielen weniger zentral aber umso romantischer gelegenen Hütten und Restaurants ein freies Plätzchen. Ausreichend Kapazitäten, das betrifft übrigens auch die 26 Liftanlagen, sind jedenfalls ohne Frage vorhanden.

Uwe Seeler fuhr einst mit Skiern in die Diskothek

Wer einmal in Obertauern angekommen ist, der benötigt eigentlich kein Auto mehr. Für Selbstversorger gibt es im Ort einen kleinen Supermarkt, dessen Sortiment allerdings eingeschränkt ist. Sinnvoll ist es daher, sich einige Lebensmittel mitzubringen oder sie im 20 Kilometer entfernten Radstadt zu besorgen. Von nahezu jeder Herberge des Ortes ist „Ski in, Ski out“ ohne Weiteres möglich. Der nächste Lift ist in der Regel nur ein paar Schritte entfernt, die Pisten enden direkt im Ort. „In Obertauern trägt man Ski immer an den Füßen, nie auf der Schulter“, lautet ein den örtlichen Hoteliers zugeschriebenes Zitat. Diesen Satz, so eine weitere Anekdote, haben auch die „Schneeforscher“ rund um Franz Beckenbauer und Uwe Seeler einst sehr wörtlich genommen. „Bei einer unserer jährlichen Sitzungen haben wir uns zu vorgerückter Stunde die Brettln angeschnallt und sind in der Diskothek Taverne eine Treppe hinuntergeschliddert“, hat Uwe Seeler vor einigen Jahren der Münchener „tz“ erzählt. (Hinnerk Blombach)

+++ Tipps und Informationen +++

Anreise:
Mit dem Auto über die Tauernautobahn Salzburg-Villach bis zur Abzweigung nach Graz, von dort auf der Bundesstraße B99 bis Radstadt, dann der Beschilderung bis Obertauern folgen (20 km).

Mit der Bahn bis Radstadt, von dort gibt es einen Direktbus nach Obertauern.

Mit dem Flugzeug bis Salzburg (90 Kilometer) oder Klagenfurt (140 Kilometer), von dort gibt es Shuttleverbindungen.

Unterkünfte:

In Obertauern gibt es rund 150 Hotels, Pensionen, Gasthöfe und Ferienwohnungen aller Preiskategorien, sowie sechs Jugendhäuser. Beispiel: Das Tauernherz, Doppelzimmer ab 176 Euro (inkl. Frühstück), Appartement (2 bis 4 Personen) ab 139 Euro, www.tauern-herz.at

Skigebiet:

26 Seilbahnen und Lifte mit einer Kapazität von 50.248 Personen pro Stunde. 100 Kilometer Pisten, davon sind 61 Kilometer als leicht (blau), 35 als mittel (rot) und 4 Kilometer als schwierig (schwarz) nach internationalem Standard deklariert. Für den Langlauf sind mehrere Loipen mit bis zu 23 Kilometer Länge ausgeschildert und gespurt.

Termine:

5. bis 7. April 2019: Gamsleiten Kriterium - Österreichs größte Schatzsuche im Schnee

13./14. April 2019: Finale des Talentwettbewerbs „Next Austrian Snow Hero“

Bis 13. April und vom 24. April bis 1. Mai 2019: Sun & Fun Wochen: Attraktive Pauschalangebote in den Unterkünften

Weitere Informationen:

Tourismusverband Obertauern, Telefon +43-(0)6456-7252, E-Mail: info@obertauern.com, Website: www.obertauern.com