Berlin. Ob jemand im Laufe seines Lebens depressiv werden kann, lässt sich aus den Genen ablesen. Davon sind deutsche Forscher jetzt überzeugt.

Depression ist laut der Weltgesundheitsorganisation eine der häufigsten psychischen Krankheiten. Mehr als 300 Millionen Menschen weltweit leiden daran. Wer jedoch im Laufe seines Lebens daran erkrankt, konnte bislang nicht vorhergesagt werden. Das könnte sich jetzt ändern: Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie und die Maximilian-Universität München haben nun einen Test entwickelt, mit dem sich die Anfälligkeit für Depressionen aus den Genen ablesen lassen soll.

Das Forscherteam hat anhand von 460.000 Erwachsenen erstmals ein sogenanntes Risikoprofil, also eine Übersicht an Genvarianten erstellt, die bei Betroffenen besonders häufig auftreten. Anschließend glichen sie dieses Profil mit betroffenen und nicht-betroffenen Kindern und Jugendlichen ab – und stellten fest: Anhand der gefundenen Genvarianten lässt sich tatsächlich die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der eine Person in ihrem Leben an einer Depression erkrankt.

Depression beginnt häufig in der Kindheit

Studie: Krankentage wegen psychischer Probleme haben sich seit 2007 verdoppelt

Zwar kann die Krankheit in jedem Alter auftreten. Sie beginnt jedoch häufig bereits in der Kindheit und Jugend. Je früher man also weiß, ob ein hohes Risiko besteht, desto besser kann man dagegen vorbeugen. Denn: Neben dem Erbgut spielen auch andere Faktoren eine Rolle, darunter neurobiologische, soziale und psychologische.

Klinikdirektor Gerd Schulte-Körne sieht in diesem Ergebnis einen Meilenstein für das Verständnis von Depressionen bei Kindern: „Mit dieser Studie ist ein wichtiger Schritt in Richtung des Verstehens der komplexen genetischen Ursachen der Depression bei Kindern und Jugendlichen gelungen. Allerdings erklärt der Score nur ein erhöhtes Risiko und nicht die Erkrankung selbst.“

Studie: Was es heißt, wenn der Partner depressiv ist

Auch Max-Planck-Direktorin und Leiterin der Studie, Elisabeth Binder, merkt an: „Es gibt noch viel zu tun, um die frühzeitige Diagnose von Depressionen bei Jugendlichen zu verbessern. Wenn wir jedoch wissen, welche Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Depression entwickeln, haben wir die Möglichkeit, wirksame Präventionsstrategien einzusetzen und die enorme Belastung der Depression zu reduzieren.“ (vem)